Geburtstag mit leerer Entschuldigung
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Es hätte ein schöner Tag werden können. Die Sonne warf lange, warme Schatten durch das Schlafzimmerfenster und weckte Petra sanft. Heute war ihr Geburtstag, und obwohl sie keine große Feier erwartete, hatte sie doch eine kleine, stille Hoffnung im Herzen.
Vielleicht Blumen. Ein schöner Strauß, unkompliziert, von der Tankstelle oder dem Supermarkt, Hauptsache, ein Zeichen.
Ihr Partner, Markus, lag noch neben ihr und schlief. Sie stand leise auf, ließ ihn schlafen. Den Vormittag über schwebte sie in einer angespannten Erwartung. Sie putzte die Wohnung, obwohl sie ja schon sauber war, und backte einen Käsekuchen, es war der Lieblingskuchen von Markus.
Jedes Geräusch vor der Tür ließ ihr Herz einen Sprung machen. Vielleicht war er heimlich los, um doch noch etwas zu besorgen.
Als Markus gegen Mittag endlich aufstand, war sein erstes Wort ein genervtes "Du hast aber auch laut geklappert mit den Tellern." Er sah den Kuchen nicht. Er sah ihre sorgfältig frisierten Haare nicht und verschwand mit den Worten:
"Muss noch kurz was erledigen."
Petras Hoffnung blühte auf. Das war es also. Er würde nicht leer zurückkommen.
Die Stunden zogen sich hin. Der Kuchen kühlte auf der Anrichte ab, die Sonne wanderte weiter. Als die Tür endlich wieder aufging, war es schon Nachmittag. Markus kam herein, die Hände leer. Keine Tüte, keine versteckte Überraschung hinter dem Rücken.
Petra stand in der Küche und rührte hilflos in einer Tasse Tee. Ihr Blick war eine stumme Frage.
Markus blieb im Türrahmen stehen, zuckte mit den Schultern und sagte mit einer Mischung aus Entschuldigung und Gleichgültigkeit: "Na, alles Gute. Weißt du, ich wollte dir ja Blumen mitbringen, aber der Lidl hatte keine Blumen mehr."
Es war kein Satz. Es war eine Tür, die ins Schloss fiel. In diesem Moment brach alles in Petra zusammen. Nicht die Blumen fehlten ihr. Es war die Nichtigkeit der Entschuldigung. Der Lidl, hatte keine Blumen mehr. Als ob es keine anderen Läden, keine Tankstellen, keine Möglichkeiten auf der ganzen Welt gäbe. Als ob ihre Mühe, ihre Erwartung, ihr ganzer Tag nicht mehr wert gewesen wäre, als ein kurzer Abstecher zu einem Discounter, der zufällig ausverkauft war.
Sie sah ihn an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie schnell wegblinzelte. Es hatte keinen Zweck. "Kaffee?" fragte sie mit belegter Stimme.
Später am Abend saßen sie sich am Eßtisch gegenüber. Ein Stück des Käsekuchens lag auf Tellern vor ihnen. Er schmeckte nach nichts. Sie spachen nicht viel, machten sie ja sonst auch nicht! Die Worte aber "Der Lidl hatte keine Blumen mehr" lagen zwischen ihnen, wie eine Mauer.
Es war kein schöner Geburtstag. Es war der Tag, an dem Petra begriff, dass manche Lücken nicht mit Blumen zu füllen sind, weil sie zu tief und zu weit sind. Sie biss in den Kuchen und schaute zum Fenster in die dunkel werdende Stadt. Irgendwo da draußen gab es sicher Blumen. Nur nicht für sie.
Heute nicht.











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