-Augsburg 1. Teil "Fuggerei"
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Zusammen mit der Schiller-VHS war ich kürzlich in Augsburg.
Mit der VHS werde ich im neuen Jahr noch mehr Reisen unternehmen. Da freue ich mich schon sehr darauf. Schon im Januar geht es nach Mannheim zu einer Ausstellung.
Eine Stadtführung, der Weihnachtsmarkt "Winterzauber" und vor allem die Fuggerei waren das Thema.
Ich möchte in diesem Post die Fuggerei vorstellen.
Die Stadt usw. folgt in einem 2. Teil.
Oupps, da fällt mir ein, ich möchte ja noch einiges von Göppingen zeigen und noch eine Radtour, es ist schon noch einiges in diesem Jahr zu posten.
Als Kind war ich mal in Augusburg, wir hatten dort Verwandte aber so genau kann ich mich nicht daran erinnern und jedes Mal, wenn ich nach Murnau mit dem Zug gefahren bin, da dachte ich, dass ich hier auch mal - schon alleine wegen der Fuggerei - hin möchte.
Augsburg ist interessant, aber schön ist die Stadt nicht. Der Krieg und die Bombadierungen in der Altstadt haben ihr übriges dazu getan.
Ja, Mir. Harris ihre Bomber und Ihre Meinung, "Altstadt brennt gut" hat gestimmt, nicht nur Stuttgart, Darmstadt, Frankfurt, Hamburg und viele andere Städte haben darunter gelitten und nicht nur Dresden.
In Augsburg war die Messerschmitt AG, die Flugzeuge baute und somit ein Angriffsziel der RAF.
Die Fugger waren in der frühen Neuzeit das, was heute Elon Musk, die Sauis usw. sind.
Dass man - und das war auch bei den Fuggern so - durch "krumme" Geschäfte zu solchem einem Reichtum kommt, ist klar und das gilt auch heute noch.
Die Fugger kamen aus der Familie eines armen Webers und kamen an die Spitze der europäischen, ja sogar der weltweiten Wirtschaft. Sie fassten unglaublich viel Reichtum heran.
Sie konnten mit ihrem Reichtum auch in die Geschicke der Welt eingreifen, unterstützten Könige und Kaiser und gewannen immer mehr an Macht. .
Der führende "Kopf" war Jakob Fugger, der Reiche.
Von Jakob Fugger mit ca. 59 Jahren gibt es ein Bild von Albrecht Dürer, das ihn schon als sehr große Persönlichkeit darstellt.
Ein durchsetzungsfähiger Charakter, der um das Jahr 1500 in Augsburg lebt.
Damit Karl V. Kaiser werden kann, leiht er ihm eine große Summe Geld und schreibt auch an diesen, da er sein Geld nicht mehr zurückbekommen hat.
Er bittet Kaiser Karl V. um die Zurückzahlung des Geldes samt Zinsen und Zinseszinsen und schreibt auch, dass "Euer Gnaden" ohne ihn nicht Kaiser geworden wäre.
Jakob Fugger ließ Karl V. wissen, dass der Kaiser nicht einer von Gottes Gnaden , sondern von Fuggers Gnaden ist.
Hans Fugger steigt um das Jahr 1370 und 1400 in das Verlagswesen ein. Er ist Webermeister und wird Bürger der Stadt Augsburg. Er handelt mit Tüchern und schafft so den wirtschaftlichen Aufstieg, sogar bis in den Rat der Stadt Augsburg.
Ab dem Jahr 1450 spaltet sich die Familie in zwei Linien auf.
Ich schreibe und konzentriere mich auf die zweite Linie der "Fugger von der Lilie". Aus dieser ging die Kaufmannsfamilie hervor.
Wo immer man dieses Wappen sieht, es ist das Wappen der Fugger.
Jakob Fugger der Ältere, der Sohn von Hans Fugger verlässt die Weberzunft und wechselt zum Zusammenschluß der Kaufleute.
Ab dem Jahr 1470 übernehmen seine Frau Barbara und seine Kinder die Firma.
Barbara knüpft erste Verbindungen mit dem Herrscherhaus der Habsburger.
Maximilian, der Sohn des aktuellen Kaisers will die Erbin von Burgund; Maria von Burgund heiraten.
Es ist nicht einfach, es mangelt an Geld. Heiraten ist teuer, aber es ist ja Hilfe da.
Die Fugger schießen was zur Brautwerbung hinzu, z.B. feinstes Tuch, um das Brautpaar standesgemäß zu kleiden.
Der Sohn von Jakob und Barbara, der ebenfalls Jakob heisst, steigt auch in das Familienunternehmen ein.
Jakob lernt von der Pike auf. Seine Ausbildung findet z.B. in Venedig und Rom statt. Er lernt das Bankgeschäft, moderne Buchführung und die doppelte Buchführung und macht sich dann in der Familie auf, die verschiedenen Niederlassungen zu besuchen und zu inspizieren.
Ab den 1480er Jahren investieren die Fugger unter Jakobs Führung in das Montangewerbe. Sie beteiligen sich an Bergwerken in Salzburg und Tirol. Dabei liegt das Augenmerkt nicht auf dem Eisenerz, sondern auf dem Silber. Die Fugger bringen die gesamte Bauregion Schwaz unter ihre Kontrolle. Es kommt dazu, dass die österreichischen Landesherren sich von Fugger Geld leihen und dafür das Silber aus den Minen zu einem "Freundschaftspreis" verkaufen.
Hier macht die Kaufmannsfamilie einen Schnitt, der Weg zu Silber und Kupfer und allen Dingen, die sich daraus herstellen lassen, geht über Bankgeschäfte mit den Habsburgern. Das ist sehr riskant, denn die Habsburger gehören nicht zu den Leuten, die ihre Schulden brav zurückzahlen.
Jakob Fugger ist mit diesen riskanten Geschäften sehr erfolgreich.
1491 geben die Fugger ein erstes, von mehreren Darlehen, an den späteren Kaiser Maximilian I.
Jakob Fugger übernimmt immer mehr Verantwortung in der Firma. Der alleinige Geschäftsführer ist er aber erst ab dem Jahr 1510.
Er ist die treibende Kraft zum internationalen Konzern mit vielen Geschäftsfeldern. Die Niederlassungen sind in ganz Europa und gehen sogar bis in den fernen Osten und handeln mit Gewürzen, Perlen, Juwelen und Kunst.
Viele Menschen, die etwas verdienen wollten, versorgen Jakob Fugger aus erster Hand.
Das geht über Informationen von anderen Firmen, Ausbeute aus Bergwerken und sogar politischen Dingen. Die Notizen nennt man Fuggerzeitung. Durch diese Informationen verfügt das Unternehmen Fugger über einen enormen Wissensvorsprung, der sich gut nützen lässt.
Die Fugger verstehen es mit großzügigen Geschenken, die Mächtigen der Welt auf ihre Seite zu ziehen.
Sie schaffen sich so ein weltweites Unternehmen.
Das alles spielt sich auf dem Land ab, in dem es keine Zünfte gibt, die mit ihren Regeln die Strukturen verändern könnten.
Die Fugger, insbesondere Jakob Fugger schaffen aber noch mehr. Sie schaffen sich ein Kupfermonopol und statten nicht nur die Habsburger mit Krediten aus. Dadurch befinden sich die Habsburger auch in einer Abhängigkeit der Fugger. Natürlich kann auch die Kirche bei der Abwicklung ihrer Geschäfte die Hilfe von Fachleuten, den Fuggern, auch gebrauchen.
Sie wickeln mit den Bankgeschäften auch gewisse Ablässe ab, u.a. auch den Ablass, der die Gelder für den Bau der Peterskirche erbringen soll.
Gegen den dann im Jahr 1517 ein bestimmter Mönch 95 Thesen veröffentlicht.
Die Fugger finanzieren die Anstellung der Schweizer Garde und prägen Münzen für die Kirche und so wird die Kurie von den Fuggern abhängig.
Es ist unglaublich, wie der Sohn eines Webers es bis an die Spitze der europäischen ja sogar weltweiten Wirtschaft schafft. Unglaublichen Reichtum anhäuft und vor allem Einfluß auf die wichtigsten und mächtigsten Männer der Welt bekommt und so die Geschicke eines ganzen Kontinentes mitbestimmt.
Aber Jakob Fugger war auch sehr sozial engagiert und schuf die erste Sozialsiedlung der Welt, die Fuggerei aber auch nicht ohne Hintergedanken.
Hier sollten bedürftige Menschen zu einem Mietzins von heute umgerechnet 88 Cent Kaltmiete im Jahr wohnen. Wenn man dann alles "warm" umrechnet, kommt man dann auf ca. 250 Euro im Monat. Das ist bei einem Rentner oder Rentnerin mit 900 Euro - und da gibt es viele - nicht nur in Augsburg, schon sehr gut.
Bedingung:
Sie müssen bedürftig, Augsburger sein und jeden Tag für den Stifter
drei Gebete sprechen.
Das katholische Glaubensbekenntnis,
das Vaterunser
und
das Ave Maria
Alles zum Wohle von Jakob Fugger.
Ob er das wohl heute noch überprüft?
Dass dieser Mann wie manche Leute von heute auch durch "krumme" Geschäfte so reich geworden ist, liegt ja auch auf den Hand.
Durch ein Tor führt der Weg in die Herrengasse und zu einem Preis von 6,50 Euro darf man sich in der Fuggerei frei bewegen.
Am Toreingang die Wappen der Fugger. Schön, wie auch die Siedlung selbst sieht es nicht aus.
Die Fuggerei finanziert sich durch Eintritt und Waldwirtschaft selbst und die Wohnungen sind begehrt.
Als wir dort uns umgesehen haben, war gerade Christbauverkauf aus den Wäldern der Fugger.
Die Fuggerei ist eine der ältesten Sozialsiedlungen und über 500 Jahre alt. Die Häuser werden aber immer wieder renoviert.
Die Fuggerei wurde am 23. August 1521 von Jakob Fugger dem Reichen, als Wohnsiedlung für bedürftige Augsburger gestiftet
Erbaut wurde die Anlage zwischen 1516 und 1523 unter dem Baumeister Thomas Krebs. Es enstanden damals 52 Häuser die in sechs Gassen aufgegliedert wurden. In jedem Haus waren zwei Wohnungen untergebracht. Ein Haus war für Verwaltungaufgaben vorgesehen, deshalb gab es nur 102 und nicht 104 Wohnungen. In den Häusern waren die Wohnungen standartisiert und für die Verhältnisse der damaligen Zeit großzügig.
Den Bewohnern der Fuggerei blieb aber eine für die damalige Zeit geradezu luxuriöse Einheit erhalten. Bettler wurden nicht aufgenommen.
In der Fuggerei gibt es auch die Kirche St. Markus. Es ist eine sehr schöne Kirche, aber man darf an viele Dinger nicht heran, weil hier sonst der Alarm losgeht.
1581/82 ließen Markus und Philipp Eduard Fugger die kleine St-Markus-Kapelle errichten. Seitdem wurde der Bau mehrfach umgestaltet. Nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg mußte sie neu errichtet werden. Sehenswert sind der Epitaph Ulrich Fuggers, das Taufbecken im Stil der Renaissance und das Altarblatt von der Kreuzigung Christi. leider kommt man nicht an der Absperrung vorbei.
An der Seite eine Sonnenuhr mit dem Wahlspruch Jakob Fuggers:
"Nutze die Zeit"
In den folgenden Jahren von 1880 und 1938 erfolgten Erweiterungen.
Die Augsburger Bombennacht vom 15. auf den 26. Februar 1944 mit zwei Luftangriffen der Royal Air Force zerstörten die Fuggerei etwa zu einem Drittel.
Aber der Aufbau erfolgte am 1. März 1944 durch Beschluß des Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familienseniorates.
Nach Kriegsdende wurde die Sozialsiedlung mit den Mitteln aus der Stiftung nach den Plänen von Raimund von Doblhoff nach dem historischen Vorbild wieder aufgebaut. Noch in den 1950er Jahren war der Aufbau abgeschlossen und bis 1973 wurde die Fuggerei auf den hinzuerworbenen Trümmergrundstücken von heute 67 Häusern mit 140 Wohnungen erweitert.
Geht man durch die Siedlung und ich war sehr lange alleine dort, geht einem so manches durch den Kopf.
Schaut man sich in alten Siedlungen um, z.B. in Stuttgart verschiedene Siedlungen , die 1920 "zum Wohle der arbeitenden Klasse" durch namhafte Architekten gebaut wurden,so kann man hier feststellen, dass sie sich schon ein wenig vom Stil her gleichen.
Auch die Frage, ob man hier wohnen möchte.
Ich denke, ich käme ja nicht in den Genuss, hier zu wohnen und die Wohnung sind schon begehrt. Aber, die Besucher, die hier tagtäglich an den doch kleinen Fenstern, die alle Vorhänge haben, vorbeigehen, das würde mich stören.
Aber, es hat hier viel Grün und man lebt hier so wie in einem eigenen Reich. Aber man sitzt auch sehr aufeinander.
Es ist wohl eine Gemeinschaft, die sich auf gegenseitig unterstützt und viel Eigenleistungen erbringt.
Interessant auch der Bunker, in dem sich die Bewohner der Fuggerei bei Luftangriffen der Royal Air Force aufgehalten haben.
Ich habe die Fuggerei und ihre Geschichte gekannt, dort war ich noch nie und ich weiß auch nicht, was ich so sagen soll und ob es sich lohnt.
Aber dass Jakob Fugger schon vor 500 Jahren diese Siedlung, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, gegründert hat und die noch beute besteht, das ist schon etwas Besonderes.
Allerdings wäre es ratsam, im Sommer hier einen Besuch abzustatten, dann ist es allerdings vor Besuchern sicherlich nicht auszuhalten.
Jakob Fugger heiratete 1498 Sibylla von Artzt, die Tochter eines angesehenen Bürgers der Stadt Auusburg und verschaffte es auch hier in die gehobenen Kreise zu kommen.
Ich habe mal gelesen, dass Jakob Fugger impotent war, was aber nicht bewiesen ist, denn er hatte wohl einige außereheliche Kinder.
Sibylla von Arzt begann eine Verhältnis mit dem Geschäftsfreund von Jakob Fugger, der das Verhältnis wohl duldete.
Nur sieben Wochen nach seinem Tode am 30. Dezember 1525 heiratete Sibylla Fugger gegen alle Widerstände Konrad Rehlinger und wurde aus ihrem Haus vertrieben. Sie konvertierte zum evangelischen Glauben und ruht in der Familiengruft der Rehlinger in der St. Anna Kirche. Keine Grab- bzw. oder Gedenkstein erinenrt an sie.
Es gibt ein Buch von Tanja Kinkel, "Die Puppenspieler", darin wird die Geschichte des Jakob Fugger und seines angeblichen Sohnes erzählt.
Auch gab es dazu vor Jahren mal ein Fernsehspiel.
Wenn man aus dem Eingang der Fuggerei nach links abbiegt, dann befindet sich linker Hand ein Vietnamesisches Lokal.
Wir haben dort sehr gut gegessen und ich habe zum ersten Mal
Vietnamesischen Kaffee getrunken.
Schon lustig, einfach mal probieren.
Es lohnt sich.
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