Das Konstanzer Konzil 2. Teil
Den 1. Teil findest du hier:
https://schwabenfrau.blogspot.com/2019/08/das-konstanzer-konzil-1-teil.html
Das Haus zum hohen Hafen steht am Obermarkt - und mir hat es fast den Atem verschlagen - wer genehmigt den sowas.
Diese modernen Fenster im 1. Stock. In Stuttgart wäre das nicht möglich gewesen, oder aber dieses Haus steht nicht unter Denkmalschutz oder Erhaltungssatzung.
Hier habe ich auch mal ein Bild von meinem früheren Besuch von Konstanz im Jahr 2004 vorgestellt.
Da war es ein wenig gemütlicher.
Nun ist es ja so, dass selbst Richental vor den Liebesdienerinnen aufhört zu zählen, denn es waren wohl weit mehr als die genannten 800, denn er schreibt dann noch "ohne die heimlichen, die lass ich bleiben".
Auf einem Sockel, er besteht aus Resten eines ehemaligen Molenturmes, erhebt sich eine 9 m hohe, 18 Tonnen schwere, aus Beton gegossene Figur einer sehr spärlich bekleideten Frau mit einer Narrenkappe auf dem Kopf.
Auf ihren ausgebreiteten Armen trägt sie zwei nackte Männerfiguren. In der einen Hand sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen, eine Figur mit Papsttiara, in der anderen Hand, mit gespreizten Beinen, eine Figur mit Kaiserkrone. Sie hält einen Reichsapfel in der Hand.
Die Frauenfigur steht auf einem Rundtisch, der sich in vier Minuten um die eigene Achse dreht.
Bis heute weigert sich Peter Lenk zu sagen, um welche Personen es sich hier handelt. Aber, wenn man ein wenig schaut und auch die Bilder von den Herrschaften von damals anschaut, dann weiss man schon, um wen es sich hier handeln soll.
Den Sockel der Imperia bildet die älteste Pegelmessstation, nicht nur am Bodensee, sondern in ganz
Baden-Württemberg. Diese Pegelmessstation ging 1816 im damaligen Molenturm in Betrieb und blieb auch nach dem Abriss im Jahr 1890 erhalten.
Die Imperia ist eine Anspielung auf das Konzil in Konstanz.
Die Figur mit Kaiserkrone und Reichsapfel stellt die weltliche Macht, die kleine Figur mit Papsttiara die kirchliche Macht dar. Wie ich oben geschrieben habe, diente als Vorbild die Imperia aus Balzacs "La belle Imperia".
Sie ist eine Kurtisane, die sich zur Zeit des Konzils in Konstanz aufhält und die Geliebte von kirchlichen und weltlichen Würdenträgern ist.
Es gab vor allem seitens der katholischen Kirche manchen Disput um diese Skulptur. Dass Konstanz zur Zeit des Konzils aber ein großer Puff war, ist historisch belegte Tatsache.
Noch etwas, was mich schmunzeln hat lassen.
Auf dem Zeppelindenkmal, das seit vielen Jahren an der Hafeneinfahrt steht und das oben einen nackten Mann
(die Heldensagenfigur Wieland der Schmied) zeigt, über ihn hat sich noch Niemand aufgeregt. Der arme Kerl wird im wahrsten Sinne des Wortes beschissen.
Die geistlichen Würdenträger sind auch nur Männer.
Das Denkmal ist für den Pionier Graf Zeppelin, und Wieland der Schmied breitet sein Tuch wie einen Flügel zu Ehren der Flüge Graf Zeppelins.
Der Obelisk stammt vom Dresdner Bildhauer
Karl Albicker.
Das ganze Denkmal zu fotografieren war nicht möglich, weil unten die Leute gesessen sind.
Übrigens der Zeppelin fliegt immer noch am Bodensee, man kann ihn mieten und mit ihm fahren. ABER, ausgebucht und sehr teuer.
Die geistlichen Würdenträger sind auch nur Männer.
Nun begeben wir uns noch zur Abfallentsorgung im Mittelalter.
Was meinst du, wie es mit der Hygiene und der Abfallentsorgung bestellt war. Das müssen ganz schlimme Zustände gewesen sein. Die Leute waren den Mief aber gewohnt und merkten gar nicht, wie sie gestunken haben.
Ist ja bei manchen Leuten heute noch so.
Der Abfall und alles was so menschliche Abfälle hergaben, wurde auf die Straßen geleert und dann lief das in Kanälen in den Bodensee. Um einigermaßen durch den Dreck der Straßen zu kommen, schnallten sich die Menschen sogenannte Trippen unter die Füße. So ist es vorgekommen, dass man schon von weitem den Geruch einer Stadt riechen konnte. Manche Menschen brachten es wohl auch fertig, Städte am Geruch zu erkennen.
Hier geht es rein!
Ganz interessant fand ich es, zu sehen, wie es zwischen den Häusern diese Gassen gibt, die man sonst gar nicht zu sehen bekommt. Hier wurde jeglicher Abfall, alles was Menschen so von sich geben, hinausgeschüttet, ab in den Bodensee.
und hier wieder raus.
Gruselig ist es wirklich!
Umweltschutz? :-))
Der Bodensee war schmutzig und ich denke hatte eine Gewässergüte, die zu wünschen übrig gelassen hat. Aber es gab Fisch, weil es für die etwas zu futtern gab. Heute schimpfen die Fischer, dass es keine Fische mehr gibt, weil der See zu sauber ist.
Diese Gassen und Kanäle gab es noch bis zum Jahr
1878. Wenn man heute durchläuft, was nur im Rahmen einer Führung möglich ist, dann kann man sich das vorstellen. Hier lagert heute natürlich der Abfall fein sortiert in Mülltonnen und diese Gassen sind 2. Rettungswege der Häuser und Zugang für die Feuerwehr. Aber es ist schon nicht ganz geruchlos und es liegen auch einige tote Tauben herum. War schon ein wenig gruselig.
Heute wird es wieder sehr warm. Nutze den Tag und genieße ihn.Wir sind wieder mit dem Rad unterwegs.
Schönen Sonntag!
Quellen:
Peter Lenk
Stadt"füher" Konstanz
Stadt Konstanz
Marco Polo Reiseführer "Konstanz"
Kath. Pfarrbüro Konstanz
Kommentare:
AntwortenLöschenTolle Fotos und toller Text... müsste oft machen ☺ Die Fenster verhauen das wunderschöne Haus wirklich sehr. Ich mag zwar die Kombination von Alt und Modern, die Fenster wirken aber gar nicht harmonisch... Danke fürs Zeigen. Ich freu mich auf dem dritten Teil. Genieß den Sonntag!
AntwortenLöschenMir fallen solche Dinge eben gleich ins Auge, bin ja auch sensibilisiert,
Löschenwenn man jahrelang beruflich damit zu tun hatte.
Manchmal denke ich auch, das ist ein "Schwarzbau" oder das würde so niemals genehmigt werden.
Aber wo kein Kläger hier kein Richter. Ich denke so oft, wieviele Dachstöcke und Keller ausgebaut sind, ohne eine Genehmigung, aber wen kümmerts, wenn was passiert, dann zahlt keine Versicherung.
Lieben Gruß Eva
Ja, ja es sind die Männer und die Frauen??
AntwortenLöschenHervorragende Bilder und ein toller Text, das gefällt mir und ich
schau mir auch gerne schöne Frauen an.
Sie haben die Imperia aber ganz schön ins Bild genommen,
wunderbar.
Lieben Gruß Ihr Klaus Herwig, mehr mehr mehr!
Liebe Eva,
AntwortenLöschenso viele Erinnerungen hast Du wach gerufen, Danke ♥♥♥
In dem "goldenen Elefanten" habe ich mal gegessen! ;-)
Ich freue mich schon auf den 3.Teil.
Schönen Sonntag und liebe Grüße
moni
Hallo Eva,
AntwortenLöschenDie Stadtführung durch die Feuergassen steht auch noch ganz weit oben auf dem Programm und am 12. Oktober wird eine besondere Führung von der VHS angeboten "Dirnenleben – von Freien und Unendlichen Frauen Eine Stadtführung durch das mittelalterliche Konstanz", bestimmt auch sehr spannend.
Liebe Grüße
Burgi
Dann mach sie, bei uns steht im Oktober eine weitere Stadt auf dem Programm,
Löschendie genauso wichtig und interessant sein wird.
Nein, nicht Köln, aber eine Stadt , in der eine wichtige Erfindung gemacht wurde und
die sehr sehr wichtig war.
Lieben Gruß Eva
Ganz, ganz viele spannende Ecken hast du uns heute wiedr aus Konstanz mitgebracht - der Stadt die so viel zu erzählen hat.
AntwortenLöschenWauzt Ayka mit Anhang
Liebe Eva,
AntwortenLöschenwieder sehr interessant und ich habe wieder gelernt. Die Statue der Imperia ist besonders beeindruckt und dürfte wohl tatsächlich weltweit einmalig sein und auch einmalig ehrlich.
Städte am Geruch erkennen, die Vorstellung alleine lässt mich grausen, das muss fürchterlich gewesen sein. Für ist ja schon, der bisweilen auftretende Geruch eines so manchen Mitmenschen nur schwer erträglich.
Die Fenster im ersten Stock sind wirklich unglaublich, wer kommt denn auf so eine Idee? Schlimmer geht's nicht.
Ich wünsche Dir nochmals einen guten Start in die neue Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Liebe Eva,
AntwortenLöschenda hast du interessante Fakten zusammen getragen und schöne Fotos hast du mitgebracht. Das Haus sieht wunderschön aus - naja, bis auf die Fenster. Die Imperia ist beeindruckend. Diese Gassen sind aber wirklich sehr eng. Platzangst darf ein Besucher da nicht haben ;-)
Liebe Grüße vom Emma und Lotte Frauchen