Nürnberg, 1. Teil Kaiserburg
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Das Deutschandticket macht es möglich und ich bin morgens Mitte August mit dem Zug nach Nürnberg gefahren.
Die Posts von Nürnberg kommen in drei Teilen.
Die Fahrt mit dem Zug dauert immerhin drei Stunden, ebenso zurück, aber unterwegs kann man, wenn man zum Fenster rausschaut, sehr viel entdecken, vor allem Radwege und zu denken "da wirst du demnächst auch radeln!".
Ich habe mir dann eine Tour herausgesucht, aber vorher habe ich noch einige andere und vielleicht verlege ich das dann auf das nächste Jahr. Denn diese Strecke mit der Bahn, ist nur chaotisch, das habe ich bei meiner 2. Fahrt nach Nürnberg gemerkt.
Warum das so ist, erschließt sich mir absolut nicht. Bei der Heimfahrt nach Stuttgart klappte alles wunderbar, nur manche Züge von Stuttgart nach Nürnberg, da wird es schwer,
Als ich das erste Mal nach Nürnberg mit Go Ahead gefahren bin, hat alles wunderbar geklappt. Dann das zweite Mal, war wieder alles durcheinander und ich bin dann nach Hause mit einem Zug, der über Bietigheim gefahren ist, das gestaltete sich auch nicht gerade einfach.
Das 3. Mal dann, war das Chaos perfekt. Aber davon dann im 2. Teil des anderen Posts.
Dazu muß ich aber auch sagen, dass ich immer gute Unterhaltung im Zug hatte.
auf der Hin- und auf der Rückfahrt. So ein Chaos ist auch unterhaltend und man lernt jede Menge Leute kennen und es wird nie langweilig. Außerdem ich sage inzwischen, dass es so ist und, dass aufregen nix bringen wird.
Neulich habe ich eine Reportage über die Bahn gelesen, darin wurde geschrieben, dass sich das alles erst in 10 Jahren normalisieren wird. Da hoffe ich, dass ich nimmer lebe. Es sei denn, ich bin noch so fit, wie meine Schwester.
Was ich ganz bewunderswert fand: Auf der ersten Fahrt von Nürnberg nach Stuttgart, stieg auch eine junge Familie in Nürnberg mit 4 Mädchen, 13, 10, 7 und 6 Monate alt, in den Zug, Schon klasse, wie die Mutter ihre Mädchen im Griff hatte, da hat alles geklappt, die älteren Mädchen haben sich um die kleinen Mädchen gekümmert und es gab absolut keine Geschrei und Gequengele, ich kenne das anders. Dass das 6 Monate alte Mädchen etwas gequengelt hat, ist klar, dem war das alles schon zuviel. Der Vater hat sich dabei immer sehr elegant im Hintergrund gehalten.
Ich denke, dass der nicht viel zu sagen hatte.
Alle Achtung, der Ausstieg in Schwäbisch-Hall-Hessental hat sowas von gut geklappt, das war alles gut organisiert. Die älteren Mädchen haben ihre Koffer getragen und den anderen Mädchen geholfen. Aber ich denke an den armen Mann, fünf Frauen im Haus, der wird ja total untergebuttert.
Aber auch sonst war ich erstaunt, wie bereitwillig manche Leute von sich erzählen.
Für Nürnberg hatte ich mir sehr viel vorgenommen, aber ich bin dann doch auf der Kaiserburg hängengeblieben.
Diese Burg ist so gewaltig und fast mitten in der Stadt, unwahrscheinlich, was da geschichtlich los war und mich interessiert es eben.
Natürlich war ich (ich bin immerhin morgend um 3.00 Uhr aufgestanden) wieder mal nicht alleine und überall standen die Leute mit ihren Handis und fotografierten mit ihren "Vesperbrettle", so sage ich zu diesen großen Handys mit dem Cerankochfeld,
Die Camera hinten sieht doch so aus.
Erstaunt bin ich immer wieder über meine Beobachtungen, wie manche Leute nicht mehr ohne dieses Handy auskommen. Kaum sitzen sie irgendwo, ziehen sie das Teil aus der Tasche - mache haben es sogar um sich herumhängen - und senken den Kopf
Ein älterer Herr hat neulich zu mir gesagt, wenn man den Leuten das Handy wegnimmt, dann merkt man, wie wenig sie wissen und wie dumm sie sind.
Ob das so ist?
Geschichtlich ist diese Burg ein Höhepunkt und im Krieg wurde von dieser Burg sehr viel zerstört, wie auch in Nürnberg auch,
22 schwere Luftangriffe wurden durch RAF und USAAF durchgeführt. Hier kamen über 7.800 Bombenflugzeuge zum Einsatz. Die größten Zerstörungen richtete der Angriff vom 2. Januar 1945 an. Bomber der RAF warfen innerhalb einer Stunde 6.000 Sprengbomben und eine Million Brandbomben ab.
Warum bedauert man immer nur Dresden, andere Städte haben auch einiges abbekommen. Vor allen Dingen sind in meinen Augen Churchill und Harris Kriegsverbrecher, denn gerade Dresden war zu dieser Zeit mit Flüchtlingen überfüllt.
Aber Churchill hat ja auch mal gesagt, wenn man die Zivilbevölkerung schwächt ist der Krieg bald aus. Aber da hat er nicht mit den Deutschen gerechnet, die hatten Durchhaltevermögen, was natürlich auch an Herr Gobbels lag, er war ein Demagoge der allerschlimmsten Art.
Churchill war auch ein billianter Redner und auch Rhetoriker, so ist das nicht.
Aber auch er und Harris haben inzwischen Federn lassen müssen.
Wie sagte Herr Harris "Altstädte brennen gut"!.
Wer sich ein wenig auskennt, weiß, dass Häuser einer Altstadt sehr dicht zusammengebaut sind und kaum Abstände haben und so ist der Feuerüberschlag ganz gewaltig.
Die Nürnberger Altstadt wurde fast vollständig zerstört, die Stadt wurde als Ganzes schwer beschädigt. Selbst die Kaiserburg wurde nicht verschont. Ganz aufgebaut konnte sie nicht mehr werden.
Schon, wenn man den Bahnhof verlässt und durch das Handwerkerviertel geht, hier war an diesen Tag ein Weinfest, sieht man die Burg.
Das Handwerkerviertel lohnt sich aber, es ist mittelalterlich geprägt und vermittelt einen schönen Eindruck des Mittelalterlebens in Nürnberg.
Das werde ich mir demnächst ansehen.
Mein Ziel war nun die Burg und Nürnberg schafft man nicht an zwei oder gar drei Tagen und da ich gerne in meinem Bett schlafe, fahre ich eben mit dem Zug dorthin.
Ich hoffe auch, dass sich die Lage mit den Zügen bessert, denn nicht nur ich alleine fahre nach Nürnberg. Der Zug war jedes mal proppenvoll auf der Hin- und Rückfahrt, was meiner Ansicht nach am Deutschlandticket liegt . Aber auch ohne Deutschlandticket werde ich nochmals hinfahren,
Aber nicht nur das sieht man, sondern eine ganze Menge mehr.
Zum Beispiel die Lorenzkirche, in der ich am Nachmittag ein wundervolles Orgenkonzert hören durfte. Ich bin noch ganz erfüllt von diesem Konzert, da komme ich aber auch im 2. Teil darauf zurück.
Auf dem Weg zur Burg durchläuft man dann die Stadt.
Nürnberg wird von der Pegnitz durchflossen und bietet auch schöne Ansichten.
Hier das Heilig-Kreuz-Hospital.
Türme der Lorzenzkirche, davon aber dann im nächsten Post.
Aber, wie immer, ich war nicht alleine und es war schon 10.00 Uhr, und schon viele Leute unterwegs, die sich von der kommenden Hitze nicht abschrecken haben lassen. Alles in allem ein internationales Publikum.
Stadtmuseum im Fembo-Haus. Es ist das einzige große erhaltene Kaufmannshaus im Stil der Spätrenaissance in Nürnberg.
Oben auf dem Dach tront die Fortuna.
Die Bronzeskulptur ließ 1596 der erste Besitzer des Hauses, Philipp van Oyrl, auf den Giebel des Gebäudes setzen. Er war zugleich Bauherr des zwischen 1591 und 1596 errichteten Hauses, das heute den Namen des späteren Eigentümers Georg Christoph Franz Fembo trägt. Van Oyrl war Tuchhändler und als Glaubensflüchtling aus den Niederlanden nach Nürnberg gekommen.
Dass ein Kaufmann sich zu dem Motiv der auf einer Kugel balancierenden Fortuna entschloss, war kein Zufall. Ende des 15. und während des 16. Jahrhunderts erfreute sich Fortuna als Glücksgöttin gerade bei Kaufleuten großer Beliebtheit, die ihre Waren oft auf dem Seeweg transportierten. Mit dem Segeltuch in der Hand steht Fortuna symbolisch für die unberechenbaren Winde auf hoher See. Der Balanceakt auf der Kugel spielt auf den Zufall an. Ein guter Kaufmann manövriert sein Schiff jedoch trotz unverhofft aufkommender Stürme sicher in den Hafen. Er ergreift mit weiser Umsicht die Chancen, die ihm Fortuna bietet.
Was ich besonders schön finde, ist die Sonnenuhr.
Ich habe die 6 Euro Eintritt nicht gescheut und kam in den Genuß, die Burg auch von Innen anzusehen und ich erinnerte mich an vieles, was ich in der Schule im Unterricht mitbekommen habe und schon wieder vergessen hatte.
Die Ausstellung "Kaiser-Reich-Stadt" mit ihrem Rundgang durch die historischen Räume der Kaiserburg fragt nach der Funktionsweise des Alten Reiches. Sie zeigt wertvolle Leihgaben und eindrucksvolle Inszentierungen am authentischen Ort und macht die Glanzzeit Nürnbergs und die einzigartige Geschichte der Burg vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert erlebbar.
Die Nürnberger Kaiserburg war im Mittelalter eine der bedeutenden Kaiserpfalzen des Heiligen Römischen Reiches. Über Jahrhunderte stand sie im Zentrum europäischer Geschichte und war sicherer Stützpunkt und repräsentatives Absteigequartier des Reichsoberhauptes. Über den Staufern und ihren Nachfolgern über älteren Bauten errichtet, ist die ausgedehnte Burganlage als Wahrzeichen Nürnbergs weltberühmt.

Das Königsgericht in der Kaiserburg
Recht zu sprechen war eine Kernaufgabe jedes Herrschers. Der Kaiser bzw. König war der oberste Richter im Reich. Das Königsgericht war die letzte juristische Instanz. Noch im Spätmittelalter zog es mit dem Hof herum. Der Herrscher selbst und Beisitzer aus dem hohen Adel entschieden im königlichen Gericht alle Streitfälle, die Leben, Ehre, Rechte oder Leben eines Fürsten betrafen. Ein bestallter Hofrichter und teils rechtskundige Beisitzer richteten Fälle, die die Kompetenz des Landgerichts überschritt.
Als Friedrich III. 1471 Nürnberg besuchte, wurde eine Stätte für dieses "Hofgericht" hier im Saal eingerichtet. Zwischen zwei Säulen und den Fenstern begrenzten drei Bänke und eine Schranke mit Schlagbaum den Bereich. Für den Schreiber gab es Bank und Tisch. Aus Rücksicht auf das Gericht blieb der Rest des Saals frei.
Im Herbst 1472 erließ Kaiser Friedrich III. eine neue Gerichtsordnung, die die Voreingenommenheit des Gerichts zugunsten einer Konfliktpartei vermeiden sollte. An dieses königliche Kammergericht knüpfte 1495 das Reichskammergeicht an, das seinen festen Sitz in Speyer erhielt. Dies war ein wichtiger Schritt auf dem Weg von der persönlichen Rechtssprechung zur Gewaltenteilung zwischen Legislative und Judikative, die sich hier ankündigte. Es macht den Saal zu einer bedeutenden Stätte der Rechtsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches.
Doppelkapelle und Pallas
Portal zur Kaiserkapelle
Die gemalte Rahmung des Portals vom Rittersaal zur Kapelle zeigt links Friedrich III. als Kaiser und rechts seinen Sohn und Nachfolger Maximilian als römisch deutscher König - beide in Anbetung vor dem Weltenrichter oben, dessen Urteil über ihre Herrschertätigkeit sie gewärtig sind. Diese Eröffnungsfrömmigkeitsdemonstration galt dem Hof, der durch dieses Portal in die Kapelle tritt.
Die Figuren der heiligen Kaiser und Kaiserinnen stammen aus dem von Kaiser Friedrich III. gestifteten Altar in der Chorkapelle.
Das qualitativ herausragende Nürnberger Kruzifix stand im 19. Jahrhundert auf dem Altar der Unterkapelle. 'Wahrscheinlich war es von anderswo übertragen worden.
Die Zuschreibung an Veit Stoß ist nicht ganz geklärt. Man nimmt es an, denn Veit Stoß war in Nürnberg und der umliegenden Gegend tätig.
Die Goldene Bulle legte die Tischordnung und den zermoniellen Ablauf des Krönungsmahls fest. Seit dem späten Mittelalter wurden bei dieser Gelegenheit Prunkgefäße auf Kredenztischen präsentiert. Zwischen 1479 und 1530 waren Pokale, die in Treibarbeit ausgeführte Bucklungen zeigen, sehr beliebt. Im 19. Jahrhundert fanden zahlreiche Nachbildungen dieser Gefäße Eingang in kunstgewerbliche Studiensammlungen. das Nürnberger Original des ausgestellten Stücks befindet sich im Moskauer Kreml.
Das ist Geschichte, wow!
In der Ausstellung ist auch die Kaiserkrone zu sehen.
Thematisiert wird hier die Stadt und der Kaiser.
Hier schwebt die Kaiserkrone über einem Modell, das aus dem Jahr 1540 stammt und eine Arbeit des Nürnberger Malers und Schnitzers Hans Baier ist.
Es ist übrigens das einzige landschaftliche Bild aus dieser Zeit überhaupt.
Der Raum ist dunkel und nicht so gut beleuchtet.
Im Preis von 6 Euro sind auch der Sinwellturm und der Tiefe Brunnen eingeschlossen. Den Tiefen Brunnen habe ich nicht fotografiert, es waren zuviele Leute vor Ort. Dennoch sollte man ihn sich anschauen.
Der Sinnwellturm - weithin sichtbarer Rundturm in der Vorburg - diente als Bergfried Wehr- und Statuszwecken. Erbaut im späten 13. Jahrhundert, erhielt der schlanke Turm in den 1560er Jahren ein weiteres Geschoss mit weit auskragender Plattform und Renaissancehelm. Die Aussicht auf Burg und Altstadt, verbunden mit Aufnahmen aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, macht das Verhältnis der Zerstörung und Rekonstruktion bewußt.
Der Tiefe Brunnen im Zentrum der Vorburg enstand als autonome Wasserversorgung der Burg sicher schon in einer frühen Bauphase. Sein Schacht ist fast 50 Meter tief in den Burgfels getrieben, eine Tiefe, die mit einer Kamerafahrt und einer anschaulichen Führung vollzogen werden kann.
Damals war die Welt im Schloß des Bleistiftkönigs Faber-Castell untergebracht.
Im Justizpalast, in dem der Prozeß von November 1945 bis April 1949 stattgefunden hat, gibt es noch diesen Raum, der nahezu unverändert ist.
Diese Austellung zeigt sehr anschaulich das von Privilegien und Verpflichtungen geprägte Zusammenspiel von Herrscher und Stadt.
Harnisch eines Angehörigen der
Patrizierfamilie Rieter, Ende 16. Jahrhundert
habe ich mich durch die Burg wieder nach unten in die Stadt begeben und habe dabei auch teilweise die Aussicht genossen.
Eigentlich kann man zu solchen touristischen Höhepunkten gar nicht mehr gehen.
Manches ist schon nicht mehr schön und macht auch keinen Spaß mehr, ein Grund auch, warum ich auf diverse "Festle" nicht mehr gehe.
Der zweigeschossige Steinbau verfügt über insgesamt fünf übereinanderliegende Dachböden. Lange Zeit diente das Gebäude als Kornhaus der Stadt.
Die im Erdgeschoß liegenden Räumlichkeiten wurden in der Kaiserzeit als Stallungen genützt.
Es ist natürlich noch lange nicht alles, aber es zeigt doch einen kleinen Querschnitt durch diese große Burg, die ihren Namen Kaiserburg schon verdient hat.
Da war ich wieder mal adelig: "von den Socken"!
Den 2. Teil von Nürnberg über das Reichsparteitagsgelände findet man
HIER
Kommentare:
AntwortenLöschenHallo liebe Eva,
AntwortenLöschenwas für ein informativer Post und so viele tolle Fotos. Irgendwann waren wir auch schon einmal in Nürnberg, aber ich habe nur einen kleinen Teil gesehen, denn wir waren mehr oder weniger auf der Durchreise. Aber was ich so sehe, da müsste ich vielleicht doch nochmal hin.
Dir ein schönes Wochenende und liebe Grüße
Kirsi
Wieder eine beneidenswert schöne Tour, liebe Eva, genau mein Ding, wenn ich nur mehr Zeit hätte.
AntwortenLöschenMit der Bahn mache ich leider auch so meine Erfahrungen. Ich fahre zwar nicht selbst, hole aber meine Tochter stets vom Bahnhof ab, wenn sie uns besucht. Und ich weiß wirklich nicht mehr wieviele Stunden ich auf Bahnhöfen schon mit Warten zugebracht habe, weil es mal wieder Verspätungen gab. Ich glaube auch nicht, dass es in zehn Jahren besser sein soll.
Was ich gut finde ist das Deutschlandticket.
Die Bombardements waren wirklich schlimm und besonders der Sinn dieser Angriffe zum Ende des Krieges erschließt sich mir nicht. Ein Historiker hat mal im ZDF gesagt, die Bombenangriffe hatten keinen negativen Einfluss auf die Moral der Bevölkerung, eher im Gegenteil. Sie hätten lediglich dazu geführt, dass Material, dass sonst an die Front gelangt wäre, in die Verteidigung des Luftraums wanderte. Also Flugzeuge anstatt Panzer, aber '45 dürfte das kaum noch eine Rolle gespielt haben.
Ich wünsche Dir noch einen wundervollen Sonntag und eine schöne kommende Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang