Der Engel auf dem Fangelsbachfriedhof
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Ein Teil meiner Kindheitheit verbrachte ich auch im Stuttgarter Süden in der Olgastraße 93 B.
Als wir dorthin gezogen sind, war ich 6 Jahre alt und diese Zeit im Süden gehört für mich auch zu einer ganz speziellen Zeit.
Ich habe hier mal einen Post dazu geschrieben
https://schwabenfrau.blogspot.com/2021/10/englische-kirche-und-eine-rundfahrt.html
Meine Mutter ging oft in die Fangelsbachstraße in eine Leihbücherei, die sich gegenüber dem Eingang des Fangelsbachfriedhofes befand. Dort brachte meine Mutter auch ihre Seidenstrümpfe zum Aufmaschen hin, das hat man damals noch gemacht. Es war günstiger, als neue zu kaufen.
Das Haus gibt es heute noch, aber die Leihbücherei nicht mehr.
Ab und an ging ich dann auch mit in diese Bücherei und da gab es immer so tolle Bücher, ich kann mich noch an BOMBA der Dschungelboy erinnern und siehe da, diese Bücher gibt es noch.
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/infotext=Bomba+der+Dschungelboy
Ich kann mich noch an die Worte der Frau Schreiber erinnern, als meine Mutter sie fragte, was sie denn für Bücher für mich hätte.
"Na, da lies mal den Bomba".
Ich habe keine Ahnung, wieviele ich von den Büchern gelesen habe und ob sie pädagogisch wertvoll waren.
Aber ich habe sie gelesen und natürlich auch andere, die teilweise noch im Keller stehen, z.B. die Pucki-Bücher, die kennt man ja noch.
Etwas später ging ich aber dann in die Bücherei im Jugendhaus in der Hohestraße, da gabs dann andere Bücher.
Meiner Mutter war es aber lieber, wenn ich mit ihr in diese Bücherei gegangen bin, denn in den 1956er Jahren haben sich in dieser Gegend schon etwas merkwürdige Gestalten herumgetrieben.
Wenn wir dann von der Olgastraße in Richtung Fangelbachstraße gelaufen sind, haben wir die Abkürzung durch den Fangelsbachfriedhof genommen.
Hier steht jeweils am Ein. bzw. Ausgang ein großer Engel. Er hat mich immer und immer wieder fasziniert.
Damals gab es noch ein Grab, das eingepflanzt war, um diesen Engel.
Heute ist das Grab schon lange aufgelassen.
Der Fangelsbachfriedhof gehört zu den bedeutendsten historischen Friedhöfen in Stuttgart. Hier gibt es wie auch auf dem Pragfriedhof einiges zu sehen.
Ich stand immer vor dem Engel und er kam mir so groß vor und irgendwie auch bedrohlich.
Wie oft ich durch den Fangelsbachfriedhof gegangen bin, weiß ich nicht mehr und als wir 1962 ins Haus nach Leonberg gezogen sind, habe ich diesen Friedhof auch nicht mehr besucht. Auch viel später nicht mehr, als ich schon, inzwischen verheiratet, in Stuttgart gewohnt habe.
Mein Bruder Udo hat seine Renate (beide sind schon gestorben) in der nebenliegenden Markuskirche geheiratet. Auch hier habe ich nicht nach dem Engel geschaut, warum, ich weiß es tatsächlich nicht mehr.
Erst, als ich mal bei einer Beerdigung auf dem Fangelsbachfriedhof gewesen bin, habe ich nach dem Engel geschaut und er kam mir hier gar nicht mehr so groß und bedrohlich vor. Eher beruhigend und sanft.
Vielleicht lag es auch an der Größe, als ich 6 oder 7 Jahre alt war.
Nun, als ich jetzt am letzten Sonntag mit dem Rad verschiedene Stätten in Stuttgart erkundet habe, dachte ich, ich schau nach dem Engel und siehe da.
Ich finde ihn wunderschön und in seinem Schoß liegen Kiefernzapfen und Laub und er macht einen so schönen zufriedenen Eindruck.
Ich habe verschiedene Menschen auf dem Friedhof gesehen und mit ihnen gesprochen. Sie alle kannten den Engel.
Nur, was sie nicht kannten, ist die Geschichte des Engels. Die habe ich jetzt erst recherchiert.
Ganz unten am Grabstein ist eine Inschrift,
E. Kiemlen 1912
Ich dachte zuerst, dass es sich hier auch um einen Verstorbenen handeln mußte, aber dann ist mir eingefallen, dass es in Stuttgart-Bad Cannstatt den Emil-Kiemlen-Weg gibt, den Weg kenne ich, denn dort wohnt eine frühere Geschäftskollegin von mir.
Es ist mir dann klar geworden, denn Emil-Kiemlen war ein Bildhauer der in Stuttgart lebte und arbeitete und ich habe schon über ihn berichtet.
Der Junobrunnen am Kursaal in Bad Cannstatt ist auch von ihm.
https://schwabenfrau.blogspot.com/2021/08/im-kurpark-von-stuttgart-bad-cannstatt.html
Am Fuß fehlt auch ein Stück, ist noch leicht erkennbar.
Immer irre, was von so alles auf Friedhöfen erfahren kann.
Beim Engel handelt es sich um das Familiengrab des Kaufmanns Maximilian Sucro.
Man kann die Inschrift schwer lesen, aber durch Wikipedia bin ich hier fündig geweorden.
Es ist ein trauernder weiblicher Engel mit Urne und Öllampe.
Er hat ganz schön Patina angesetzt und mir wurde erzählt, dass man ihn mal einer Renovierung (Sandstrahl) ausgesetzt hat, bei der die Nase abgebrochen ist. Die scheint aber wieder in Ordnung zu sein.
Ja, ich habe meinen Engel wiedergefunden.
Ich war aber noch bei anderen Objekten und habe sie besucht, davon aber dann in einem anderen Post
Im Herbst werde ich den Engel wieder besuchen, denn auf dem Fangelsbachfriedhof ist es im Herbst ganz besonders schön.
Kommentare:
AntwortenLöschenFriedhöfe mag ich auch sehr gerne. Der Engel ist sehr schön, die Patina verleiht ihm Würde. Liebe Grüsse von Regula
AntwortenLöschenLiebe Eva,
AntwortenLöschenich bin auch immer wieder beeindruckt, was man so alles finden kann, wenn man nur hinsieht. Der Engel ist beeindruckend und ich schwanke zwischen bedrohlich und gütig. Beides sehe ich.
Alte Friedhöfe besuche ich auch, wenn sich die Gelegenheit findet, was aber selten vorkommt. Danke für die schöne Geschichte und auch das Zitat von Friederich dem Großen.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntagabend.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
ich mag alte Friedhöfe
AntwortenLöschender Engel ist wirklich sehr schön
für mich ist sein Ausdruck trauernd
aber auch freundlich
aber als Kind kann man sich vor so einem großen Objekt schon etwas gruseln ;)
liebe Grüße
Rosi