Bunkerwanderung durch das Saubachtal und den Bruchwald zum Museumsbunker Ro 1 in der Brandhalde in Bietigheim
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Schon lange hatte ich mich auf diesen Tag, den 26.03.2023 gefreut.
Ich hatte an diesem Tag eine Bunkerwanderung bei Till Kriener vom Arbeitskreis für Bunkerforschung in Bietigheim gebucht, um noch mehr über die Neckar-Enz-Stellung, die hier im Umkreis verläuft und über die Bunker, die sich dort befanden, zu erfahren.
Was heißt nun Bunker, man sagt ja auch, dass man etwas bunkert.
Im weitesten Sinne kann man sagen, dass man etwas verbuddelt bzw etwas vergräbt.
Das Wort "Bunker" kommt wohl aus Skandinavien.
Es bedeutet wohl auch einen Flecken Sand, in dem man etwas vergräbt.
Man gräbt einen Schutzstand in die Erde.
"Bunker"
Vor Jahren habe ich auch mit Till eine Bunkerführung durchgeführt, damals im Pulverdinger Forst bei Hochdorf, die war auch interessant und ich bin dann ein paar Wochen später nochmals dort hin gefahren, aber ich habe die Bunker nicht mehr gefunden. Es verändert sich tatsächlich alles im Laufe der Zeit
Dieser Sonntag hatte es tatsächlich in sich, schon Tage vorher hatte es geregnet und es regnete auch an diesem Sonntag und ich überlegte mir, ob ich denn hier mitwandern sollte.
Aber, wann hat man schon mal Gelegenheit, so eine Bunkerwanderung mit Erklärung zu erwandern und vor allem, zu sehen, wo es noch welche gibt.
An manchen Bunkern bin ich tatsächlich schon vorbeigeradelt. Ich hätte nie im Traum daran gedacht, dass sich in dieser Gegend im Bruchwald und am Enztalradweg, noch Bunker befinden.
Ich kenne zwar doch einige gesprengte Bunker, davon sind zwei Bunker noch erhalten und den einen Bunker in der Brandhalde den haben wir dann am Schluß unserer Wanderung besichtigt.
Gegen Mittag dann, als ich mich auf den Weg machte, kam dann die Sonne heraus und es schien, dass sich das Wetter bessert. Nee, eben nicht, wir haben alles durchgemacht, Von Schnee, Graupel, Wind, Regen, es war alles dabei und wir sind fast im Dreck und Schlamm versunken. Das war alles nicht ohne. Aber davon dann wieder im Laufe dieses Posts.
Nun aber erst mal zur Geschichte der Neckar-Enz-Stellung, die uns Till erst mal erzählte.
Die Neckar-Enz-Stellung hatte die Aufgabe einen Durchbruch feindlicher Infantrie und mobiler Feldartillerie aufzuhalten.
Die Flüsse Neckar und Enz dienten hier als Panzerhindernisse, so konnte man hier auch Sperren errrichten und das Gebiet überfluten lassen.
Am 28.Juni 1919 nach dem Ersten Weltkrieg unterzeichnete das Deutsche Reich den Friedensvertrag von Versailles.
Dieser Vertrag beschnitt die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands ganz erheblich.
So sah er die Beschränkung der Reichtswehr auf 100 000 Man vor und verbot die Beschaffung und Unterhaltung von schweren Waffen. Das waren Panzer oder Flugzeuge und er untersagte auch den Aufbau von militärischen Festungsanlagen westlich und 50 Kilometer südlich des Rheins.
Reichspropagandaminster Joseph Goebbels verkündigte am 14. Oktober 1933 nicht mehr an den Verhandlungen der Genfer Abrüstungskonferenz teilzenehmen und Deutschland verließ dann fünf Tage später den verhassten Völkerbund.
Adolf Hitler hatte nie vorgehabt internationale Rüstungsbeschränkungen oder gar eine Kontrolle durch den Völkerbund zu akzeptieren. Er betrieb bereits in der Weimarer Republik die heimliche Wiederaufrüstung.
Nach wie vor gab es mit Frankreich große politische Spannungen und man fürchtete gerade durch diese Aufrüstung einen Überraschungsangriff von Frankreich.
Ab Oktober 1934 wurde die Neckar-Enz-Stellung erkundet und die meisten Bunker entstanden.
Mehr Information zur Neckar-Enz-Stellung findet man hier.
Ich finde es sehr interessant.
https://de.wikipedia.org/wiki/Neckar-Enz-Stellung
Der Saubach ist ein ca. 2,9 Kilometer langer Nebenfluß der Enz, der auch hier in Tamm vorbeifließt und in dem immer wieder gerne Kinder spielen.
Der Bruchwald ist ein Gewerbe-, Wohn- und Sportstättengebiet.
Ich war doch recht erstaunt, dass sich soviele Leute, männlich und weiblich angemeldet hatten.
Nach eine kurzen Einführung von Till ging es dann durch das Saubachtal,
dass es hier Salamander gibt, wußte ich nicht und ich bin wohl an diesem Salamander und dem Schild immer vorbeigeradelt.
Der erste Bunker,
Bauwerk RO 5 / 350
Bezeichnung: MG Schartenstand
Betonvolumen: 129 cbm
Besatzung 1 - 4 Mann
Panzerteile 7 P7,
MG Schartenplatte mit Schieberschartenverschluß
Dieser gesprengte Bunker ist von unten nur einzusehen, wenn man weiß, dass er dort oben ist und es war uns freigestellt hier hinaufzugehen. Manche gingen nicht hinauf, denn es war ganz schön schlammig und man mußte schon sehr aufpassen.
Ich finde, dass es sich gelohnt hatte.
Oben angekommen sah ich soviel Bärlauch und Schlüsselblumen es war eine Pracht.
Solche Bunkeranlagen sollen gut für die Natur sein.
Fledermäuse und viele Tierarten können sich in den Spalten verstecken und auch die Pflanzen können sich durch den Umstand, dass die Bunker recht einsam liegen und nicht einsehbar sind, entwickeln. So kommen nur wenige Leute dorthin.
Teilweise entfalten sich in solchen Bunkeranlagen auch seltene Pflanzen.
Tja und dann stand ich irgendwie nicht richtg und ich rutschte ab, packte noch im Fallen ein Bäumchen, das auch unter dem Schlamm gelitten hatte und ich rutschte mit Bäumchen und der Camera den Berg hinunter und verdrehte mir den Fuß.
Aber immerhin ich mußte nicht mehr runterklettern und war somit schon unten, während die anderen so langsam ankamen.
ABER, sonst bin ich immer bei den Ersten beim Laufen, hier wankte ich leider immer mehr im hinteren Bereich mit.
Mein Fuß tat schon weh und es stand noch eine dreistündige Wanderung vor mir, aber wie ich schon sagte nur die Harten kommen in den Garten.
Ein gutes Stück weiter im Bruchwald stand einmal der Bunker,
Bauwerk UB 15 /345
Bezeichnung : Unterstand
Baujahr 1935
Betonvolumen 157 cbm
Besatzung: 1 - 8 Mann
Keine Panzerteile
Viel ist nicht mehr zu sehen, da viele Teile auch weggeräumt und für andere Zwecke verwendet wurden.
Artilleriebeobachtungshochstand.
Ich war noch nie an dieser Stelle, die an einem Weg liegt und wenn ich hier gewesen wäre, ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass es das Fundament dieses Hochstandes ist.
Baujahr: 1935
Betonvolumen: 14 cbm
Panzerteile : 58 P8
Zeichnung bei Till Kriener
Vom Bruchwald aus ging es quer durch Bietigheim humpelnd weiter.
Immer am Schluß. Ich habe mich schon geärgert.
Eines muß ich auch sagen, man bekommt hier auf so einer Bunkerwanderung Dinge und Wege zu sehen, die ich so nie kennengelernt habe.
An der Strecke der alten Eisenbahnlinie befindet sich das
Bauwerk HB 5 / 343
Bezeichnung: MG Scheinanlage
Baujahr: 1936
Betonvolumen: 18 cmb
Besatzung: 1 - 4 Mann
Keine Panzerteile
Beim Anblick dieses Bunkers, ist es mir ganz anders geworden.
Wie diese Soldaten gelebt haben. Der Bunker ist gerade mal
3,5 m lang und ca. 2,5 m breit.
Diese Scheinanlage der Neckar-Enz-Stellung verfügte nur über eine MG Schießscharte und sollte feindliches Feuer auf sich lenken.
Die Vorderseite der Anlage kann man noch sehen und in die offene Scharte kann man einen Blick werden in den Bunker werfen.
Aber als wir dann weiter über die Strecke der alten Eisenbahn gingen und zum Enztalradweg hinunter, das war wirklich grenzwertig.
Erst mal diese Treppe hinunter, die so rutschig war und der Schlamm hinunterlief und man wirklich aufpassen mußte. Dann kam der Wind und der Regen kam und der war heftig. Gut manche spannten den Schirm auf und der flog dann davon. Ich hatte gottseidank meine Regenkleidung dabei aber dennoch, es war nur noch schlimm. Kein Unterstand nichts, aber die Wanderung ging weiter. Wo sollten wir denn auch hin,
Allmählich wurde es besser und wir bogen nach links ab in eine Wiese, die auch unter Wasser stand. Super, dann kam wieder die Sonne und wir waren dann am
Bauwerk B16 / 337
Bezeichnung MG Schartenstand mit Gruppe
Baujahr: 1935
Besatzung 2 - 16 Mann
Betonvolumen: 200 cbm
Panzerteile: 7 P7, MG Schartenplatte mit Schieberschartenverschluß
MG= Maschinengewehr
Dieser Bunker ist schon gewaltig, ich fahre ja oft auch dem Enztalradweg, aber dass sich hier ein Bunker befindet, hätte ich auch nie gedacht. Da gehe ich nochmals hin, wenn besseres Wetter herrscht.
Ein riesiger Bunker, nun ja für immerhin bis zu 16 Mann. Wir konnten sogar reingehen und rumlaufen. Das geschieht, wie immer bei Bunkerführungen auf eigene Gefahr.
Ich habe ja inzwischen schon einige gesprengte Bunker auf meinen Touren besichtigt, aber so groß habe ich noch keinen gesehen.
Man muß auch hier im Bunkerinnern aufpassen, wohin man tritt.
Aber interessant ist das alles schon und schaut man diese Eisenarmierungen an und was hier Beton verbaut wurde, dann kommt man ins Staunen.
Es gibt ja den Verein Arbeitskreis für Bunkerforschung und die Leute machen das sehr gut und schauen auch nach den Bunkern.
Dabei war auch ein junger Mann mit ca. 16 Jahren, der war voll bei der Sache und hat mir nachher im Museumsbunker sehr vieles erklärt.
Hier auf dem Feld, auf dem dieser gesprengte Bunker, sein Dasein fristet, findet man jede Menge Bärlauch, es war schon gewaltig. Am liebsten hätte ich welchen gepflückt, aber wir hatten noch eine kleine Strecke zu wandern und waren alle ziemlich durchgeweicht
Ich friere nicht gleich, aber mir war wirklich kalt.
Bauwerk Ro 1 / 346
Bezeichnung: M'G-Schartenstand mit Gruppe
Baujahr: 1935
Besatzung: 3 - 18
Betonvolumen: 193 cbm
Panzerteile; 7 P 7, 7 P7, MG Schartenplatte mit Schieberschartenverschluß.
Es ist schon recht schwierig hier in die kleine Türöffnung reinzukriechen und dann taucht man in eine ganz andere Welt. Eigentlich sollte man hier reinrobben.
Das ist original.
Unglaublich die Betten. Einer der Jungs hat mir erzählt, dass er mal in so einem Bett genächtigt hat, nie wieder.
https://de.wikipedia.org/wiki/MG_08
MG 34
Wir haben vor einiger Zeit diese Funkfeueranlage bei Aldingen entdeckt.
Ist auch sehr interessant.
https://schwabenfrau.blogspot.com/2021/10/funkfeueranlage-venusberg-bei-aidlingen.html
Ich bekomme am Ostersonntag Besuch vom Enkel, der Schwiegertochter und dem Sohn.
Das Wetter wird ja schön und am Ostermontag ist eine größere Tour geplant, allerdings fernab von den vielen Leuten, die sicherlich ihre Ostergeschenke ausprobieren.
Kommentare:
AntwortenLöschenDie Relikte der Vergangenheit ... überall sind sie noch zu finden ... auch bei uns.
AntwortenLöschenHätte ich mir auch gern angesehen.... aber derzeit sind unsere Reiseziele in anderen Richtungen.
Wenn auch manchmal vom Wege abweichend, wie ins Erzgebirge. Mal sehen, wohin es uns in diesem Jahr noch so verschlägt.
Dein Spruch unten bezüglich der DSGVO gefällt mir! Besonders auf Telegram betteln so Einige um Spenden. Entweder es ist echter Widerstand oder gar keiner und noch dazu handelt es sich um Leute, die wirklich viel Geld von Haus aus haben ... oft kontrollierte Opposition .. . die habens "besonders" nötig. ;-)
Tja, wer weiß, was von unserer Zeit irgendwann einmal für Relikte übrig bleiben ...
Liebe Grüße auch hier
Sara
Guten Morgen Sara,
Löschenschön von dir zu hören.
Es ist ja auch im Bloggerland so, dass viele betteln und ich würde nicht im Traum daran denken, hier etwas zu spenden. Nur, weil Jemand seinem Hobby nachgeht, was zu spenden. Ist doch jedermanns Privatvergnügen.
Liebe Grüße Eva, ich auche mir gerne solche Dinge an. Das glauce ich dir gerne, dass es in den neuen Bundesländern vieles zu sehen gibt.
Ich lese gerne diesen blög, spannend, was er immer zu erzählen hat. Es ist etwas ganz anderes, als Socken stricken. Jene Tag bin ich gespannt darauf, was er wieder bietet. Heute ist es nochmals interessant.
LöschenFreundliche Grüße ein Bunkermitwanderer
Hallo Eva,
AntwortenLöschensehr interessant deine Wanderung, das hat sich ja trotz des Wetters und deinem Ausrutscher gelohnt.
Im der Eifel gibt es die Gemeinde Hürtgenwald, dort wurde im Forstwald als Teil des Westwalls Bunker gebaut, und das wird dann auch ein Ziel werden.
Schöne Ostern wünsche ich dir auch und sucht der Enkel noch bei dir nach einem Osternest?
Viele Grüße
Hannelore
Hallo Eva..das ging ja nochmals glimpflich aus bis auf das arme Bäumchen:)))) hättest du Socken gestrickt wärst du vielleicht vor Langeweile vom Sofa gekippt und auch das kann blöd enden :)))) auf jeden FALL wünsche ich dir mit deinen Lieben ein frohes Osterfest..alles Liebe Inge
AntwortenLöschenLiebe Eva,
AntwortenLöschensehr, sehr interessant, da wäre ich auch mitgelaufen. Hier bei uns gibt es auch noch so einige Überreste, auch Bunker, allerdings alle gesprengt, viel kann man nicht sehen. Ich hoffe, Deinem Fuß geht es wieder besser. Das hätte bestimmt auch nicht jeder gemacht, nach dem Sturz noch drei Stunden mitwandern.
Ich wünsche Dir wunderschöne Ostern und alles Gute.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Danke der Nachfrage Wolfgang,
Löschender Fuß ist immer noch geschwollen. Das mag sein, dass nviele das aufgegeben hätte, aber ich gehöre nicht zu denen und deshalb gehe ich trotzdem morgen auf das Rad.
Etwas abseits, denn es wird wohl einiges auf den bekannten Strecken los sein.
Liebe Grüße und einen schönen Tag.Ag.