Der 119. Geburtstag meiner Mutter

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Morgen, am  28. Januar würde meine Mutter 119 Jahre alt.
Deshalb gratuliere ich meiner Mutter, wo auch immer sie ist, herzlich zu ihrem Geburtstag. Eine Geschichte gibt es erst nächste Woche wieder. 

Letztes Jahr habe ich ihr auch einen Post gewidmet, dieselbe Vase und eine verstrubelte Gerbera. 

https://schwabenfrau.blogspot.com/2022/01/geburtstag-mit-rosa-blumen.html 

Gestorben ist sie 1991 mit 87 Jahren in der Besenkammer eines Krankenhauses.
Sie wurde Opfer einer Triage, weil sie so alt war und man ihr eh nicht mehr helfen konnte und ein junger Patient auf die Intensivstation gekommen ist. 

Es hat lange gebraucht, bis wir Kinder darüber weggekommen sind. 

Sie hat sechs Kindern das Leben geschenkt. Sie hätte gerne etwas anderes gemacht, als in eine Haushaltsschule zu gehen und Hausfrau zu werden.

Meine Großeltern wollten, dass sie einen Bauern heiratet und Bäuerin wird. Aber das wollte meine Mutter nicht und hatte Glück, ergriff die Chance einen Bürgermeister zu heiraten, der später dann doch auch noch Karriere machte.  Bis dahin war es ein langer Weg. Sie durfte in eine Haushaltsschule in Denkendorf gehen und lernte dort, was eine gute Hausfrau können muß und das konnte sie gut. 

 

Backen, Kochen, Weißnähen, Sticken, Stricken usw. Meine Mutter hat ihre gesamte Bett- und Tischwäsche selbst genäht und was sie gut konnte war die Richelieustickerei. Ich habe ein paar Stickereien von ihr. Wenn ich bedenke, wie alt das Leinen ist und es ist immer noch top. Ich hüte es allerdings auch gut.
Auch ihre Kinder hat sie immer wieder bestrickt. Socken gestrickt und gestopft. Zwei Weltkriege hat sie erlebt und Sorge gehabt, wie es überhaupt denn weitergeht. Da mein Vater im Gefängnis im Krieg in Torgau war, gabs auch kein Geld und so lebte sie eben in Cleversulzbach bei meinen Großeltern.
Die Zeit war auch nicht einfach, denn die SS war auf dem Hof einquartiert. 

Ich habe soviele Bilder von meiner Mutter gefunden, als ich ausgemistet habe.

 

Das hier z.B. waren die Mädchen in einer Haushaltsschule in Denkendorf, da fahre ich oft mit dem Rad vorbei, was hier aus der Schule geworden ist, das weiß ich nicht. So sieht eine gute Hausfrau aus. Mit Häubchen und Schurz, ob meiner Mutter das so gefallen hat, hat sie nie gesagt.

Meine Mutter steht in der obersten Reihe 3. von links, sie war immer etwas schüchtern.
Die Mädchen hier auf dem Foto sind bestimmt schon alle tot, denn ich denke, sie hatten das gleiche Alter wie meine Mutter. Die Tante Hedwig, das Bäsle meiner Mutter ging auch mit in die Schule, die kann ich aber auf dem Bild nicht erkennen.

Dann habe ich noch das Myrthenkränzchen meiner Mutter gefunden, das sie zur Hochzeit mit meinem Vater getragen hat und ein wunderschönes Richelieustück. 

 

Geheiratet hat meine Mutter 1928. 
Das Bild ist leider auch schon 95 Jahre alt. Wer hat schon
so etwas von seinen Eltern?
Ich habe es bearbeitet, besser gings nicht.

Zu diesem Zweck habe ich heute wieder einen schönen Strauß vom Floristen für meinen persönlichen Blumentag im Programm.

Eine stubbelige Gerbera, meine Mutter mochte sie so gerne, eine wunderschöne Ranunkel, Weidenkätzchen, die etwas gefärbt wurden, Pampasgras, das auch etwas Farbe bekommen hat und eine Kolanchoe. Dass es diese auch als Schnittblume gibt, wußte ich nicht. 

Ich finde es passt und Mama hätte ihre Freude dran. 

Dass ich sie vermisse, machmal schon. aber das Leben ist endlich, so lange lebt kein Mensch. denn irgendwann schlägt der Tod eben zu. Da sollte man schon realistisch sein, aber ich denke sehr oft an sie und an ihr Leben, was manchmal auch mit meinem Vater, der schon seine Eigenarten hatte, nicht einfach war. 

Da meine Mutter sehr gut gekocht und gebacken hat, schleppte mein Vater immer Geschäftsfreunde mit nach Hause, die er zum Essen usw. eingeladen hat.
Kurzer Anruf zuhause und meine Mutter kochte und backte.
Durch den Beruf meines Vaters hatten sie schon in den 1920er und 1930ern und auch in den späteren Jahren ein Telefon.

Das Lieblingslied meiner Mutter.

Alfons Fügel

Zwei dunkle Augen.
Wir hatten einen uralten Plattenspieler und Schellackplatten (weiß noch Jemand was das ist?) und meine Mutter hörte ständig nur dieses Lied, bis es meinem Bruder mal zu dumm wurde und er die Platte auf den Bücherschrank knallte. Damit war das auch erledigt. 

Alfons Fügel kam aus Bonlanden Filderstadt und starb mit 48 Jahren an einem Herzinfarkt. Meine Mutter war sehr traurig. 

Deshalb hier dein Lieblingslied liebe Mamá, wo immer du auch bist.
Jetzt, wo ich es wieder höre, singe ich mit. Ich habs so oft gehört, dass ich es auswendig nach all den Jahren noch kenne.