Das Münster St. Marien und St. Jakobus in Heilsbronn 1. Teil
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Als ich vor einiger Zeit nach Nürnberg mit dem Zug gefahren bin, um die Stadt u.a. die Burg und auch das Reichsparteigelände anzusehen,
stiegen in Heilsbronn einige Leute ein, die erzählten so einiges von einem Münster.
Ich war neugierig und habe mir vorgenommen, mir das einmal anzusehen.
Leider sind das nun doch zwei Jahre geworden, bis ich dort gewesen bin und das, was ich gesehen habe, hat mich schon beeindruckt.
Ich habe mich also Anfang September aufgemacht und bin mit Bus, S-Bahn und Zug nach Heilsbronn gefahren. Heilsbronn liegt zwei Stationen vor dem Nürnberger Hauptbahnhof.
Heilsbronn ist eine Stadt im mittelfränkischen Landkreis Ansbach, wer sich für Ansbach interessiert, der schaut HIER, da war ich auch schon, schon alleine , weil mich Kaspar Hauser interessierte.
Zu dem bedeutenden Haus Hohenzollern gehörten auch die
fränkischen Hohenzollern, die von 1192 bis 1327 die Burggrafschaft Nürnberg inne hatten.
Auf halben Wege zwischen Ansbach und Nürnberg liegt in einer leichten Talsenke unweit der Schwabbachquellen die Münsterstadt Heilsbronn.
Die Gebäude der ehemaligen Zisterzienserabteil bilden den Kern des ca. 9.500 Einwohner zählenden Ortes. In Richtung Westen breitet sich der dichte, stille Klosterwald mit altem Baumbestand aus, dessen Name noch auf den früheren Eigentümer verweist, aber nur noch den einen, ungefähren Eindruck von dem einstigen immensen Grundbesitz des Klosters gewährt.
Bischof Otto I. von Bamberg (1102-1139), der sog. "Pommernapostel" gründete 1132 zur Stärkung seines Einflusses im Grenzgebiet der Diözesen Bamberg, Eichstätt und Würzburg ein Kloster an dem schon besiedelten Ort "Haholdesbrunnen". Das Land hatte er von den Grafen zu Abenberg, Bamberger Hochstiftsvögten, erworben. Im Stiftungsbrief findet sich noch kein Hinweis auf die für das Kloster vorgesehene Regel. 1141, also nach Ottos Tod, trafen Mönche aus dem Zisterzienserkloster Ebrach in Heilsbronn ein. Die Mönche deuteten den Ortsnamen "Heilbrunnen" um: "fons salutis". Unter den Staufern übernahm vorübergehend der Kaiser den Schutz des Klosters, der schließlich den Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Hohenzollern übertragen wurde, die es im späten Mittelalter verstanden, die Schirmvogtei zur Landesherrschaft über das Kloster auszubauen.
Kluge Führung und die Unterstützung durch den fränkischen Adel brachten dem Kloster wirtschaftliche Blüte. Um 1500 war Heilsbronn in 292 Orten zwischen Main und Donau begütert, besaß sechs Stadthöfe und das Patronat über 37 Pfarreien. Von der Blütezeit im Spätmittelalter zeugt noch eine für Zisterzienserklöster ungewöhnliche Fülle der Ausstattung. Immerhin 9 der einst 29 Altäre sind in der Kirche erhalten, die zusammen mit den Gedächtnisbildern (Epitaphien) zur Beschäftigung mit spezifisch zisterziensischen Glaubensvorstellungen anregen.
Die Hohenzollern betrachteten Heilsbronn als ihr Hauskloster und wählten es zu ihrer Grablege. Vom Ende des 13. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts ließen sie ihre Toten im Münster beisetzen. Die drei Hochgräber im Mittelschiff und zahlreiche Epitaphien halten die Erinnerung daran wach. Heilsbronn wurde so zu einem Mausoleum des späteren preußischen Herrscherhauses. Die Hoffnung auf eine Fürbitte der Mönche führte aber auch zahlreiche andere Adelsfamilien dazu, ihre Toten in Heilsbronn beizusetzen. Rund 500 Grabstätten wurden im Münster eingerichtet.
Hier im Münster begegnet man nicht nur den Hohenzollern mit ihren Grabmälern.
Im 14. bis zum 16. Jahrhundert statteten die Hohenzollern die Kirche mit Altären, Bildtafeln, Epitaphen und Hochgräbern aus. So hat das über 800 Jahr alte Münster sehr wertvolle Kunstschätze. Ein Großteil davon stammt von den Künstlern der Nürnberger Renaissance um Albrecht Düren und Adam Kraft.
Auf vielen Tafeln kann man die Stifter selbst sehen.
1528 führte Markgraf Georg der Fromme (+1543) die Reformation in Heilsbronn ein. Der Konvent versuchte als evangelische Gemeinschaft zusammenzubleiben. Er errichtete 1534 eine Klosterschule, um Nachwuchs an Novizen zu gewinnen. Nicht zuletzt auf Druck des Marktgrafen, die auf die Einkünfte des reichen Klosters schauten, blieb jedoch der Nachwuchs aus. 1578 starb der letzte Mönch und Abt Melchior Wunder. Bis 1631 wahrten Titularäbte den Anschein eines Klosters. Die Markgrafen führten die Klosterschule bis 1736 als "Fürstenschule" (Schule der Fürsten) mit einem ganz anderen Konzept weiter. Hier sollten nun 100 Stipendiaten aus weniger wohlhabenden Familien ihre Erblande zu tüchtigen Beamten ausgebildet werden. Danach wurden die Schüler auf die Gymnasien Ansbach und Bayreuth verteilt, während die Heilsbronner Klosterbibliothek der 1743 gegründeten Universität Erlangen einverleibt wurde.
Das Fortbestehen der Wirtschaftseinheit "Kloster Heilsbronn" unter den Markgrafen und die Existenz der Schule haben eine gänzliche Zerstörung des Klosterkomplexes verhindert. Dennoch ist gerade der Kernbereich des Klosters durch Abbrüche und den Verkauf leer stehender Bauten an Privatleute stark entstellt worden. Aus dem Kloster ging so der Markt Heilsbronn hervor, der 1932 zur Stadt erhoben wurde.
Der Klosterkomplex ist schon beeindruckend und das werde ich hier in Bild und Text vorstellen.
Leider wird auch hier in dieser Stadt renoviert und gebaut, so habe ich z.B. die Spitalkapelle und verschiedene Altäre in der Klosterkirche nicht fotografieren können. Ich habe mir aber vorgenommen, nochmals nach Heilsbronn zu gehen, der Zug fährt ja immer und geklappt hat ja auch alles. Zudem war das Wetter auch nicht gerade schön.
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Die Heideckerkapelle vor der Südseite des Querhauses hat romanische Dekorationsformen bewahrt. Rundbogen- und Würfelfriese schmücken den Außenbau. Auf dem First steht die Figur des Heiligen Michael.
Die Heideckerkapelle ist die ehemalige Grabkapelle der Herren von Heideck und wurde um 1200 errichtet.
Sie war geschlossen und das nächste Mal werde ich aber auch eine Führung durch den Klosterkomplex beantragen.
Das im Stil der Renaissance erneuerte Hochgrab wurde von Lucas Grüneberger geschaffen, der nicht nur als Maler, sondern auch als Bildhauer tätig war. Farbfassung und Vergoldung stammen von dem Maler Philipp Mauler.
Zeugnis vom Ursprungsgrab geben die gotischen Elemente wie die acht Sockelstatuetten. Sie stellen Bischof Berthold von Eichstätt (+1365), Bischof Friedrich von Regensburg (+1353) und Nürnberger Burggrafen und Burggräfinnen dar.
Ich war von diesem Hochgrab und von dem in jungen Jahren dargestellten Georg Friedrich d.Ä. so begeistert, dass ich ihn gleich ein paar Male abgelichtet habe.
Ein schöner Mann.
Das Hochgrab des Markgrafen Joachim Ernst (1583-1625). Die Arbeiten wurden nach dem Tode des Markgrafen 1625 an den Bildhauer Abraham Gross in Bayreuth und den Stückgießer Georg Herold in Nürnberg vergeben. Die Fertigstellung des Monumentes verzögerte sich jedoch durch den Dreißigjährigen Krieg, während dem es 1631 zu Grabschändungen im Münster kam. Erst 1712 begann man mit der Aufstellung, die 1726 abgeschlossen war. Die mächtige Figur des Markgrafen (Lebensgröße) ist in Bronze gegossen. Überragt wird das ganze Grabmal von der posauneblasenden Fama, die in barockem Selbstverständnis den Nachruhm des Verstorbenen über den Tod hinaus versinnbildlicht.
Christliche Symbolik ist gegenüber der Ruhmes-Symbolik und Allgorik jedoch zu beiden Entstehungszeiten in den Hintergrund gereten. Joachim Ernst wurde als letzter Hohenzoller im Münster bestattet. Nachfolgende fanden in sichereren Fürstengruft von St. Johannis in Ansbach ihre letzte Ruhestätte.
Die Gebeine der Kurfürstin wurden 1591 dem Grab entnommen und in die Gruft übertragen, um hier Markgräfin Emilia, die dritte Gemahlin Georgs des Frommen, beisetzen zu können. Das Grabmahl strahlt die Frömmigkeit dieser Zeit in seiner Gestaltung aus. Im Tode von der Welt der Seligen und Vollendeten umgeben zu sein.
Zu beiden Seiten der Tumba führen Stufen zu einer Quelle hinab, die erst nach 1853 neu gefasst und mit Treppen zugänglich gemacht wurde. Es ist eine der Schwabbachquellen und da unten ist es auch ziemlich naß.
Einer der erhaltenen Altäre, die ich jetzt zeige, ist der
Peter-und Paul-Altar, er hat seinen ursprünglichen Standort an der Ostwand des Mortuariums behalten.
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Ein weiterer Flügelaltar steht an der Innenseite des nördlichen Seitenschiffes. Es ist der Vierzehn-Nothelfer-Altar aus dem Jahre 1498. In der Mitte thront Maria, zu ihrer Rechten verlobt sich Katharina mit dem Jesuskind (unio mystica), entsprechend kniet auf der anderen Seite Barbara den Kelch in der Hand haltend. In Dreiergruppen zusammengefasst, reihen sich dahiner die weiteren Nothelfer auf.
Das Predellenbild zeigt die Beweinung Christi am rechten Bildrand ist der Stifter Abt Konrad Hunold mit einem Spruchband zu sehen. Ein Gesprenge war wohl ehemals vorhanden, das kann man an den Zapflöchern im Schrein sehen.
Den Vierzehn Nothelfern begegnet man nochmals im Mittelschiff am Hochgrab der
Kurfürstin Anna.
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Der Marienaltar an der Ostwand des südlichen Nebenchores wurde 1511 von Abt Sebaldus Bamberger gestiftet. Die Tafelbilder der Flügel schuf der ebenfalls aus Nördlingen stammende Schäufelein-Schüler Sebastian Dayg (1490-1554). Im Mittelschrein stehen Maria auf der Mondsichel mit Lucia (Schwert im Halse) und Ottilile (Buch). Die Tafeln der Flügel zeigen drei Episoden aus dem Marienleben.
Der Marienaltar wurde 1511 von Abt Sebaldus Bamberger gestiftet.
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Im östlichen Nebenchor steht der Elftausend-Jungfrauen-Altar. Gestiftet wurde dieses Werk im Jahre 1513 von Abt Sebaldus Bamberger, worauf ein Reliefschild links der Predellenmitte mit den Initialien S.A. hinweist. Peter Strauss oder auch Peter Trünklin,
nachweisbar 1480-1520 aus Nördlingen war der Bildschnitzer, dem Dürerschüler Wolf Traut 1480-1520 werden die Tafelmalereien zugeschrieben. Maria auf der Mondsichel ist von zehn weiteren Jungfrauen umgeben, benennbar sind Barbara mit dem Kelch, Katharina, die sich mit dem Jesuskind verlobt und Ottilie mit dem Buch im Vordergrund berichtet von Ursula und ihren 10 Gefährtinnen, die bei einer Pilgerfahrt den Märtyrertod erlitten. Vor dem Tod soll Ursula den Peinigern entgegnet haben:
Eine von uns ist so viel wert wie tausend von Euch. Daraus entstanden 11.000 Jungfrauen.
Es gibt überhaupt noch mehr, es hört gar nicht mehr auf, man schaut nur und schaut.
Wer sich mit Kunstgeschichte befassen will und kann, kommt hier voll auf seine Kosten.
An der Südwand des romanischen Chores befindet sich das Stiftungsbild. Links kniet der Stifter des Klosters, Bischof Otto I. von Bamberg, sein Kaplan hält ihm den Bischofsstab. Bischof Otto trägt zusammen mit Graf Rapoto von Abenberg, dem Schutzherrn des Klosters, ein Modell der Kirche, schon mit der gotischen Chorerweiterung, wobei der wahrscheinlich erst später eingefügte Dachreiter falsch platziert ist. Darunter die Wappen von Otto und Rapoto; der schwarze Löwe des Hochstiftes Bamberg mit dem silbernen Schrägbalken und die zwei silbernen Löwen Abenbergs auf blauem Grund. Hinter dem Grafen steht dessen Knappe mit Schwert, dann stehend sein Sohn Konrad d.J. und dessen Gemahlin Sophia. Die Datierung ist durch viele Restaurierungen nicht klar, sie verweist auf das späte 15. Jahrhundert. Sie ist aber durch die in Architektur gegliederte Komposition auch früher denkbar.
An der Westseite des nördlichen Seitenschiffes steht das Epitaph für Markgraf Georg den Frommen (+1543) und seinen Vater Markgraf Friedrich den Älteren (+1536). Das 1538 vom Eichstätter Bildhauer Loy Hering geschaffene Epitaph zählt zu den bedeutenden Werken unter den frühen deutschen Renaissancegrabmälern. Das in Form einer Ädikula lateinisch Häuschen gestaltete Grabmal aus Solnhofer Stein ist seitlich mit Ahnenwappen und Giebelfeld mit dem Wappen des Markgrafen Georg geschmückt. Die beiden Fürsten, Vater und Sohn, knien vor dem auf dem Berg Golgotha stehenden Kreuz Christi. In der Rahmenform, in der klaren Komposition des Werkes, in den verwendeten Architekturmotiven und dem Vrsuch, durch die Kassettierung der Flachnische die Tiefenwirkung perspektivisch zu vergrößern, zeigt sich deutlich das Vorbild der intalienischen Renaissance. Die Gestalt des Gekreuzigten ist hingegen eher in der traditionellen spätgotischen Form erhalten.
Man kommt hier aus dem Gucken und Staunen nicht mehr heraus, vor allem auch, was hier "im Namen des Herrn" auch geschaffen wurde.
Andererseits ist es auch so, dass die Geldgeber für die Künstler der Klerus und auch die Adligen waren, die sich hier auch verewigt haben, während das einfache Volk zahlen mußte. Es ist wohl immer so gewesen und wird auch immer so sein und kriegerische Auseinandersetzungen waren auch an der Tagesordnung sowie auch grausame Hinrichtungen und dergleichen mehr.
Das war aber in der ganzen Welt und ist auch noch heute so.
Dr. Ulrich Schindler, Pfarrer
Ulrike Fischer, Pfarrerin
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