Rund um die Weibertreu
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Am Sonntag habe ich mich kurzfristig entschlossen, auf die Weibertreu bei Weinsberg mit dem Auto zu fahren. Da ich an dem Tag noch etwas anderes erlaufen wollte, habe ich mich früh aufgemacht und schon, als ich auf dem Parkplatz einparkte, grüßte mich von oben die Burg und ein schöner Wolkenhimmel.
Ich machte mich auf und dann, tja!
Egal man kann um die Burg herumlaufen und das habe ich dann auch gemacht. Es ist wunderbar, wie der Herbst hier die Farben verteilt. Viel los war am Sonntag so früh noch nicht, doch, als ich wieder zum Auto zurückgefahren bin, waren doch sehr viele Menschen unterwegs auf dem Weg rund um die Burg.
Kennst du die Weibertreu bei Weinsberg?
Um diese Ruine, die dort oben steht, ranken sich Geschichten.
Ludwig Bechstein:
Die Weibertreue
Überm Städtchen Weinsberg liegt eine
Burgtrümmer, insgemein die Weibertreue geheißen, von der die Sage eine
der allbekanntesten ist in allen deutschen Gauen.
Es geschah im
Jahre des Herrn 1140, daß König Konrad III. von Hohenstaufen die Stadt
Winesberg am Neckar belagerte, die dem Herzoge Welf von Bayern zuständig
war. König Konrad von Schwaben war zu Waiblingen geboren und wurde von
seinem Kriegsvolk der Waiblinger geheißen, der Bayerherzog aber, Konrads
Gegner, hieß Welf, daraus entstanden die Feldschreie: Hie Welf, hie
Waibling! Dieses verwelschten hernach italienische Truppen in Guelf und
Ghibellin, und so ist die Benennung Welfen und Ghibellinen aufgekommen.
Da
nun Welf eine Schlacht bei Waiblingen verloren hatte, warf er sich mit
den Seinen in das Schloß Weinsberg, konnte aber eine lange Belagerung
darin nicht aushalten, sondern mußte um Gnade nachsuchen. Nun hatte der
Kaiser auf dringendes Bitten den Frauen freien Abzug gewährt, und daß
eine jede von ihrem Schatz mit sich tragen dürfe, soviel sie könne, die
Männer aber sollten alle über die Klinge springen. Die Frauen aber
dachten mehr an die Treue, die sie ihren Männern schuldig waren, als
daran, ihre Fahrnis zu retten und zu bergen, und nahm eine jede ihren
Mann auf den Rücken, und ging die Herzogin Jutta mit ihrem Gemahl Welf
voran den Berg hinab, und die andern folgten in langer Reihe.
Das
gefiel dem Kaiser über die Maßen wohl, und begnadigte auch die Männer,
obschon sein Bruder, Herzog Friedrich, Einsprache tat und solche Gnade
nicht guthieß. Da antwortete ihm aber der Kaiser: Regium verbum non
decere immutari: am Königswort ziemt nicht zu rütteln.
Als der
Florentiner Fürst Lorenz von Medici, da er erkrankt war, auf seinem
Lager dieses Ereignis las, lachte er sich gesund darüber, so wohl gefiel
ihm dieser treue deutsche Ernst, den er wohl nicht für Scherz nehmen
mochte, wie Deutsche selbst getan, welche die schöne Frauentat aus der
Geschichte hinaus haben leugnen oder spötteln wollen.
Es findet
diese Sage von der Weibertreue, welcher Name auf die Burg Weinsberg vom
Volke vor undenklicher Zeit übertragen ward, in deutschen Gauen mehr als
an einem Ort ihren Widerhall, wenn auch nur immer eine einzelne Frau
das tut, was hier von vielen geschah.
Im Sachsenlande war ein
Ritter von Staupitz in Fehde mit einem Ritter von Beerwalde und gewann
diesem sein Schloß Kriebstein ab, warf sich mit den Seinen hinein und
wehrte sich wacker, als Friedrich der Streitbare, der erste Kurfürst von
Sachsen, beider Ritter Lehensherr, von dem verdrängten Beerwalder zu
Hülfe gerufen, den Kriebstein belagerte. Da erflehte auch, wie sich die
Burg nicht länger halten konnte, die Frau von Staupitz freien Abzug mit
ihrem Heiratsgut, und der Kurfürst gewährte ihr dessen, so viel sie
tragen könne. Und da trug sie ihren Gatten auf ihren Schultern herab als
ihr bestes Gut, das sie erheiratet, und Kurfürst Friedrich sprach
dasselbe, was Konrad III. gesprochen: Wenn einem Fürsten die Treue
nichts mehr gilt, für wen soll sie dann noch einen Wert haben? - Das
trug sich zu im Jahr 1415.
Gleich treuer Sinn lebte in der
Königstochter, die vom König Grünewald freien Abzug für sich und ihr Gut
begehrte und ihren Vater von dannen führte, und im Schwabenlande selbst
hat sich's 1499 begeben, daß die Freifrau von Thengen auf Burg Rosenegg
im Hegau, ohnweit Hohentwiel, im Schwabenkriege ebensolche Treue an
ihrem Gemahl bewies.
Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch (1853). Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky. Großbibliothek (Digitale Bibliothek; 125) Berlin: Directmedia 2005, S.47.444-47.446. Absätze eingefügt.
Ich bin dann auch um die schöne evangelische Johanneskirche herumgelaufen und habe mir das Justinus-Kerner-Haus von außen angesehen, das in einem schönen Park neben der Johanneskirche liegt. Daneben gibt es auch noch ein Geisterhaus und das Klopferle. Im Moment kann man das Kerner Haus nicht besichtigen.
Wenn dich das interessiert, dass schau hier:
https://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=38797&RF=1
Justinus Kerner, Dichter und medizinischer Schriftsteller wurde am 18.09.1786 in Ludwigsburg geboren und starb am 21.02.1862 in Weinsberg. Er wurde 1818 als Oberamtsarzt nach Weinsberg versetzt und baute sich am Fuße der Burg Weibertreu ein Haus (Kernerhaus). Es wurde zu einem Mittelpunkt der Geselligkeit des schwäbischen Dichterkreises. Kerner setzte sich für die Erhaltung und Pflege der als Steinbruch genutzten Ruine ein und betrieb zu diesem Zweck die Stiftung eines Frauenvereins.
König Wilhem I. kaufte die Ruine mit dem ganzen Weinberg und schenkte sie 1824 dem Frauenverein.
Über dem Einsatz von Kerner schreibt sein Sohn:
"Mein Vater war jeden Tag mit Tagesanbruch oben und überwachte die Ausgrabungen; denn Türme und Gewölbe waren mit Schutt und Asche angefüllt. Die Taglöhner waren von äußerstem Fleiße, jeder wollte der erste an der Arbeit sein; sie hofften, einen Schatz zu finden, in welchem Glauben sie mein Vater, um sie zum Geschäfte zu treiben, bestärkte, indem er hie und da eine abgeschliffene Münze, farbige Glasperlen und so weiter in den Schutt steckte."
(Theobald Kerner: Das Kernerhaus und seine Gäste).
Da die Burg nicht zu besichtigen war, kann ich diese Dinge, die hier beschrieben sind nicht zeigen.
Ich hoffe, dass ich das aber mal nachholen kann.
In die Schießscharten des "Dicken Turmes" stiftete Kerner Aeolsharfen. Sein Sohn ließ an die Mauern die Namen bekannter Besucher und Verse anbringen, die einen Bezug zur Burg haben. So entstand ein "Steinernes Album". Am achteckigen Turm sind die Verszeilen »Getragen hat mein Weib mich nicht ...« eingeschrieben, die einem Gedicht Kerners entstammen:
Auf einen Stein der Burg Weibertreue
Schrieb einer wohl in seines Herzens Reue:
»Getragen hat mein Weib mich nicht,
Aber - ertragen!
Das war ein schwereres Gewicht,
Als ich mag sagen.«
Jedwedem fällt der Stein dort ins Gesicht,
Die Männer schnell an ihm vorübergehen,
Die Frauen aber bleiben bei ihm stehen.
Die Balladen von Bürger und Chamisso tragen dazu bei, dass die Weibertreu zu einem romantischen Wallfahrtsort wurden.
Wenn man um die Burg herumläuft, geht man auf dem Rosenpfad, hier kann man zur Blühzeit die schönsten Rosen sehen. Manche Rosen waren noch wunderschön.
So präsentierte sich die Weibertreu zum Abschied.
Es war ein sehr schöner ausgiebiger Spaziergang und an diesem Tag bin ich wirklich mehr als auf meine 10.000 Schritte gekommen. Aber ich muß wieder mehr laufen, bin etwas eingerostet und ich merke das Laufen in meinen Knien.
Im Sommer, wenn alles blüht, muß ich hier unbedingt nochmals hin.
Kommentare:
AntwortenLöschendas war wirklich ein sehr schöner Spaziergang
AntwortenLöschenherrliche Bilder
beeindruckend der Blick von oben über den farbigen Weinberg ..
auch die Geschichte dazu ist klasse
gehört habe ich schon davon.. wußte aber nicht wo sie hin gehört ;)
schön wie die Rosen noch blühen
liebe Grüße
Rosi
Wuff, deine heutigen, herbstlichen Burgbilder sehen wie gemalt aus. So eine feine Stimmung hast du da angetroffen - einfach ein Augenschmaus.
AntwortenLöschenMeinen Ayka amit Frauchen
Deine Burgbilder sind einfach wunderbar, ein wirklich schöner Spaziergang, der Herbst ist ein wahrer farbkünstler den wir mit allen Sinnen geniessen dürfen, vorausgesetzt die Sonne scheint.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Edith
Wunderschöne Bilder, ich bin ganz hin und weg. So hübsch kann Herbst sein, gerne war ich auf Deinem Spaziergang dabei, dass wäre genau eine Tagesbeschäftigung nach meinem Geschmack, zu Fuß diese vielen Schönheiten erobern. Hab vielen Dank fürs mitnehmen und die traumhaften Fotos.
AntwortenLöschenIch wünsche Dir noch einen schönen, restlichen November. Bleib gesund.
Liebe Grüße von der Insel Rügen, Mandy
Liebe Eva,
AntwortenLöschendas ist eine sehr schöne Burgruine! Herrlich sind die Ausblicke und Weitblicke, ganz zu schweigen von den herrlich leuchtenden Herbstfarben!
Herzlichen Dank für diese tollen Bilder, auch von den Rosen!
Ich wünsche Dir noch einen schönen und freundlichen Tag!
♥️ Allerliebste Grüße, Claudia ♥️
Fantastic views dear Eva. So beautiful from top of the hill. Warm greetings, riitta
AntwortenLöschenLiebe Eva,
AntwortenLöschendas zweite Bild sieht richtig mit den Wolken so richtig dramatisch aus. Gefällt mir sehr.
LG Bernhard
The landscapes you are showing here are so full of color, and design. This whole atmosphere reminds me so much of the time I (once) lived in Berlin, and we had a cook from Schwabenland. I loved her accent (mine was probably worse:)) - thank you, you made my day! Jesh
AntwortenLöschenWas für wunderschöne Fotos und eine schöne Sage. Die Ruine ist toll gelegen und im Herbst sehr sehr schön. Ich freu mich auf die Fortsetzung - die Kirche und die Innenräume.
AntwortenLöschenSchöööööön.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Anni