Der Postzugraub im Jahr 1963
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Es ist kurz nach 15.00 Uhr am 8. Juli 1965, das ist jetzt genau 60 Jahre her. An einer Seitenmauer des Londoner Gefängnisses Wandsworth hält ein roter Möbelwagen. In wenigen Minuten wird eine Strickleiter am Inneren der Mauer heruntergelassen.
Postzugräuber Ronnie Biggs, der ein Jahr zuvor zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde, sowie drei weitere Kriminelle, die auch gerade im Gefängnis Runden drehen, klettern sehr schnell die einige Meter hohe Mauer hinauf. Die Wärter können nichts tun und müssen zusehen, denn andere Gefangene hindern sie daran, einzuschreiten.
Die Flüchtlinge entkommen.
Die Nachricht schlägt hohe Wellen im Vereinigten Königreich. Im Unterhaus fordert ein Abgeordneter sogar den Einsatz der Armee, um die Ausbrecher zu fangen, so berichtete die Deutsche Presse-Agentur damals.
Ronnie Biggs flieht über Frankreich nach Australien und lebt dort sogar mit seiner Familie.
Die britischen Behörden spüren ihn auf und er flieht nach Brasilien.
Es dauert 36 Jahre, bis es der britischen Justiz gelingt, ihn wieder zu verhaften.
In diesen Jahren wird Ronnie Biggs zur Legende. Der Kopf der Räuber ist eigentlich Bruce Reynolds, er wird auch schnell gefasst. Diesen Bankraub hatte er ein Jahr lang gründlich vorbereitet.
Aber dadurch, dass Ronnie Biggs so ein abenteuerliches Leben aufweisen konnte, das macht ihn schon zur Legende.
Das Verbrechen, das Ronnie Biggs hinter Gitter bringt und als "Great Train Robbery" Geschichte schreibt, ist schon ein Legende.
Biggs ist Teil einer 15-köpfigen Bande, die 1963 eine Signalanlage manipuliert und einen Postzug auf dem Weg nach Glasgow nach London zum Halten bringt und dabei alte Geldscheine erbeutet, die einen Millionenwert haben, die aus dem Verkehr gezogen werden sollen.
Erbeutet wurden 2.631.684 £ (nach heutigem Wert etwa 74 Millionen £ bzw. 85 Millionen) . Von dem Geld sollen bislang nur 300.000 Pfund aufgetaucht sein.
Ich weiß es heute noch, als die Stuttgarter Nachrichten über diesen Bankraub, der am 8. August 1963 stattfand, gelesen habe. Der Stern brachte damals auch eine große Reportage. Wir haben damals den Stern sehr gerne gelesen, heute ist er auch nicht mehr das, was er mal war.
Diese Geschichte findet auch in Deutschland Beachtung.
Drei Jahre nach der Tat läuft im Fernsehen die Serie "Die Gentlemen bitten zur Kasse"
Horst Tappert spielte damals die Rolle von Anführer Bruce Reynolds.
Er spielte das damals hervorragend.
Ich habe die Serie damals mit Begeisterung angesehen.
Die Freude über die Beute währte allerdings nicht lange. Zwölf der Räuber werden sehr bald gefasst und zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt, darunter auch Ronnie Biggs.
Interessant ist, dass die Ergreifung der Täter durch Fingerabdrücke an einem Monopoly-Spielbrett zurückzuführen sind, die die Täter in einem Versteck zurücklassen. Bruce Reynolds ordnete zwar an, die Farm, die das Versteck im Umkreis war, abzubrennen, wenn sie die Farm verlassen, aber hier haben die Täter geschlampt. Das Haus und gerade das Monopoly-Brett waren voll mit Fingerabdrücken, genauso wie das Haus. So konnte man die Täter sehr leicht ermitteln. Nur einige Verbrecher trugen hier Handschuhe und die wurden auch nie gefasst.
Verraten wurden sie aber durch ihre Mittäter nicht, das war schon beachtlich.
Interessant war auch, dass bei diesem Überfall niemand getötet wurde.
Selbst die Angestellten, die im Zug die Post sortierten, hatten, nichts bemerkt.
Als die Polizei eintraf, sortierten sie immer noch die Post. Der Lokführer Jack Mills wurde mit einer Eisenstange niedergeschlagen.
Ronnie Biggs lebt in Rio de Janeiro ein luxeriöses Leben und zeigt der britischen Obrigkeit unter Palmen den Stinkefinger.
Es macht ihn zu einem Symbol für die Punk-Bewegung.
Die Sex-Pistols nehmen 1978 den Song "No One is Innocent" auf.
Ich finde den Text und die Musik so gruselig, deshalb gibt es hier nur einen Link.
Mag jeder entscheiden, ob er es anschaut oder nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=io7MsFdoj5Q
Doch in den 80er Jahren wird er von britischen Soldaten entführt, auf die Bahamas gebracht, doch da es kein Auslieferungsabkommen gibt, kehrt er wieder nach Brasilien zurück. Zudem hat seine brasilianische Freundin ein Kind von ihm.
Allerdings darf er Brasilien nicht verlassen, auch eine Art Gefängnis.
Die Toten Hosen lassen sich auch von dem Rebellen mitreißen. 1991 nehmen sie mit Biggs den Song "Carnival in Rio" auf und veröffentlichen ihn. Im Video sind Campino mit den Bandmitgliedern und Biggs zu sehen, wie sie Fußball spielen und an der Copacabana Alkohol trinken.
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