Der Mann, der mit Ludwig II. starb!
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Schon als Kind durfte ich mit meinen Eltern und meinem Bruder in der Borgward Isabella nach Schloß Neuschwanstein fahren.
Ich glaube, ich war damals 7 oder 8 Jahre alt und schon damals hat mich Ludwig II. fasziniert.
Auch Schloß Hohenschwangau, den Geburtsort von Ludwig II., habe ich mir damals angeschaut.
An den Lippen des Mannes, der uns durch das Schloß geführt hat, bin ich hängengeblieben und ich war von diesem König nur begeistert. Damals sagte ich mir, du mußt dir die Stelle mal ansehen, an der er ans Ufer geschwemmt wurde. Leider hat das dann Jahre gedauert, bis ich mir die Stelle angesehen habe.
Aber, da hatte ich das Buch, das ich hier vorstelle, schon gelesen und auch eine andere Meinung von Ludwig II. bekommen.
Im Urlaub und bei der Tour um den Starnberger See habe ich mir die Stelle, an der Ludwig II. gefunden wurde und auch das Mausoleum von Ludwig II. angesehen.
HIer bei der Radtour um den Starnberger See
Seit dem Tod von Ludwig II. sind unglaublich viele Bücher erschienen, verschiedene Filme wurden gedreht.
Zwei ganz gute Filme kann ich hier empfehlen.
Ludwig II. mit Helmut Berger und Romy Schneider
und
Ludwig II. mit O.W. Fischer und Marianne Koch
Jahr für Jahr erscheinen immer wieder neue Bücher, die über Ludwig II. und sein tragisches Ende berichten.
Über den Psychiater und Arzt, der mit Ludwig II. am 13. Juni 1886 im Starnberger See den Tod fand, wurde bislang ganz wenig berichtet. Dies liegt auch hauptsächlich daran, dass man Dr. Gudden wegen seines psychiatrischen Gutachtens, in dem er Ludwig II. für geisteskrank erklärte, verantwortlich macht.
Dies hält bis heute an.
Dabei hat dieser Psychiater sehr vieles und auch fortschrittliches geleistet.
Geboren wurde er in Kleve und auch seine Jugend verbrachte Gudden dort. Seit dem 11. Jahrhundert ziert das Stadtwappen von Kleve eine Schwanburg.
Lohengrin ziert zudem das Stadtwappen von Kleve, dem auch Ludwig II. huldigte.
Bernhard Gudden war ein aufmerksamer Schüler und das Abitur legte er 1843 ab, nur vier weitere Schüler bestanden dieses damals.
Wenn man so liest, wie damals die psychisch Kranken behandelt wurden, glaubt man das nicht.
Behandlungen auf dem Drehstuhl, hier wurden die Menschen so lange gedreht, bis ihnen das Blut aus Mund und Nase lief oder sie das Bewußtsein verloren. Tauchen in eiskaltes Wasser usw. usw. Mit diesen brutalen Behandlungen wollte man die Psyche "zur Vernunft" bringen. Dr. Gudden lehnte das ab.
Trotz aller Fortschritte in der Behandlung psychisch kranker Menschen gab es noch allerhand Widerstände. Als junger Facharzt wurde Dr. Gudden nicht ernst genommen.
In Berührung kam Ludwig II. mit Dr. Gudden, als er für seinen Bruder Otto ein Gutachten erstellen sollte. Es war der Wunsch von Ludwig, der für seinen Bruder, der psychisch krank war, einen kompetenten Arzt zu konsultieren.
Es gab auch kritische Stimmen über Dr. Gudden, die einen nannten ihn auch überheblich.
Als Ludwig 1864 König wurde, waren die Hoffnungen und Erwartungen an ihn sehr groß.
Ludwig II. entzog sich mit der Zeit allen seinen Aufgaben und schwächte damit auch nicht nur die Dynastie, sondern auch seine eigene Stellung. Nach Ansicht Richard Wagners hatte Ludwig schon als 20jähriger all jene Züge, die dann in den letzten Lebensjahren unübersehbar wurden.
Im Grund hatte Ludwig ja schon seit 1866 nicht mehr regiert. Seit 1877 trat der König gar nicht mehr öffentlich auf. Er lebte zurückgezogen in seinen Schlössern und Berghütten und kommunizierte nur noch über wenige Vertraute, Dienern mit seinen Ministern. Er unterzeichnete zwar immer noch gewissenhaft seine Akten, doch die ungewöhnliche Regierungsweise des Königs, seine rätselhaften Verhaltensweisen und die wachsende Schuldenkrise führten ab 1885 zu verstärkten Diskussionen in der Bevölkerung und der Presse.
Gudden, der einst Ludwig II. in Bad Kissingen für einen russischen General hielt,
weil er zu Ehren der dort weilenden russischen Majestäten eine russische Uniform angelegt hatte, soll damals schon die Äußerung getan haben:
"Dieser General - damit meinte er Ludwig II. - hat Anlage zum Wahnsinn, denn er hat seine Augen nicht in der Gewalt."
Ich habe nun schon sehr vieles über die Augen eines Menschen gelesen und hier kann man doch sehr vieles erkennen. Das bestätigte mir auch neulich eine Ärztin, als wir diskutierten.
Seit Bismarck Dr. Gudden einmal als "Königsbeseitiger" bezeichnete, entstand wirklich der Eindruck, dass es alleine dieser Psychiater war, der Unglück über den König brachte.
Wenn man dieses Buch liest, dann gewinnt man den Eindruck, dass Dr. Gudden verschiedene Äußerungen immer von den Ministern in den Mund gelegt wurden.
Hier spielten verschiedene Faktoren von Ministern und ob nicht auch Prinz Luitpold auch etwas dazu getan hat, das erschließt sich mir auch nicht ganz.
Eines ist sicher, die Zeit, an der Prinz Luitpold regierte war für die Bayern eine gute Zeit, man nannte diese Zeit auch Prinzregentenzeit. Da Luitpold ja "nur" Regent war.
Gudden sah im König einen Patienten, der ernsthaft krank war, so fertigte er auch das Gutachten.
Das psychiatrische Gutachten, das Gudden anfertigte, ist bis heute umstritten.
Das Schriftstück, das alle gutachterlichen Regeln, wie die persönliche Untersuchung des Patienten, Mitsstrauen gegenüber den gelieferten Zeugenaussagen, vermissen lässt.
Viele nennen es bis heute ein Zweckgutachten, das erstellt wurde, um den König zu entmündigen, oder auch ein Gefälligkeitsgutachen, das Gudden erstellte, um dem Ministerpräsidenten Lutz und Prinz Luitpold eine Gefälligkeit zu erweisen.
Meiner Ansicht nach ist es ein zeitgemäßes Gutachten, das unter Berücksichtung der Zeit, in dem es entstanden ist, den Entwicklungsstand der damaligen Psychatrie durchaus entspricht.
Ludwig hatte Eigenheiten, die auch in der Münchner Bevölkerung hinter vorgehaltener Hand - hier sprach man vom Herrn Huber - um ungestraft über ihn herziehen zu können. So gab es auch Gerüchte um die homosexuellen Neigungen des Königs, hier sei die Abkommandierung eines Chevaulegers erwähnt.
Thomas Mann reflektiert in seinem Roman Dr. Faustus den Grund weshalb man den König für "närrisch" erklärte. Man habe die Lebensweise des Königs für abnormal gehalten. Wahnsinn sei ein schwankender Begriff, den der Spießbürger allzu beliebig nach zweifelhaften Kriterien handhabe.
Ludwigs II. hätte all dem entgegenwirken können. Durch den regelmäßigen Kontakt zum Ministerium zum Beispiel. Doch hier war der König immer seltener anwesend. Und die Minister trafen Entscheidung über den Kopf des Königs hinweg.
Ludwig hätte auch abdanken können, daran hatte er schon im März 1864 gedacht. Verschiedene Male kam ihm der Gedanke, die Krone niederzulegen.
Wirkliche Schritte unternahm er nie.
Er hätte z.B. nach einer Abdankung mit einem sehr geringen Einkommen seiner Bauleidenschaft nicht mehr frönen können und dies gefiel ihm überhaupt nicht. Ausserdem war er der Meinung, "Geld ist in der Welt in Hülle und Fülle vorhanden. Folglich muß es her um jeden Preis, man muß nur geschickt zu Werke gehen."
Über Ludwigs angebliche schreckliche Einkerkerung in Schloß Berg wurde damals und auch heute noch allerlei Düsteres erzählt.
Aus Schloß Berg wäre aber keine mittelalterliche Irrenanstalt mit brutalen Behandlungsmethoden geworden.
Ludwig war ja nach aller Voraussicht ein ruhiger Patient und man hätte sich vorstellen können, dass ein Umzug in das Schloß Linderhof mit seinen schönen Parkanlagen ein schöner Ruhesitz geworden wäre.
Dr. Gudden wollte in Schloß Berg den König an einen normalen Tagesablauf gewöhnen, wie z.B. den übermäßigen Alkohlgenuss, sowie das übermäßige Essen des Königs unterbinden.
Ludwig war sehr korpulent geworden und ihn an an normale Schlafzeiten gewöhnen.
Psychiatrische Gutachter im 19. Jahrhundert pflegten bei der Behandlung unter anderem auch die 1857 von dem französischen Psychiater B.A. Morel eingeführte Degenerationslehre zu berücksichtigen.
Sie besagt - und ich kann das aufgrund der Beobachtung eines Menschen auch bestätigen - dass der Mensch durch ungesunden Lebenswandel degeneriert und in vier Stufen krank wird.
Auf nervöse Reizbarkeit folgen körperliche Krankheiten und psychische Störungen, die schließlich in Verrücktheit, Schwachsinn und Demenz münden können.
Es ist anzunehmen, dass diese Degenerationslehre auch Guddens Denken beeinflusste, da zumindest die ersten von drei erwähnten Stufen auch bei Ludwig zu beobachten waren.
Dr. Gudden wollte in Schloß Berg vorrangig Ludwigs ungesunde Lebensweise normalisieren, da er diese mit verantwortlich für den geistigen Zustand des Königs erachtete.
Ein Buch, das schon recht anstrengend zu lesen ist, aus dem ich aber einiges - wenn es auch veraltet in Sachen Psychatrie zu sein scheint - gelernt habe.
Seit ich dieses Buch, in dem noch vieles mehr zu lesen ist, gelesen habe, sehe ich Ludwig II. in einem ganz anderen Licht. Er war kein armer Märchenkönig, sondern konnte ganz schön - ich sag jetzt mal ausflippen -. Aber ich sehe auch andere Menschen in einem anderen Licht.
Ob er nun geisteskrank war, mag ich nicht zu beanworten, das steht mir nicht zu.
Und wenn gewisse Leute Dr. Gudden für dieses Unglick verantwortlich machen wollen, so sei gesagt, dass viele auch unter dem Denkmantel des Herrn Huber, ihr Unwesen getrieben haben.
Ein Buch, das ich jedem, der sich für den König Ludwig II. Interessiert, an das Herz legen möchte, ich bin überzeugt davon, dass er auch feststellt, dass es nicht DER Märchenkönig war.
Alfons Schweiggert stellt das Leben und das Werk des Psychiaters Dr. Gudden mehr als differenziert dar und zeigt den Psychiater, Anstaltsleiter, Forscher, Hochschullehrer und Gutachter Ludwigs II. und Menschen in einem ganz anderen Licht als bisher geschehen ist
Der Psychiater Prof. Dr. Hans Förstl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychatrie der Technischen Universität München erläutert Guddens fortwirkende Bedeutung.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation unter
https://www.dnb.de/DE/Home/home_node.html
dort sind detaillierte und bibliografische Daten abrufbar.
Verlag Husum
16,95 Euro
Ludwig II. auf der Todenbahre mit Beschreibung vom Haus der Bayerischen Geschichte.
Allerdings so Heinz Häfner in seinem Buch,
Ein König wird beseitigt: Ludwig II. von Bayern, das Buch werde ich gelegentlich auch noch vorstellen.
War Ludwig II. nicht psychotisch erkrankt, sondern litt an einem narzisstisch übersteigerten Selbstbewusstsein und sozialer Phobie.
Eine Krankheit, die man heute immer wieder bei vielen Menschen findet.
7 bis 12 von 100 Menschen erkranken mindestens einmal in ihrem Leben daran. Frauen sind häufiger betroffen, als Männer.
Was nun am 13. Juni 1886 am Starnberger See geschehen ist, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben und dieses Geheimnis wird immer wieder Anreize für Geschichten geben. Es weiß keiner und das ist auch in Ordnung so.
Bücher sind für mich auch ein Anreiz etwas zu lernen und aus diesem Buch habe ich sehr vieles gelernt. Unterhaltungs- oder Trivialliteratur ist nicht mein Ding, weil es immer und immer wieder dasselbe ist.
Aber ich werde demnächst nach München mit dem Zug fahren und dort in der Michaeliskirche das Grab von Ludwig II. besuchen.
Morgen fällt die Musik am Samstag aus, statt dessen kommt eine Radtour.
Ich war selbst überrascht, dass ich hier so schöne Kirchenfenster zu sehen bekomme.
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