Mit dem Rad im Randecker Maar, Zipfelbachschlucht

Zurücklehnen und die Show genießen.
Ich bin nicht böse. Ich bin total fröhlich, du Arschloch! *Kurt Cobain"
Sie lachen über mich, weil ich anders bin. Ich lache über sie, weil sie alle gleich sind. *Kurt Cobain*
Opportunisten sind Spezialisten im Umgang mit wechselnden Windrichtungen. *Tom Rienzle*
Opportunismus verkauft sich, verbal aufgehübscht, gerne auch mal als Flexibilität. *Tom Rienzle*

Der beste Weg, einen Freund zu haben, ist der, selbst einer zu sein. *Ralph Waldo Emerson*

"Besser ein anständiger Feind als ein unanständiger Freund." *Christa Schyboll*

Die Ereignisse am 10. November 1938 in Ludwigsburg

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Die "Reichspogromnacht" vom 9. auf den 10. November 1938 wurde von langer Hand vorbereitet. Unmittelbarer Anlaß zur Durchführung der Aktion war das am 
7.November 1938 von Herszel Grynszpan, dessen Eltern von der Ausweisung der polnischen Juden aus dem Deutschen Reich betroffen waren, auf den Gesandschaftsrat Ernst vom Rath in der deutschen Botschaft in Paris verübte Attentat. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda 
Dr. Josef Goebbels befürwortete am Abend des 
9. November spantane Vergeltungsmaßnahmen wie das Anzünden und Zerstören von Synagogen oder die Demolierung von jüdischen Geschäftshäusern.


Der SS-Gruppenführer  und Chef der Sicherheitspolizei Richard Heydrich versorgte mit einem Blitz-Fernschreiben aus München nach Mitternacht alle Staatspolizeileit- und Staatspolizeistellen mit konkreten Befehlen, die diese wiederum an die örtlichen Parteifunktionäre und SA-Führer im ganzen Deutschen Reich telefonisch oder durch Fernschreiben weitergaben und zu entsprechenden Aktionen aufforderten. 
In Ludwigsburg hatte die Zerstörungen bereits ein Jahr vorher begonnen. In der Nacht vom 1. auf den 2. November 1937 wurden an der Synagoge in 15 großen Bleiglasfenstern insgesamt 86 Scheiben eingeschlagen
Trotz vielen Anschäge wurden bis zum Novemberpogrom
1938 in der Synagoge Gottesdienste gefeiert. 



Im Gegensatz zu den meisten Orten mit jüdischen Gemeinden, kam es in Ludwigsburg in der Nacht vom 9. auf den 10. November zu keinen Ausschreitungen. Von Stuttgart aus versuchte man in der Nacht vom 
9. auf den 10. November zwar auch die Ludwigsburger Parteigenossen zur Demolierung oder Zerstörung der Synagoge zu bewegen. Der Befehl scheint nicht durchgekommen zu sein, da nach den späteren Angaben von Oberbürgermeister Dr. Frank möglicherweise der zuständige Parteigenosse nicht ans Telefon ging.
So haben sich offensichtlich erst am Morgen des 10.Novembers einige Parteigenossen zur Beratung getroffen, wie die "spontanen Maßnahmen gegen die Juden" in Ludwigsburg verspätet ablaufen konnten.

Zwischen 13.15 Uhr und 13.30 Uhr erfolgte nach übereinstimmenden Zeugenaussagen die Brandstiftung der Ludwigsburger Synagoge in Ludwigsburg. Damit die Flammen schneller im ganzen Haus wüten konnten, wurde das obere, runde Fenster der Synagoge von innen aus in Scherben geschlagen.
Nach Aussage eines Polizeihauptmannes brannte zuerst das Dach, während im Inneren noch einige Personen unter Leitung eines SA-Sturmführers vermutlich brennbare Stoffe vergossen. Benzin hatte sich die SA am Vormittag bei einer örtlichen Tankstelle besorgt. In wenigen Minuten stand das gesamte Innere des Gebäudes in Flammen.

Bürgermeister Ostertag informierte von der vollzogenen Brandstiftung die Feuerwehr. Diese traf unter dem Führer der Feuerwehr Otto Heuss mit den beiden Feuerwehrlöschzügen I und II auch ein.
Die Polizei hatte bereits die Straßenzugänge abgesperrt. Auch der Polizeirat war inzwischen am Ort. Von vornherein konzentrierte sich die Feuerwehr auf den Schutz der Nachbargebäude.
Das Haus Alleenstraße 10 soll bereits angesengt gewesen sein. Unmittelbar bedroht waren das Haus der Museumsgesellschaft Alleenstraße 10 und durch den herrschenden Funkenflug auch das Haus der Druckerei Langenstein (Solitudestraße 12), das Privathaus Solitudestraße 16 und auch das Gynmansium (Solitudestraße 19). Erst nachdem diese Häuser abgespritzt waren, wurden Rohrleitungen zur Synagoge vollzogen.
Als Oberbürgermeister Dr. Frank eintraf, stürtze gerade die Dachkuppel der Synagoge mit dem Türmchen brennend in die Tiefe. Makabere Szenen spielen sich dann ab.
Nach einem Bericht der Ludwigsburger Zeitung erfährt man auch über die am selben Tag durchgeführten Ausschreitungen gegen noch bestehende jüdische Geschäfte und vermutlich auch einzelne Wohnhäuser.
"In Ludwigsburg richtete  sich die Wut der Menge natürlich in erster Linie gegen das Grummachsche Ramschgeschäft an der Ecke der Wilhelm- und Kirchstraße, aber polizeilicher Schutz konnte vorerst Ausschreitungen verhindern. So begnügten sich die Demonstranten damit, das über den Ladenfenstern angebrachte Schild zu zerschlagen. In der Nacht wurden dann allerdings, wie wir heute früh feststellten, die Schaufensterscheiben eingeworfen, ohne, dass die Polizei es hindern konnte."


Die Inhaber von demolierten Geschäften mußten in den folgenden Tagen diese selbst wieder notdürftig reparieren lassen.



Was folgte, war eine Verhaftungswelle Ludwigsburger Juden mit Deporationen in Konzentrationslager.

Max Elsas, ein späterer Unternehmer brachte es bis zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters. Das bewahrte ihn nicht davor, als 1938 die Synagoge brannte. Trotz seines hohen Alters von 80 Jahren wurde er in seiner Wohnung verhaftet. Vier Jahre später starb er im Konzentrationslager Theresienstadt an Entkräftung. Eine Straße in Ludwigsburg erinnert an ihn. 

  Bis zum Kriegsende überlebten das Pogrom lediglich vier Juden aus Ludwigsburg. Die Synagoge besaß eine wunderbare Orgel der Firma Walcker in Ludwigsburg, das besagt, wie weltoffen die jüdische Gemeinde in Ludwigsburg war, denn sowas findet man selten in jüdischen Gotteshäusern. Übrige geblieben ist eine Orgelpfeife, die man im Stadtmuseum zu sehen ist. 
 




 Der heutige Platz, an dem die 1884 errichtete Synagoge stand, wurde nach 1945 zu einem Platz, an dem nicht so recht wußte, was damit geschehen sollte. So war es mal Kinderspielplatz und dann sollte darauf mal eine Haus errichtet werden. 



Fast exakt 75 Jahre nach der Zerstörung der Ludwigsburger Synagoge hatte sich der Gemeinderat dann auf einen Umbauentwurf geeinigt. Im September 2014 begannen die Bauarbeiten für diese Umgestaltung. Die bestehenden Bäume, 10 Kugelakazien, wurden entfernt und der Boden sollte grundlegend für einen funktionierende Entwässerung aufbereitet werden. Die Entfernung der Bäume sorgten bei der Ludwigsburger Bevölkerung für Unverständnis. Allerdings wären die Bäume wohl zwecks der maroden Entwässerung nicht mehr lebensfähig gewesen. Ausserdem sollte der Platz als offene Wunde erkennbar sein und nicht als heimeliger Platz. 
Die Kosten wurden teilweise durch großzügige Spenden getragen.  
















 Dr. Walter Pintus


Am Platzrand, wurden fünf größere neue Bäume geplant. 
Der Innenraum der früheren Synagoge wird durch einen andersfarbigen Bodenbelag deutlich und unterscheidet sich von den früheren Außenflächen. 
Auf dem Platz wurden rund zwei Dutzend Koffernachbildungen arrangiert, welche die Namen und Lebensdaten einiger Juden und Jüdinnen aus Ludwigsburg tragen. 





Quelle: Joachim Hahn, Jüdisches Leben in Ludwigsburg
Ludwigsburger Kreiszeitung


Der Berliner Kantor der Berliner Synagoge
Louis Lewandowski hat sehr viele Psalme aus dem Alten Testament vertont. Wir haben im Chor schon sehr viele gesungen. 

 Z.B. Ich erhebe meine Augen, Psalm 121




Wie lieblich sind deine Wohnungen, Psalm 84





Der Herr ist mein Hirte, Psalm 23




Kommentare

  1. Wir dürfen niemals vergessen - es darf sich nur mehr wiederholen. Danke fürs Erinnern!

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    1. Nie mehr wiederholen... Sorry, das nie wurde durch die Autokorrektur durch nur ersetzt...

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  2. Guten Morgen liebe Eva,
    das las ich jetzt mit grossem Interesse. Danke, dass du diese geschichtliche Zeit wieder in Erinnerung brachtest.
    Dir einen angenehmen Sonntag und
    liebe Grüsse
    Eda

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  3. Liebe Eva,
    Danke für die beeindruckenden Bilder.
    Ein Platz der Erinnerungen....
    liebe Grüße
    moni

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  4. Thank you for this tragic story. The place of the burnt synagoga as memorandum is impressive with those luggage and datums. On 30th of November it is 80 years from the beginning of our Winter War against Russia. Tragic times, hope these shall never repeat.

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  5. Danke für Deinen eindrucksvollen Bericht! Diese Nacht war die erste Kindheitserinnerung meines Vaters...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  6. Liebe Eva,
    vielen Dank für diesen Bericht. Er macht betroffen und nachdenklich. Der Platz mit den Koffern ist beeindruckend.
    Liebe Grüße vom Emma und Lotte Frauchen

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