Das Erbe des Kommandanten
Am Montag 27.01.2020 hat sich zum 75. Male die Befreiung des Lagers Auschwitz durch die Rote Armee gejährt. Aus diesem Grunde haben die evangelische Kirchengemeinde Langenburg und der Männertreff des CVJM Langenburg zu einer Vortragsveranstaltung eingeladen.
Der Vortrag begann um 20.00 Uhr und hier war ich bei einem Vortrag von Rainer Höß
Zitiert wurde auch anschließend der Satz:
"Verdrängen hält die Erlösung auf, Erinnerung bringt sie näher."
Als Jugendlicher liest Rainer Höß bei einem Besuch im ehemaligen KZ Dachau auf Erklärtafeln immer wieder den Namen Rudolf Höß.
Rainer Höß hat seinen Opa nicht kennengelernt, er kam erst Jahre nach dessen Tod zur Welt. Er fragt seinen Vater, den Sohn von Rudolf Höß. Doch der antwortet, es müsse sich wohl um einen Schreibfehler handeln, eine Verwechslung mit Rudolf Hess.
Die Nachfahren wollen von Massentötungen und Vernichtungslagern nichts wissen, verharmlosen den Opa als treuen Soldaten und Gefängnisleiter. Rainer Höß bricht den Kontakt zur Familie ab, als er aus Büchern erfährt, wer sein Großvater wirklich war:
Rudolf Höß baute das Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau auf und leitete es von 1940 bis 1943. Nach Ende des Krieges wurde er 1947 in Polen als Kriegsverbrecher zum Tod verurteilt und am Ort des ehemaligen Lagers gehängt.
Rudolf Höß wurde am 16. April 1946 gehängt. Der Galgen stand in Blickrichtung zu seinem ehemaligen Wohnhaus.
Dieser Link zeigt Rudolf Höss am Galgen, ich überlasse es Jedem selbst, das anzuschauen.
https://www.thinglink.com/scene/886570286550351872
Dieser Galgen ist heute ein wichtiger Ort für Rainer Höß. Er besucht ihn bei jedem seiner Besuche in Auschwitz zuerst. Bevor er mit Schulklassen über das Gelände geht, wo mindestens 1,1 Millionen Menschen getötet wurden, braucht er dieses ganz persönliche Ritual.
Wie sich auch die Frau von Rudolf Höß benommen hat und sich aus der Kleiderkammer bedient hat. Sie konnte alles brauchen wie z.B. Damasttischdecken usw.
Frau Höß sagte immer wieder, dass die Jahre in Auschwitz ihre schönsten waren!!!!!!
Identifiziert hat man Rudolf Höß anhand seines Eheringes, der sehr schwer vom Finger abgenommen werden konnte.
Zu diesem Ring gibt es im Buch eine gesonderte Geschichte.
Mich hat es mitgenommen, wie Rainer Höss erzählt, dass er den wundervollen Wolljanker seines Vaters geerbt hat, den dieser selbst als Kind getragen hat. Rainer Höss war stolz auf diesen Janker, bis er später dann erfahren hat, dass dieser Janker einem kleinen Junge gehörte, der in der Gaskammer umgekommen ist.
Es ist kein Buch zur Unterhaltung, im Gegenteil, aber ich möchte noch viel mehr wissen und das auch eventuell meinem Enkel zu gegebener Zeit weitergeben.
Gleich neben dem Wohnhaus der Familie Höss rauchte der Schornstein des Krematoriums, es hat keinen Menschen interessiert, warum es hier geraucht hat. Es gibt auch Dinge, die von Häftlingen des Lagers hergestellt wurden, wie z.B. Spielzeug und ein schmiedeeisernes Tor.
Im Garten traf man sich zu kleinen Tee- und Kaffeestunden und plauderte vergnügt.
Ich möchte hier auch keine große Rezension geben, weil das Jeder für sich entscheiden muß, ob er das Buch lesen möchte oder nicht. Ich habe wieder eine Menge dazu gelernt, obwohl ich schon in Auschwitz war.
Kommentare:
AntwortenLöschenAusschwitz habe ich mir noch nicht angeschaut, aber Birkenau und auch wärend ich das hier lese, läuft es mir kalt den Rücken herunter, zu was der Mensch fähig ist? Der Verstand versucht es zu erfassen, aber es gelingt nicht ganz! Das 'Warum' wird sich wohl nie so ganz ergründen lassen, man muss sich damit begnügen, das es leider so war. Ich könnte mir gut vorstellen dieses Buch zu lesen.
AntwortenLöschenLG Heidi
Das war das Beste, was der Enkel tun konnte, sich mit den Tatsachen zu konfrontieren und sich dann loszusagen. Ich frage mich oft. ob nicht deshalb so viele hierzulande einen an der Klatsche haben, weil sie diese unbewältigten Grausamkeiten in ihrem Familienleben aushalten mussten. Ich denke da an die Frau des berüchtigten Wilhelm Bogner von Ausschwitz ( die ja hinterher in Bietigheim gelebt haben ), die im Dokumentarfilm behauptet, nichts gewusst zu haben ( https://www.youtube.com/watch?v=CXzdxYgXSeM ). Oder die - auch rechtskräftig verurteilte - inzwischen über 90jährige Aufseherin aus Bergen -Belsen, über die ich gestern einen kleinen Film gesehen habe (https://www.youtube.com/watch?v=bvbiFnaQtgQ), die sich an nichts mehr erinnern kann/mag. Ich kann diese Verlogenheit bis heute, 75 Jahre später, nicht fassen.
AntwortenLöschenDir einen schönen Sonntag!
Astrid
Komisch, meine Eltern und meine Großeltern haben immer gewußt, was hier geschehen ist.
LöschenAber gesprochen haben sie darüber kaum.
Meine älteste Schwester hat mir einemal erzählt, dass sie überall die Leute gesehen hat,
die mit dem Hitlergruß gegrüßt haben.
Sie hat das auch mal im Beisein meines Großvaters gemacht und der hat sie nachher furchtbar verhauen. Sie soll das nie wieder machen, sonst bekommt sie nochmals Schläge.
Mein Großvater war Bürgermeister von Cleversulzbach, hat aber immer den Hitlergruß verweigert, und gesagt, dass er mit dem rechten Arm Probleme hat.
Die jungen Leute heute abern enorme Probleme diese Zeit einzuordnen und in der Schule bekommst du das nicht mit. Heute haben wir mal wieder mit Lehrern darüber diskutiert, aber der Lehrplan sieht das eben so nicht vor.
Ausserdem interessiert das die wenigsten Jugendlichen.
Liebe Grüße Eva
Sehr interessant, was du schreibst. Über Auschwitz weiß ich viel aber die Geschichte des Enkels des Lagerkommandanten kannte ich noch nicht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Dann empfehle ich dir dieses Buch und du weisst noch mehr.
LöschenEs ist interessant. Es kostet 20 Euro und du bekommst es sicherlich in jeder
Buchhandlung.
Liebe Grüße Eva