Bohnen- und Heusteigviertel in Stuttgart
Werbung
Wie ich so oft schon geschrieben habe, bin ich ein Stuttgarter Mädle.
Geboren in der Veronikaklinik in Stuttgart, sie gehört heute zum Marienhospital, bin ich in der Grimmstraße 35 in Stuttgart-West aufgewachsen und ich habe auch mit dieser Stadt und in dieser Stadt gearbeitet. Ich kenne sehr vieles, aber leider auch nicht alles. Stuttgart hat wundervolle Ecken, tolle Stadtteile und eben auch Stuttgart 21, aber das geht auch mal wieder vorbei und dann spricht kein Mensch mehr drüber, wenn es mal fertig ist, das dauert aber noch.
Vom Haus im Stuttgarter Westen habe ich schon mal berichtet, finde aber den Post gerade nicht.
Im Stuttgarter Westen sind mein Vater und die Geschwister immer mit mir auf den Monte Scherbelino (dem Stuttgarter Trümmerberg) gelaufen.
Da mein Vater bei der Landesversicherungsanstalt beschäftigt war, hat er diese schöne Wohnung mit einem schönen Garten in der Grimmstraße in Stuttgart-West bekommen.
Aber, als mein Vater dann Direktor des Stuttgarter Studentenwerks heute Studierendenwerk wurde, mußten meine Eltern aus dieser Wohnung ausziehen. Es war nicht einfach.
Finde mal für diese große Familie eine Wohnung in den 1950er Jahren, meiner Mutter hat keine Wohnung gepasst und dann kam, was kommen mußte, eine Räumungsklage und dann ging nichts mehr.
Wir mußten in den ungeliebten Osten von Stuttgart ziehen, das war meiner Mutter ein Greuel und zudem wohnten wir hier sehr beengt, genau zwei Jahre. Dass ich später, als ich verheiratet war, zusammen mit meinem Mann ins Haus meiner Schwiegereltern in die obere Wohnung gezogen bin, das war auch meiner Mutter ein Greuel.
Aber lange habe wir hier auch nicht gewohnt, denn wir sind in einen Neubau im Kreis Ludwigsburg gezogen. Eine Miet-Wohnung, die wir von der Firma meines Mannes bekommen haben. Von der Miete kann man heute nur noch träumen.
Zugegeben ich habe nicht gerne im Osten von Stuttgart gewohnt, obwohl hier die Villa Berg und noch sovieles andere war, das ich schön fand. Der Gaskessel mit seiner Kokerei, das war schon unangenehm und der Gaisburger Regen. Da gabs nicht nur den Gaisburger Marsch.
Auch hier schon sehr oft berichtet.
ABER, dann endlich bekamen wir in Stuttgart-Mitte in der Olgastraße 39 B eine Wohnung, die meiner Mutter gepasst hat. War auch eine schöne 6 Zimmer-Wohnung (ein Zimmer befand sich im oberen Geschschoss) mit allem, was das Herz begehrt, dieses Haus gehörte einem Juden, der noch vor 1933 nach Amerika ausgewandert ist und es dann verkauft hat, an wen, ist mir nicht bekannt.
Aber damals gehörte es der Allgemeinen Rentenanstalt, ich glaube, die heißt heute auch anders.
Die Wohnung war im 3. Stock war fein ausgestattet. Schon alleine der Wintergarten mit dem wunderbaren Klinkerfußboden, daran denke ich heute noch. Es war eine wunderschöne Wohnung mit Holz- und Stuckdecken. Aber leider auch Ofenheizung, was das heißt, wissen vielleicht Menschen, die mit Ofenheizung aufgewachsen sind.
Kohlen und weiteres in den 3. Stock hinauftragen und die Asche wieder runter.
Mein Vater hat sich hier allerdings nie drum gekümmert. Feuer machen, das konnte nur meine Mutter oder auch die Oma, die später bei uns gewohnt hat. Erst im Haus in Leonberg hatten wir eine Öl-Zentralheizung. Ich denke noch heute an den Gas-Boiler im Bad, war aber damals das Modernste.
Ich würde etwas darum geben, wenn ich mir hier in diesem Haus eine Wohnung leisten könnte, heute sind das alles Eigentumswohnungen mit allem Komfort. Alle verkauft oder vermietet.
Die Olgastraße lag über dem Heusteigviertel und man konnte leicht den Bopser und die Villa Weißenburg erreichen. Mich zieht es hier immer wieder hin und auch ins Heusteigviertel.
Damals stand noch die wunderschöne Villa des Seifenfabrikanten in der Villa Weißenburg. Das gefiel manchen hohen Herren in Stuttgart nicht und viele Gebäude wurden abgerissen. Wie z.B. das schöne Rathaus in Stuttgart, das einem Gebäude im Brutalismus weichen mußte.
Heute würde man so nicht mehr verfahren. Aber es war eben die Zeit. Wer sich mit Architektur beschäftigt oder auch beschäftigt hat, kennt diesen Baustil z.B. Le Corbusier mit seiner Wohnmaschine in Marseille.
So, nun aber zum eigentlichen Post. Ich habe einen Auftrag bekommen, einige Häuser im Heusteig- und Bohnenviertel zu fotografieren und etwas dazu zu schreiben.
Ich kann mir Zeit dazu lassen. Mein Freund und ich hatten an einem Tag noch im August ausgemacht, dass wir uns das Heusteig- und Bohnenviertel ansehen.
Eigentlich kenne ich das alles ja, aber so richtig habe ich mich noch nie damit beschäftigt.
Heute bereue ich es, dass ich mich während meiner beruflichen Tätigkeit immer nur am Rande damit beschäftigt habe. Aber das war damals anders und ich war bei der Masse an Arbeit froh, dass ich abends die Tür hinter mir zuschließen konnte.
Der Tag begann schön und ich fuhr mit Rad und der S-Bahn zum Nordbahnhof. Wir hatten verabredet, uns an der Platanenallee bzw. der Felix-Mendelsson-Bartholdy-Allee, bei der Rossbändigergruppe zu treffen.
Übrigens eine Strecke, hier muß man sowohl als Fußgänger und auch als Radfahrer aufpassen, dass man nicht überfahren wird. Es gibt hier Radler, die fahren ohne Rücksicht auf Verluste, der obere und der untere Schloßgarten ist eine Rennstrecke. Leider!
Ich war zu früh da und bin dann wieder zum See gefahren und habe eine Teichralle und verschieden Wassertiere abgelichtet.
Es ist doch immer interessant und auch schön.
Die Platanenallee oder auch Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Allee wird von wunderschönen alten Platanen umsäumt, die im späten Herbst wunderschön mit ihrem bunten Laub glänzen. Bislang habe ich es noch nie geschafft, das zu fotografieren.
Im übrigen ist Stuttgart auch noch weiter interessant.
Wer kann soviel über seine Stadt erzählen?
Auch die Rossebändigergruppe ist immer wieder schön anzusehen, sie stammt von dem Bildhauer Ludwig Hofer, der schon einige Skulpturen in Stuttgart geschaffen hat.
Schon als Kind hat mich diese Gruppe beeindruckt, obwohl ich mit Pferden nichts zu tun haben möchte, nachdem ich mal von einem Pferd in die Hand gebissen wurde. Pferde können ganz schön zubeißen. Stutenbissigkeit, ist hier auch ein nettes Wort, die gibt es nicht nur bei Pferden.
Mit diesen beiden Pferden hat der Bildhauer Hofer dem Arabischen Vollblut in Württemberg für alle Zeiten ein Denkmal gesetzt. Für den, der über Stuttgarts Geschichte Bescheid weiß, ist es auch eine Erinnerung an die ersten Jahrzehnte des Königlichen Privatgestütes von König Wilhelm I. Zugleich sei gesagt, dass der Name Stuttgart von Stutengarten abstammt, denn hier gab es immer schon ein Pferdegestüt.
Araberpferde waren die Lieblinge von König Wilhelm I.
Es sind zwei Hengste aus Carrara Marmor, die allerdings keine Zunge haben.
Auch hierüber gibt es allerhand zu erzählen.
Einen schönen Bericht dazu gibt es
HIER
Hier wächst eine Macaranga tanarius, bekannt auch als Parasolblattbaum heraus.
Ich werde das mal beobachten, ob er nicht entfernt wird oder auch eingeht.
Ich hatte mal in der App geschaut und das wurde ir dann angezeigt.
Schon praktisch, diese Apps.
Doch wir hatten uns getäuscht.
Ich werde aber dennoch bei Gelegenheit wieder das Bohnenviertel besuchen und bestimmte Häuser fotografieren.
Ich probiere das zur Zeit ja auch (wohne aber leider nicht in Stuttgart, sondern in dieser Stadt hier, die ich gar nicht mag und auch keinen Zugang zu ihr habe), es dauert seine Zeit, aber wenn man sich mal damit beschäftigt hat, dann klappt das auch.
Es ist ein Stück historisches Stuttgart, das sich in die moderne Zeit hinüberretten konnte. Hier befindet sich der einzige Teil der historischen Altstadt, das zwischen dem Charlottenplatz und dem Leonhardsplatz liegt.
Um diese Bohne gibt es etliche Bräuche. Einmal im Jahr wurde ein Kuchen gebacken und in Stücke aufgeteilt. In einem dieser Stücke befand sich eine Bohne. Wer diese Bohne bekommen hat, war der "Bohnenkönig" und durfte mit einem Gelage Hof halten.
Es gibt viele solche Bräuche, so z.B. auch der Dreikönigskuchen, wer das Geldstück im Kuchen findet, ist der König.
Die Bewohner des Bohnenviertels waren die "Veschperlesmoischter" und "Knackwurschtprivatiers", sie galten als merkwürdig und sonderbar.
Heute ist es ein sehr nettes Viertel, saniert mit Rücksicht auf den quartierypischen Charakter des Bohnenviertels und somit kann eine urbane Mischung von Wohnen und Arbeiten und der vorhandene Altbaubestand des Viertels bleiben.
Leider war der Freund nicht entzückt, dass ich mich hier umgesehen habe, deshalb werde ich bei Gelegenheit hier nochmals herkommen und nochmals Fotos machen.
Das Heusteigviertel, in dem ich groß geworden bin, ist ein architektonisches Kleinod.
Denn in dem zusammenhängenden Gebäudeensemble im Stil der Gründerzeit und des Jugenstils ist die originale Bausubstanz weitgehend erhalten geblieben.
Da möchte ich aber noch aus einem anderen Teil Stuttgarts mit Gebäuden aus der Gründerzeit berichten,.
Heute sehe ich das alles anders.
Nun ein altes Zeiterfassungsgerät, die gibt es ja heute auch wieder, in einer modernen Form mit EDV.
Wenn man so an bekannte Stellen kommt, da kommen dann schon die Erinnerungen, obwohl das schon so lange her ist.
HIER auch noch ein wenig über dieses Heusteigviertel geschrieben.
Es gibt Ecken, die sind so schön, dass man fast das Stendhal-Syndrom bekommt.
Kommentare:
AntwortenLöschen