Franz Schubert 1797 - 1828, Winterreise D. 911 op. 89 Nr. 1. 1-24 (1827 Liederzyklus nach Texten von Wilhelm Müller
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Auf meinen Radtouren komme ich sehr viel an Lindenbäumen vorbei und der Duft, der Blüten raubt mir oft die Sinne.
Davon habe ich in einem Post geschrieben.
HIer habe ich mal einen informativen Post über die Linde geschrieben.
Aber es gibt auch einen Post über die Anna-Linde in Kirchhausen bei Heilbronn.
Das ist eine 300 Jahre alte Linde.
Oft setze ich mich auch auf einer Tour oder bei einem Spaziergang unter einen Lindenbaum, den oft eine Baumbank umgibt.
Der Lindenbaum gilt als Freund der Menschen und auch symbolisch als Glücksbringer, der ursprünglich der Fruchtbarkeitsgöttin Freya gewidmet war.
Es geht aber meist nur um einen Einzelbaum, wie z.B. die Dorflinde, Tanzlinde, oder Gerichtslinde.
Hier handelt es sich in der Regel um die Winterlinde (Tilia cordata), meist auch um die Sommerlinde (Tilia platyphyllos).
In vielen Lieder wird die Linde auch beschrieben, wie z.B. "Am Brunnen vor dem Thore...", oder auch Goethe schrieb in seinem Faust im "Osterspaziergang" zur Tanzlinde, "Schon um die Linde war es voll und alles tanzte schon wie tolle.
Es existieren Linden, die schon weit über 100 Jahre alt sind, aber es soll auch 1.000jährige geben.
Wenn
man so unter einem Lindenbaum auf der Bank sitzt, kann man sich schon
vorstellen, wie es war, als hier musiziert, getanzt und geredet wurde.
So eine Linde war auch neben der Kirche ein beliebter Mittelpunkt eines Dorfes.
Ein Lindenbaum bot auch Geborgenheit und Heimat.
Viele
Gaststätten tragen den Namen Linde. Sehr viele Orte in Deutschland
tragen in ihrem Namen den Namen Linde. Der Name Leipzig kommt aus dem
Slawischen Lipko und bedeutet Lindenort oder der Name Lindau ist aus dem
alemannischen Lindou abgeleitet.
Aber
auch in der Kulturgeschichte spielt die Linde eine Rolle, Schon den
Gesängen von Walter von der Vogelweide 1170 - 1240 kommt die Linde als
Symbol der Liebe vor. " Unter der linden an der heide, da unser zweier
bette war.....!"
Bei meinem Würzburg Besuch habe ich die Linde gesehen und auch das vermutliche Grab von Walter von der Vogelweide.
Gerade in der Liebe wird die Linde durch ihre herzförmigen Blätter gerne für Liebesbekundungen poetisch verwendet.
Hier z.B. die poetische Zuneigung von Goethe im Werther zu Lotte
"und sah noch dort unten im Schatten der hohen Lindenbäume ihr weißes Kleide,"
Unter der Linde wurde auch Gericht gehalten, denn die Linde galt als heiliger Baum.
Aber auch unter der Linde fanden Hinrichtungen statt. Hier mußte man die Wahrheit sagen.
Die letzte Hinrichtung unter einer Linde fand 1859 in Göttingen statt.
Auf vielen Friedhöfen wurden Linden gepflanzt, weil der liebliche Blütendurft den Leichengeruch vertreiben sollte. Die Linde stand auch für den Märtyrertod und diesem Baum werden auch kultische und magische Kräfte nachgesagt.
So gibt es eine Sage aus Wiesbaden, in der ein Liebespaar überrascht wurde, der Liebende getötet und aus dem Blut wuchs ein Lindenbaum.
Natürlich
badete der Held Siegfried im Drachblut und ausgerechnet ein Lindenblatt
zwischen den Schulern wurde ihm zum Verhängnis.
Wer
kennt nicht in Berlin "unter den Linden". Hier wurde auch am 30. April
1990 die Friedenslinde vor dem Reichstag in Berlin gepflanzt, die an die
Wiedervereinigung erinnert.
So wurden auch - einem Brauch entsprechend - immer wieder nach Kriegen Friedenslinden gepflanzt.
Als ich über diesen Post - natürlich unter einer Linde - nachgedacht habe, dachte ich man sollte diesen Baum schon besser beachten.
Als
ich dann mal wieder unter einer Linde saß, kam mir die "Winterreise"
von Franz Schubert, für diesen Post in den Sinn und ich dachte über das
Kunstlied
"Am Brunnen vor dem Thore" nach.
Meiner Meinung nach ist Jonas Kaufmannder beste Interpret gerade für diesen Zyklus.
Nun aber zum eigentlichen Teil zur "Musik am Samstag" und der "Winterreise".
Die
Komposition der Winterreise fällt in Schuberts letzte Schaffensperiode.
Das Reinschrift-Manuskript ist datiert auf Februar 1827, das des
zweiten posthum publizierten Teiles vom Oktober 1827. Schubert, dem ein
fast einsiedlerisches Dasein flinkes und konzentriertes Arbeiten
ermöglichte, saß sehr lange über der "Winterreise" Er wollte etwas ganz
Besonderes schaffen, was sein Arbeitstempo wohl verlangsamt hat. Es ist
ihm aber auch gelungen.
Zu seinen Freunden sagte er nach Fertigstellung der "Winterreise":
"Diese Lieder haben mich mehr angegriffen, als dies bei den anderen Liedern der Fall war."
Ja, diese Lieder sind schon sehr traurig und deshalb auch in Moll geschrieben.
Schubert
schrieb die Winterreise nach Texten des Dessauers Wilhelm Müller, die
dieser 1824, in einem zweiten Teil, seiner "Gedichte aus der
hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten" veröffentlichte.
Im Jahr. als Schubert die "Winterreise" komponierte, starb Müller, ohne jemals von Schubert gehört zu haben.
Die "Winterreise" ist ein Monolog in 24 Abschnitten. Hier begegnet man einem nicht näher definierten, aus jedem gesellschaftlichen Leben, gelösten Fremdling in der winterlichen Natur und auf der letzten Station einem Leiermann, der genauso ein Asozialer und Ausgestoßener ist, wie er selbst.
Von dem Wandergesellen erfährt man nur, dass ihn in der Stadt die Angebetete, ein wohlhabendes Mädchen, zugunsten eines standesgemäßen Bewerbers abgewiesen hat.
Der Wandergeselle - er könnte Hauslehrer o.ö. gewesen sein - besteht nun ausschließlich aus dieser Herzenswunde, diesem Gefühl der Vernichtung und Hoffnungslosigkeit.
Zwei
Drittel der meist in Großformen oder variierten Strophen angelegten
Gesänge stehen im Moll. Die Klavierbegleitung wiederum auf die mittleren
und tiefen Oktaven der Tastatur beschränkt, ergeht sich kaum noch in
verfeinerter Tonmalerei.
Sie umreißt das wesentliche von Stimmungen und Naturverjüngungen, andeutend, antirealistisch, visionär, ja, expresionistisch.
Quelle: Karl Schumann
Knauers Konzertführer
Die Lieder
1. Gute Nacht
2. Die Wetterfahne
3. Gefrorene Tränen
4. Erstarrung
5. Der Lindenbaum
6. Wasserflut
7. Auf dem Flusse
8. Rückblick
9. Irrlicht
10. Rast
11. Frühlingstraum
12. Einsamkeit
13. Die Post
14. Der greise Kopf
15. Die Krähe
16 Letzte Hoffnung
17. Im Dorfe
18. Der stürmische Morgen
19. Täuschung
20. Der Wegweiser
21. Das Wirtshaus
22. Mut
23. Die Nebensonnen
24. Der Leiermann
Ein Musikstück, das ich sehr sehr mag.
Eine hochkarätige Aufnahme Dietrich Fischer-Dieskau
am Flügel Alfred Brendel
Ja selbst mein Lieblingsdichter Eduard Mörike hat ein Gedicht geschrieben,
Agnes, in ihm kommt auch eine Linde vor.
Agnes
Rosenzeit! Wie schnell vorbei,
Schnell vorbei
Bist du doch gegangen!
Waer mein Lieb nur blieben treu,
Blieben treu,
Sollte mir nicht bangen.
Um die Ernte wohlgemut,
Wohlgemut
Schnitterinnen singen.
Aber, ach! mir kranken Blut,
Mir kranken Blut
Will nichts mehr gelingen.
Schleiche so durchs Wiesental,
So durchs Tal,
Als im Traum verloren,
Nach dem Berg, da tausendmal,
Tausendmal
Er mir Treu geschworen.
Oben auf des Huegels Rand,
Abgewandt,
Wein ich bei der Linde;
An dem Hut mein Rosenband,
Von seiner Hand,
Spieler in dem Winde.
(* 1804-09-08, † 1875-06-04)
Selbst
auf dem Mörike-Pfad in Cleversulzbach steht eine Linde und sie steht
hier schon sehr lange. Sie stand auch schon hier, als ich in den 1950er
Jahren hier meine Ferien in Cleversulzbach bei der Oma verbringen
durfte. Ich habe am Ufer des Sülzbaches, der hier vorbeifließt, immer
gespielt und da steht sie.
Viele meiner Spielkameraden von damals liegen nun auch auf dem Cleversulzbacher Friedhof.
Ja, das Leben ist endllich!
Memento mori[
Berichtet habe ich darüber HIER
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