Romeo und Juli in Stuttgart
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Immer noch bin ich so begeistert vom Ballett Romeo und Julia in Stuttgart und eines ist sicher, niemals würde ich einen anderen Platz haben wollen, als in der 1. Reihe im Parkett vor der Bühne und dem Orchestergraben.
Ich habe schon mit so vielen Besuchern gesprochen, hier hat jeder seinen Lieblingsplatz, ob nun hier oder da. Mag sein, dass man vom 1. Rang ein besonderes Gesamtbild der Vorstellung hat, ich bevorzuge aber die 1. Reihe, weil ich hier tatsächlich auch den Darstellern ins Gesicht sehen kann.
Der Blick in den Orchestergraben ist es wert und auch der Theaterduft, diese Mischung macht es aus.
Gesehen habe ich das Ballett allerdings schon einmal Ende der 1960er Jahre, als meine noch nicht Schwiegereltern - die eine Miete in der 1. Reihe im Parkett hatten - meinem Mann und mir hier die Karten gegeben habe.
Damals in der Besetzung Marcia Haydee, Richard Cragun und Egon Madsen.
Ich bin damals erschrocken, denn die Tänzerinnen allgemein waren doch etwas ausgemergelt. Aber das war nun mal Cranko,.
In diesem Ballett erlebt man eine Choreographie, die beispiellos ist und ich hatte in damals gar nicht so sehr darauf geachtet, weil ich in dieser Zeit noch nicht so begeistert vom Ballett war und auch noch nicht viel davon verstanden habe.
Dieses Mal kann ich nur sagen, dass ich hin und weg bin.
Romeo und Julia, es ist DIE Liebesgeschichte, ja mehr doch eine Liebestragödie, die mitten im Kampf zwischen zwei verfeindeten Clans, keinen Weg zur Versöhnung finden.
Doch für zwei zählt nur das geliebte Gegenüber. Übermut schaltet alles andere aus. Die Wellen schlagen hoch - koste es, was es wolle.
John Crankos Choreographie legt den Tänzerinnen und Tänzern ihre Persönlichkeit in die Schritte. Lässt sie zur Musik von Sergej Prokofjew auf Wolke sieben durch die Luft gleiten und verzweifelt zusammenbrechen.
Das Ballett zeigt die Offenheit und die Schönheit der puren Liebe von zwei jungen Menschen - im Rausch der Gefühle trotzen sie allen Widrigkeiten.
Allerdings ist diese Choreographie sehr sehr schwer zu tanzen und hier saß alles, jeder Schritt, jede Position und jede Hebung. Romeo muß seine Julia insgesamt 34 mal in die Höhe bringen.
Romeo:
"Vor ihnen hüllt sich Nacht in ihren Mantel.
Liebst du mich nicht, so laß sie nur mich finden;
Durch ihren Haß zu sterben, war mir besser
Als ohne deine Liebe Lebensfrist."
William Shakespeare, Romeo und Julia, 2. Akt, 2. Szene
Shakespeare das geniale Naturkind. Seit Beginn der neunziger Jahre erschien Shakespeare als volles Mitglied der Lord Chamberlain´s Man, die sich nach der Thronbesteigung Jakobs I. 1630 Kings´s Man nennen durfte und damit zum königlichen Hof gehörte. Seine Einkünfte bezog Shakespeare als Schauspieler, später als Teilhaber des Globe Theaters, das seine Truppe 1599 errichtete. Bereits 1587 konnte er New Place, eines der größten Häuser Stratfords erwerben. Vermutlich lebte er bis zum Ende seiner Theatertätigkeit etwa 1611/12, von seiner Familie getrennt in London und zog sich dann nach Stratford zurück, wo er 1616 starb.
Julia:
"Birg bei der Nacht mich in ein Totenhaus.
Voll rasselnder Gerippe, Moderknochen
und gelber Schädel mit entzahnten Kiefern,
Heiß in ein frisch gemachtes Grab mich gehn
Und mich ins Leichentuch des Toten hüllen
Sprach man sonst solche Dinge, bebt ich schon,
Doch tu ich ohne Furcht und Zweifel sie,
Des süßemn Gatten reines Weib zu bleiben.
William Shakespeare, Romeo und Julia , 4. Akt, I. Szene
Mit diesem weltberühmten Shakespeare-Stoff begann 1962 John Crankos
Ruhm in Stuttgart als Erneuerer des klassischen Handlungsballetts.
Hunderte von Vorstellungen sind seither alleine über diese Bühne
gegangen. Unterstützt durch immer mal wieder erneuerte Kostüme und
aufgefrischte Beleuchtungs-Details, für die der unermüdlich aktive
Ausstatter Jürgen Rose Sorge trägt, erstaunt die
Choreographie jedes Mal wieder aufgrund ihrer Zeitlosigkeit und ihrem
unerschöpflichen Quell an Inspiration für die Interpreten.
Nun zum Ballett
Agnes Su und Adhonay Soraes de Silva warend beide in Höchstform. Höchstes Können und Hingabe, optimal war die Nutzung von Spielraum.
Speziell der Pas de deux im Balkon und im Schlafzimmer wurden zu einem Traum aus Schwerelosigkeit und lückenloser Aufeinander-Einwirkung.
Hier flossen alle bewegungs-technischen Details gekonnt und gekrönt von schwebenden Hebungen so stimmig ineinander, dass beide in ihrer Gestaltung komplett loslassen und neue belebende Nuancen und Akzente setzen konnten.
Ich würde sagen, dass das ein Traumpaar ist.
Matteo Miccini als Mercutio brachte eine wunderbare Leistung aus feiner Ausgelassenheit, Komik und leichter Melancholie. Er balancierte sauber, effektiv und sitzender choreographischen Darstellung. Seine Ausstrahlung löste genauso eine große Begeisterung des Publikums aus.
Gandios diese Sprünge und Mercutio macht noch Faxen, wenn er stirbt.
Großartig dargestellt.
Dorian Plasse als Benvolio ist einer der großen Aufsteiger, denn er tanzte mit viel Lust und - worauf ich immer achte - exakter Beinarbeit und ging so auch in Szenen, in denen das Ensemble tanzt nicht unter.
Martino Semenzato als Tybalt beherrscht finster die Szene und das vom ersten Auftritt an.
Clemens Fröhlich als Graf Paris, der Möchtegerneschwiegersohn ist bubenhaft und unbedarft, so kam er mir vor und bei mir sprang der Funke nicht über. Tut mir leid.
Die drei "Zigeunerinnen" so heißen sie eben.
Mizuki Amemiya, Fernanda Lopes, Alicia Torronteras.
Hier sprang der Funke der erfahrenen und auch rollendeckenden Tänzerinnen über. Rassig und wirbelnd kann man hier sagen.
Die Charakterpartien waren mit Sonia Santiago (Gräfin Capulet). Rolando D´Alesio (Graf Capulet), Magdalena Dziegielewska (Amme) und Marc Ribaud (Herzog von Verona und Pater Lorenzo) gut besetzt.
Vincent Travnicek
und
Priscylla Galio als Eltern Montague waren sehr schön anzusehen.
Es ist noch das Faschingsquartett zu erwähnen, das meist unerwähnt bleibt. Es steht für Lebhaftigkeit der Szenen auf dem Marktplatz.
Es ist faszinierend, wie der so musikalisch durchstrukturierte Aufbau funktioniert.
Verschweißung der Bewegungen und der genialen Partitur von Sergej Prokofjew.
Lassi Hirvonen, Florencia Paez, Irena Yang, Emanuele Babici, Mitchel Millhollin.
Wolfgang Heinz dirigierte das wie immer komplett mitziehende Staatsorchester Stuttgart. Dieses Orchester verdient bei jeder Aufführung mein größtes Lob, denn die Musiker lassen nichts zur Routine kommen und gestalten jede Aufführung immer differenziert.
John Cranko hat von Stuttgart aus Pionierarbeit für das gesamte deutsche Ballett geleistet.
Über 60 Jahre nach der Gründung des Stuttgarter Balletts behauptet Deutschland durch den Verdienst John Crankos seinen Platz unter den großen Ballettnationen. So beruht der Weltruhm des Stuttgarter Balletts bis in die Gegenwart.
Crankos Talent, Geschichten nuanciert zu erzählen, seine klaren dramatischen Strukturen und die außerordentliche Art und Weise, wie er die Kunst des Pas de deux beherrschte eroberten das Publikum in New York.
Geboren wurde John Cranko am 15. August 1927 in Rustenburg/Südafrika und er verstarb am 29. Juni 1973 unerwartet auf dem Rückflug von einer erfolgreichen Tournee in den USA.
Die Ballettaufführung beinhaltete zwei Pausen, in denen die Tänzer das Programmheft, Kalender und sonstiges signierten.
Hier waren wahre Fans den Stuttgarter Ballett vor Ort, die von Büchern über Kalender alles signieren haben lassen.
Ja, gut, man weiß ja nie, meine Schwester hat ein Autogramm von Richard Cragun und Marcia Haydee.
Wer weiß, wer weiß.
Signiert haben mein Programmheft
Tybald = Martino Semenzato
Graf Paris = Clemens Fröhlich
Herzog von Verona = Marc Ribaud, wir haben uns gut verstanden, Spaß muß sein.
Benvolio = Dorian Plasse
Ich mag die Musik von Sergej Prokofkew
Der Tanz der Ritter wurde übrigens mal als Werbung für ein Parfüm benützt.
Das ist aber auch ein großartiges Parfüm.
Egoiste von Chanel, ein klassisches Parfüm, das immer noch benützt wird.
Hier kann man das gesamte Video des Balletts Romeo und Julia ansehen, allerdings mit einer wundervollen Besetzung.
Marcia Haydee und Egon Madsen und
Elisa Badenes
Das Stuttgarter Ballett
HIER
Ich kann jedem nur einen Besuch in der Oper Stuttgart empfehlen.
Für mich geht es im März mit dem Ballett "Lied von der Erde" von Gustav Mahler und Othello von Verdi im Mai weiter.
Was ich zwischendurch noch ansehen werde, weiß ich noch nicht.
Quelle: Programmheft Romeo und Julia
Oper Stuttgart
Wer die Solitude in Stuttgart besucht, sollte den kleinen Friedhof daneben besuchen, dort liegt ER begraben, nicht unweit von meiner Dozentin an der Kunstakademie Stuttgart Herta Maria Witzemann.
Ein kleiner aber sehr feiner Friedhof.
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Jeden Tag schaue ich auf die Wettervorhersage und bin schon etwas frustriert.
Heute gehe die Temperaturen nicht über 1 Grad, das ist mir dann doch für eine längere Strecke zu frisch.
Aber, es hat sich auch Besuch angesagt, eine Bekannte, die eine Ausstellung hier besuchen möchte, also werde ich mich geschwinde an die Teigschüssel begeben und einen Kuchen backen und schaun, was ich hierfür im Hause habe.
Morgen geht es zum Friseur und mache eine Spaziergang durch Bietigheim und am Dienstag und Mittwoch bin ich ja verhindert.
Am Donnerstag wäre eine Möglichkeit zum Radeln, denn hier steigen die Temperaturen auf 6 Grad, das ist o.k. Aber da muß ich den Daktari fragen, ob ich nach de OP schon radeln darf.
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