Gewissen kann nur sein, wo WISSEN ist. *Erhard Blanck*

Das Gute steht allein für sich, das Böse braucht die Menge. *Erhard Blanck*

"Wer weiß, wie Gesetze und Würste zu Stande kommen, kann nachts nicht mehr ruhig schlafen." *Otto von Bismarck*

Der alte Friedhof in Ludwigsburg

Mitglieder des Königshauses, des Hofstaats, des Militärs und des Bürgertums, auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg liegen sie einträchtig beieinander, die Repräsentanten des alten Ludwigsburg. Wer hierher zu Besuch kommt, taucht ein in die Geschichte der Stadt. 


Die Bürger von Ludwigsburg waren stolz darauf, dass der letzte König von Württemberg mit seiner Familie hier seine letzte Ruhstätte gefunden hat. 
1848 wurde Wilhelm II. in Stuttgart geboren. Dennoch hat er immer wieder versichert, dass er ein guter Ludwigsburger sei. Gestorben ist er am 2. Oktober 1921.







Nelken am Grab von Wilhelm II. Er liebte Nelken und hatte auch eine Nelkenzucht.
Seine Liebe zu Nelken hat er von seiner ersten Frau sozusagen geschenkt bekommen.
Prinzeß Marie von Waldeck. Sie wirst du noch kennenlernen. 
Diese Nelken sind aber nicht frisch, sondern aus Plastik.
Schon erbärmlich, oder? Da hat das Haus Württemberg soviel Geld und tut so wenig für diese Grabpflege.


Der bürgernahe Monarch mußte nach dem Krieg und der Revolution 1918 abdanken. Er war tief enttäuscht von den Stuttgartern, sie zwangen ihren König zur Abdankung.  Wollten es aber nicht selbst tun und so heuerten sie Marinesoldaten aus Lübeck an und diese drangen dann mit revolutionären Anführern ins Wilhelmpalais in Stuttgart ein.  

Wilhelm II. von Württemberg hat das den Stuttgartern nie verziehen und hat Stuttgart auch nie mehr betreten, auch nicht nach seinem Tode. 


Wilhelm II. von Württemberg zog sich nach Bebenhausen bei Tübingen zurück und verfügte, dass nach seinen Tod der Leichenzug um Stuttgart herum nach Ludwigsburg geleitet werde. So geschah es dann auch.

 "Bürgerkönig" Wilhelm II. von Württemberg, die Stuttgarter begrüßten ihn bei seinen Spaziergängen der Legende nach mit den Worten:
"Grüß Gott, Herr König".
Mein Vater geboren 1901, hat immer wieder erzählt, dass er den König mit seinen zwei Hunden (Spitz) die Königstraße hat rauf und runter gehen sehen. 
Wilhelm II. von Württemberg war ganz anders, als sein machthungriger, eitler Namensvetter in Berlin.

Er förderte Frank Wedekind, der wegen "Majestätsbeleidigung" von Kaiser Wilhelm II. in Berlin Deutschland verlassen mußte.
Wedekind wurde aber später nach seiner Rückkehr nach Deutschland verhaftet und mußte seine Strafe auf der Festung Königsstein absitzen. 

Dieser machtgeile Kaiser Wilhelm II. aber der mußte ja auch abdanken und ging dann ins Exil nach Holland. 

Als am 28.Juni 1914 der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand von dem Serbisch-Bosnischen Attentäter
Gavrilo Princip ermordet wird, stellt Kaiser Wilhem II. in Berlin dem österreichischen Kaiser eine Carte Blance aus und kämpft mit seinem Bündnispartner. Damit beginnt der 
1. Weltkrieg.

Im Hof der Infanteriekaserne (heutiger Rotebühlbau) in Stuttgart  spricht Wilhelm II. von Württemberg mit gebrochener Stimme zu seinen Soldaten. Es es heisst, er hätte Tränen in den Augen gehabt.

 Manche Menschen sagen, er hätte sich ja als württembergischer König dem Befehl aus Berlin widersetzen können. Aber hier siegte wohl auch die Lojaltät zu 
Kaiser Wilhelm II. in Berlin.

Ende der 90er-Jahre wurde das in die Jahr gekommene Denkmal saniert. Schade, dass man davon nicht mehr sieht, denn das Grabmahl ist alles andere als gepflegt.
In der Regel hat immer der Chef des Hauses Württemberg am Totensonntag einen Kranz niedergelegt.

Es liegt ein Kranz vor dem Grab, der ist aber nicht mehr frisch.
 
Württembergische Geschichte ist spannend und interessant und ich wurde hier von meinem Kollegen dem Bärle immer ganz gut eingearbeitet. Er ist Stadtführer in Stuttgart und ist hier sehr bewandert, was württembergische Geschichte betrifft. 



Der Alte Friedhof in Ludwigburg ist ein einsamer Ort inmitten dieser immerhin 542.630 (2018) Einwohnern umfassenden Stadt. Kaum jemand stört die Ruhe der in dem Winkel zwischen Schorndorfer Straße, Harteneckstraße und Meiereistraße Bestatteten. 
Zwar dringt immer wieder der Lärm von gelegentlichen Martinshornklängen am Krankenhaus aber trotz allem ist es ein sehr stiller Ort umgeben von einem wunderbaren alten Baumbestand und viel Ruhe.  


Weit zurück reicht die Geschichte dieses Gottesackers.
Im Jahr 1761 war er außerhalb der damals ganz neuen Stadtmauer angelegt worden. Die Reste sind noch entlang der Harteneckstraße zu sehen.  
Es gab noch einen vorherigen Friedhof im Bereich des heutigen Arsenalplatzes, den hatte man aber aufgegeben.

Die Grabstätte Wilhelms II. ist die bedeutendste, 





das Mausoleum für den Reichsgrafen und Staatsminister Johann Karl von Zeppelin (1766-801) das aufwendigste. 
Er war ein älterer Bruder des späteren württembergischen Außenministers Ferdinand Ludwig von Zeppelin im Dienst von Herzog Friedrich von Württemberg, der von seinem frühen Tod tief betroffen war. Er ließ die Inschriften
"Dem vorangegangenen Freunde" und "Die der Tod getrennt, vereinigt das Grab am Mausoleum anbringen. 



Der Herzog wollte später auch in derselben Gruft ruhen, wozu es dann jedoch nicht gekommen ist. 
Andere Inschriften auf dem Alten Friedhof sind weniger deutlich zu sehen. Verwitterung und Bewuchs haben sich dort ihr Zuhause gemacht. Die meisten Gräber wurden aufgehoben, nur die künstlerisch oder historisch bedeutsamen Grabstein hat man stehen lassen. 

Neben dem Mausoleum steht die 

Trauernde Freundschaft 

Nein, das ist sie nicht, sie steht im Mausoleum. Diese Figur hat nichts mit Dannecker zu tun. 

Siehe unten Kommentar von Elisabeth. 





geschaffen von 

 Johann Heinrich Dannecker

den man in Stuttgart immer wieder begegnet auch ihn findest du auf mein Blog, er gehört einfach zu Württemberg. 
Man entdeckt, wenn man an den von Bäumen gesäumten Grabsteinen und Kreuzen entlang geht, viele weiter prominente Persönlichkeiten aus der Geschichte Ludwigsburgs. Ein schwarzer Obelisk wurde über dem Grab des Schriftstellers David Friedrich Strauß (1808-1874) errichtet. Dort liegen auch weitere Mitglieder der Familie Strauß, wie Friedrich Strauß, der 1940  19-jährig im 2. Weltkrieg in Frankreich starb. 

Der Sänger Anton Schott 1846 bis 1913) ist hier beerdigt, ebenso der Orgelbauer Eberhard Walcker (1850 bis 1926), der Erfinder des Phosphorzündholzes Jakob Friedrich Kammerer (1796 bis 1857) seine 2. Tochter Emilie, war die Mutter von Frank Wedekind, der Generalleutnant Friedrich Roeder (1780 bis 186/) und der General der Infanterie, Kurt von Greiff (1876 bis 1945)






Zu sehen sind Gräber von Soldaten aus den beiden Weltkriegen, von russischen Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern und Bombenopfern, Kriegerehrenmale und ein Gedenkstein für die Opfer von Gewaltherrschaft erinnern an düstere Zeiten. 








Am Totensonntag gibt es immer eine Gedenkfeier mit musikalischer Umrahmung in der Aussegnungshalle,
hier war ich am Totensonntag 2019 und hier entstanden auch die Bilder, die ich heute zeige. 




Stellvertretend für alle Menschen, die gefallen sind, habe ich hier dieses Kreuz fotografiert. Der junge Mann war gerade 18 Jahre alt, als er sein Leben verloren hat. Mir gibt das immer einen Stich ins Herz. Wir können froh sein, dass wir in einem freien Land leben und doch, es gibt soviele, die nicht zufrieden sind.


Als ich vor vielen Jahren den ersten Soldatenfriedhof in Monte Cassino besuchte, war mein Sohn gerade 20 Jahre alt. Alle diese Männer, die hier begraben sind, waren zwischen 18 und 30 Jahre alt. Die Schlacht um Monte Cassino war eine der verlustreichsten Schlachten auf beiden Seiten.Während ich hier schreibe, denke viele, "das interessiert mich nicht!". Oder??












Ich weiß, wir haben heute den 5. Dezember und es ist die Adventszeit, aber ich habe es einfach nicht geschafft, den Beitrag letzte Woche zu zeigen, aber auch in der Adventszeit kann man ja auch ruhig einen Friedhof besuchen und dem einstigen König von Württemberg,  seinen Frauen und seinen Kindern seine Ehrerbietung erweisen. 

Ich bin überzeugt, du bekommst noch soviel von der Württembergischen Geschichte erzählt. Sie ist interessant auch die vielen Verwicklungen usw. sind schon lesenswert.
Manchmal bin ich selbst erstaunt, was dabei herauskommt. 
Aber immer auch denken, nicht alles was im Internet steht, ist richtig manchmal muß man auch in Archive und Biblotheken gehen. 

Mehr über die württembergische Geschichte und auch die Frauen kannst du hier auf dem Blog erfahren. 
Gib einfach Württemberg ein oder klicke hier drauf und schon bist du dort.  

Die 5 Fragen von Nic folgen heute Abend. 


Kommentare

  1. Es ist sehr interessant, was du uns über diesen alten Friedhof zu erzählen hast.
    Liebe Grüße!

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  2. Guten Morgen Eva,

    Die alten Friedhöfe sind so stimmungsvoll und friedlich. Deine Bilder sind absolut wunderschön und zeigen den Charme des Herbstes. Liebe Grüsse, riitta

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  3. Ein schöner Bericht von diesem Friedhof der so viel altes. trübsinniges und doch so friedvolles in sich birgt!
    Lieben Gruss Elke

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  4. Ein schöner Friedhof und alles sehr würdig gestaltet ohne ein Zuviel bei diesen bedeutenden Persönlichkeiten.
    Ähnliche Gedanken hatte ich bei einem Besuch auf Arlington. So viele junge Männer, die in dem sinnlosen Vietnam Krieg gestorben sind.

    Freue mich, dass du die Bilder noch zeigst.

    Liebe Grüße
    Arti

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    1. Liebe Arti,
      du warst in Arlington, sehr schön. Dort ist mein Schwager, er war
      als amerikanischer Offizier in Vietnam seit letztem Jahr beerdigt.
      Ganz berühmte Leute sind dort.
      Lieben Gruß Eva
      die noch nie in Arlington war.

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  5. So jetzt hatte ich Zeit und Musse um deinen Beitrag zu lesen. Interessant wenn man sich Zeit nimmt und du hast gründlich recherchiert. Alte Friedhöfe besuche ich auch gerne und die Stille und Ruhe hast du auf den Bildern gut eingefangen.
    L G Pia

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  6. Sehr schöne Seite und sehr schöne Bilder. Rein inhaltlich ein Tipp: Die Trauernde Freundschaft steht im Mausoleum. Die Figur daneben hat nichts mit Dannecker zu tun.

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    1. Herzlichen Dank, das stimmt, bei einer Führung wurde uns das aber so gesagt.
      Liebe Grüße E. H.

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  7. Der Friedhof ist wunderschön, liebe Eva, ich war als Kind oft dort, meine Mutter wohnte mal ganz in der Nähe. Ich mag es gerne, über alte Friedhöfe zu gehen und die Ruhe dort zu genießen. Wir waren vor ein paar Jahren in Wien und der Zentralfriedhof war schon richtig toll anzuschauen. Auch hier bei uns in Stuttgart mag ich den Waldfriedhof sehr, aber auch den Fangelsbach- und den Pragfriedhof.

    Viele Grüße

    Anni

    PS. Die Einwohnerzahl von Ludwigsburg erscheint mir doch etwas hoch. Der Landkreis Ludwigsburg hat per Ende 2019 etwas mehr als 545.000 Einwohner (Quelle: Statistisches Bundesamt/destatis), die Kreisstadt selbst knapp unter 100.000 (ich glaube, so um die 93.500) Einwohner.

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    1. Stimmt es ist der Landkreis gemeint.
      Ludwigsburg hatte 2019 = 93.584 Einwohner.
      Lieben Gruß Eva

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