Ja, so sind die meisten Menschen. Die Unglücksfälle schreiben sie sich ins Gedächtnis und memorisieren sie fleißig; aber das Glück, das viele Glück, beachten sie nicht ... arme, arme Welt.
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Das obige Zitat stammt von Paula Modersohn-Becker.
Am Sonntag war ich in der Gedenkstätte in Vahingen-Enz, an der ich schon vor ein paar Wochen mit dem Rad war und habe sie mir von innen angeschaut und ich war auch auf dem Friedhof.
https://schwabenfrau.blogspot.com/2021/10/tour-zur-kz-gedenkstatte-vaihingen-enz.html
Es ist nicht viel, was man im Inneren sieht, aber das, was man sieht, lässt einen erschauern. Es gibt da eine ganz besondere Geschichte zu einer Hose. Ich werde gelegentlich auch hier einen Bericht schreiben.
Erschüttert hat mich der Friedhof, soviele Kreuze und es wären noch mehr, wenn nicht in jedem Grab zwei Verstorbene liegen würden. Dazu aber mehr dann in meinem Bericht.
Montag bin ich zum ersten Male mal wieder richtig gelaufen und habe im Favoritepark einige Bilder mit Nebel gemacht und zwei Dammhirschen einen Schwank erzählt. Der Bericht kommt auch noch.
Am Dienstag kam dann die Kunstfahrt nach Frankfurt zu Paula Modersohn-Becker sowie auch noch eine Führung in der neuen Altstadt. Auf Paula Modersohn-Becker gehe ich hier noch ein, aber den Besuch der Altstadt, das gibt einen gesonderten Bericht.
Am Mittwoch habe ich mich nochmals auf das Rad geschwungen und eine kleine Tour von 55 Kilometern gemacht. Mehr geht wohl im Augenblick nicht mehr, leider.
Aber besser, als nix und bald geht es ja auch wieder aufwärts. Nun ist halt Kerzen- und Kuschelzeit.
Donnerstag verweise ich auf die 12 von 12 und heute gibt es ja den Samstagsplausch.
Das Wochenende wird wohl in Kreativität und Posts schreiben versinken und nächste Woche steht auch einiges an.
Eine Kunstfahrt nach Frankfurt mußte ich leider verschieben, wir haben sie auf den 6. Januar 2022 vertagt, schaun wir mal, was bis dahin ist.
In diesem Zusammenhang verweise ich auch auf die Rubensausstellung in der Stuttgarter Staatsgalerie, der derzeit stattfindet. Ich war noch nicht dort, jedoch möchte ich sie noch besuchen. Mal sehen, wie sich die Lage hier in Baden-Württemberg so weiterentwickelt, da muß ich nicht hier noch unbedingt hingehen und kann warten.
Ich war ja von den Socken, als ich kurz bei "Wetter dass" reingesehen habe.
Ich kann mich nur noch wundern.
Soviele Menschen und ohne Abstand, naja, ich wundere mich über gar nichts mehr und der Thomas Gottschalk, früher mochte ich ihn mal.
Nun aber zu Paula Modersohn-Becker und die Ausstellung in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt.
Ich kannte sie, war ich schon vor gefühlten 100 Jahren in Worpswede, aber das war nur so ein Streifzug und heute tut es mir leid, dass ich mich nicht mehr darum gekümmert habe.
Erfahren habe ich auch auf der Führung durch die neue Altstadt in Frankfurt, die sowas von sehenswert ist, was denn nun SCHIRN heißt.
Der Name SCHIRN, auch Scharn oder Schranke genannt, kommt von den Verkaufsständen, die im Mittelalter in der Altstadt Fleisch und Wurst angeboten haben. - meist auch mit Brötchen. Frankfurt war zu der Zeit nach Handwerkszünften organisiert, denen vom Stadrat bestimmte Straßen zugewiesen wurden.
Die Straße der Metzger nannte sich "Lange Schirn". Das rote Haus in der Altstadt ist eine Erinnerung an die mittelalterlichen Wurststände.
Durch Corona, das hat wohl auch was Gutes, war die Teilnehmerzahl begrenzt und wir hatten doch Zeit manches Gemälde näher anzuschauen und auch zu fotografieren.
Paula Modersohn-Becker schuf 734 Gemälde und etwa 1.500 Arbeiten auf Papier innerhalb von 31 Jahren.
Wenn man ihre Lebensgeschichte so erzählt bekommt, dann hatte ich den Eindruck, dass dies alles für sie nicht einfach war und sie auch unter großen Schwierigkeiten ihren Weg gegangen ist. Damals war es nicht schön, als Frau und Künstlerin und vor allem diszipliert und selbstbewusst seinen Weg zu gehen. Frauen waren nur an ganz bestimmten Schulen zum Studium zugelassen.
Nach ihrer Heirat mit Otto Modersohn am 25. Mai 1901 trat Paula Modersohn-Becker nicht zurück (viele Frauen machten das damals um den Mann zu unterstützen und den Haushalt zu führen) fand aber auch nichtsdestoweniger Zeit für die Stieftochter Elsbeth und die große Familie.
Paula Modersohn-Becker und Otto Modersohn im Garten ihres Hauses in Worpswede.
Ihre persönlichen Gedanken in ihren Tagebucheinträgen und auch in ihrem Briefverkehr mit Freunden und Verwandten lassen einen in ihrer Worpsweder Zeit und vor allem in der Pariser Kunstwelt teilhaben.
Paula Modersohn-Becker war ihrer Zeit weit voraus und man kann hier an dem folgenden Bild erkennen,
wie sie mit ihrer flächenbetonten Malweise und der starken Konturierung
des Motivs eine Entwicklung vorweg nimmt, für die die deutschen Expressionisten der Künstlergruppen "Die Brücke" und "Der Blaue Reiter"
erst später bekannt werden sollten.
Alte Bäuerin mit auf der Brust gerkreuztgen Händen von 1907.
Was ich immer ganz schlimm finde, sind diese Ausstellungsrahmen, die überhaupt nicht zu den Bildern passen.
Ein ganz besonderes Bild ist auch diese Kohlezeichnung einer Bäuerin. Paula Modersohn-Becker hat die Menschen so gemalt, wie sie sind. Diese Bäuerin ist abgeschafft und müde. Trotzdem strahlt das Bild schon eine gewisse Würde aus.
Wenn man bedenkt, dass dieses Bild nur mit einem Stift gezeichnet ist, ist das schon beeindruckend.
Paula Modersohn-Becker hatte auch keine Probleme mit ihrer Nacktheit (sie war Mitglied der Reformbewegung) und malte sich so auch und, wenn man ihre Bilder betrachtet, auch die Selbstbildnisse, so kann man feststellen, wie unterschiedlich sie sich gesehen hat.
Entstanden ist ein prachtvolles Werk, das einen staunen lässt.
Verkauft hat sie zu dieser Zeit kein Bild und keine Zeichnungen, aber Bernhard Hoetger. mit dessen Frau sie befreundet war, erkannte ihr Talent und kaufte nach ihrem Tod alle Bilder auf.
Er erkannte bald den Wert ihrer Bilder und war so ein gemachter Mann.
Mit dem Ehepaar Hoetger verband sie ein große Freundschaft und auch das Bild von "Lee Hoetger vor Blumengrund" ist eindrucksvoll.
"Heute habe ich das Porträt von Frau Hoetger angefangen. Die Frau interessiert mich und wird mir immer lieber. Sie hat etwas Großartiges in sich. Und zum Malen ist sie ganz prachtvoll. Wenn ich nur etwas von dem, was ich bei ihr empfinde, in meinem Bilde herausbekomme."
Äußerliche Ähnlichkeit ist ihr nicht wichtig. Sie tendiert ja auch in ihren Bildnissen dazu, das was sie sieht zu vereinfachen. Es liegt ihr mehr daran, die innere Wesensart der Person und ihre Empfingung gegenüber dem Dargestellten auszudrücken.
Paula Modersohn-Becker ist nach 6 Jahren Ehe schwanger und kehrt mit ihrem Mann nach einem 6monatigen Aufenthalt in Paris und dem Besuch einer Cézanne Ausstellung nach Worpswede zurück, hier entsteht das Bild der Bäuerin mit den gekreuzten Händen
Am 2. November 1907 bringt sie unter dramatischen Umständen ihre Tochter Mathilde zur Welt. Der Arzt verordnet ihr eine mehrtägige Bettruhe, was fatal ist. Sie steht am 20. November zum ersten Male wieder auf und stirbt an einer Embolie.
Wenn man das Werk sieht und was Paula Modersohn-Becker noch alles hätte tun können, ist man schon beeindruckt. .
Eine Ausstellung, die ich jedem an Herz legen möchte.
Ganz eindrucksvoll fand ich dieses Bild von einem Kind.
Hier sieht man großflächig das Kind und dahinter die Landschaft, heute würde man Bokeh dazu sagen.
Paula Modersohn-Becker:
"Heute habe ich mein erstes Pleinairporträt in der Lehmkuhle gemalt. Ein kleines, blondes, blauäugiges Dingelchen. Es stand zu schön auf dem gelben Sand. Es war ein Leuchten und Flimmern. Mir hüpfte das Herz. Menschen malen geht doch schöner als eine Landschaft."
Paula Modersohn-Becker
Bildnis Otto Modersohn
Kommentare:
AntwortenLöschenInteressant. Auch der Gedanke mit der Erinnerung an das Schlechte und das Gute. Die Frage ist doch, womit gehe ich in Resonanz. Und um Negatives ablegen zu können, muss man es erst annehmen. Liebe Grüsse zu dir. Regula
AntwortenLöschenJa, manche Menschen baden ja direkt in ihrem Unglick und suhlen sich darin, das kommt allemal besser wohl an, als, wenn man glücklich ist.
LöschenEs hat doch jeder sein Päckchen zu schleifen.
Liebe Grüße Eva
das schlechte Erlebnisse besser im Gedächtnis haften bleiben ist eigentlich ganz normal
AntwortenLöschendenn sie rütteln einen meistens auf
oder ändern auch den Lebensverlauf
daran erinnert man sich eher als an Momente in denen man glücklich war und eigentlich nichts Weltbewegendes geschah ;)
eine schöne Ausstellung hast du dir anschauen können
liebe Grüße
Rosi
Liebe Eva,
AntwortenLöschensoviele Kreuze zu sehen ist schon erschreckend, noch mehr, wenn man weiß, dass da immer zwei Personen begraben wurden.
Das Unglück, das Schreckliche interessiert die Menschen einfach mehr, wenn man in die Medien schaut, dann liest man ja auch fast nur schlechte Nachrichten. Vielleicht liegt es daran, dass man sich auf Katastrophen vorbereiten muss, während das Gute nach keiner weiteren Aktion verlangt, man kann sich einfach daran erfreuen und es vergessen.
Die Bilder sind interessant, wenn mir auch nicht jedes gefällt. Schade, dass Paula Modersohn-Becker so früh sterben musste.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
LöschenPaula Modersohn-Becker hat sich auf das Menschen malen spezialisiert,
das war ihres.
Dazu hat sie Kinder, eben Bäuerinnen und Menschen als Modelle genommen, die
in Worpswede waren und das waren nun mal diese Menschen.
Sie hat die Menschen nicht aufgrund "schön" gemalt, sondern, wie sie sie gesehen hat.
Das kann man am deutlichsten auch an ihren Selbstbildnissen erkennen, die sie in einer großen Vielzahl gemalt hat.
Bei Rilkes Bild war ich auch erstaunt, dass sie ihn so gemalt hat, denn ich kannte ihn von den Fotos eben anders. Aber das war es eben und da achtete sie nicht auf schön oder ähnliches.
Ich habe mir auch überlegt, wie ich manche Menschen sehen würde und was dabei herauskommen würde. Mal sehen, vielleicht mache ich das auch mal.
Schön malen können viele, aber das Spezielle darin zu sehen, ist nicht einfach.
Liebe Grüße Eva
Hallo Wolfgang,
LöschenPaula Modersohn-Becker hat sich auf das Menschen malen spezialisiert,
das war ihres.
Dazu hat sie Kinder, eben Bäuerinnen und Menschen als Modelle genommen, die
in Worpswede waren und das waren nun mal diese Menschen.
Sie hat die Menschen nicht aufgrund "schön" gemalt, sondern, wie sie sie gesehen hat.
Das kann man am deutlichsten auch an ihren Selbstbildnissen erkennen, die sie in einer großen Vielzahl gemalt hat.
Bei Rilkes Bild war ich auch erstaunt, dass sie ihn so gemalt hat, denn ich kannte ihn von den Fotos eben anders. Aber das war es eben und da achtete sie nicht auf schön oder ähnliches.
Ich habe mir auch überlegt, wie ich manche Menschen sehen würde und was dabei herauskommen würde. Mal sehen, vielleicht mache ich das auch mal.
Schön malen können viele, aber das Spezielle darin zu sehen, ist nicht einfach.
Liebe Grüße Eva
Hallo Eva,
AntwortenLöschenvielen Dank für deinen tollen Bericht über die Ausstellung von Paula Modersohn-Becker. Die Bilderrahmen fand ich auch total unpassend. Da hätte man sich mehr Mühe geben können. Diese Vielzahl an Kreuzen in der Gedenkstätte in der Gedenkstätte sind sehr erschreckend, da fehlen einem die Worte.
Liebe Grüße
Claudia