Herbstanfang
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Heute ist der kalendarische Herbstanfang,
Das bedeutet, dass hier die Tag- und Nachgleiche stattfindet. Was bedeutet, dass Tag und Nacht auf der nördlichen Hemisphäre etwa gleich lang sind und die Sonne über dem Äquator steht.
Zu diesem Zweck bin ich am Samstag noch hier nach einer Radtour mit der Gruppe am Bahndamm vorbeigefahren.
Hier blüht gerade der Topinambur, eine Unmenge von Büschelrosen, Rosa multiflora und natürlich auch der rote Hartriegel.
Ich fand, dass das einen schönen Herbststrauß gibt und gut zu dem Gedicht von Stefan George passt.
Dazu noch Quitten, die habe ich im Überfluß und Maiskolben.
Stefan George, der nicht leicht einzuordnen ist.
Bei Stefan George geht immer ein Raunen durch die Luft, das bis zum Stauffenberg-Attental auf Hitler anhält.
Er war ein Eigenbrötler, der 1868 in Bingen am Rhein geboren wurde. Mich wunderte es schon, dass manche Leute über Bingen berichteten, aber nie über Stefan George.
Stefan George gehörte wie Rainer Maria Rilke und Hugo von Hoffmannsthal zu den Schriftstellern der Jahrhundertwende.
Die einen lehnen Stefan George ab und die anderen verehren ihn.
Ich bin für das letztere, denn er hat so viele schöne Dinge geschrieben, wie z.B. dieses Gedicht, das gerade zum Herbstanfang und zu dem Blumenstrauß passt.
Stefan Georges Gedichte sind nicht so leicht zu verstehen.
Ida Dehmel, war die Erste, die Stefan Georges Gedichte verstanden hat.
Ida Dehmel stammte aus einem begüterten Haus und kam als Tochter eines jüdisch-deutschen Weinhändlers Simon Zacharias Coblenz in Bingen zur Welt. Mit Stefan George verband sie eine große Freundschaft und durch ihn entwickelte sie Interesse an Dichtung und Literatur. Allerdings konnte Stefan George mit dem Körper einer Frau nichts anfangen.
Die Villa der Coblenz stand in Bingen, sie gibt es heute nicht mehr, sie mußte einem modernen Gebäude weichen.
Thomas Karlauf hat eine sehr umfangreiche Biographie über Stefan George geschrieben, die einem schon sehr viel abverlangt.
Hier gibt es einen guten Bericht dazu.
Dennoch sind seine Gedichte so wunderbar.
Angebote der Nazis lehnte Stefan George ab, ebenso blieb er einer großartig inszenierten Feier zu seinem 65. Geburtstag, der Nazis fern. Er ging schwerkrank in die Schweiz, wo er am 4. Dezember 1933 in einem Krankenhaus in Locarno starb.
An seinem Begräbnis nahmen auch die Brüder Stauffenberg teil.
Gottfried Benn lobte dieses Gedicht als eines der schönsten Garten- und Herbstgedichte unseres Zeitalters.
Komm in den totgesagten Park und schau.
Stefan George
Komm in den totgesagten park und schau:
Der Schimmer ferner lächelnder gestade •
Der reinen wölken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb • das weiche grau
Von birken und von buchs • der wind ist lau •
die späten rosen welkten noch nicht ganz •
Erlese küsse sie und flicht den kranz •
Vergiss auch diese letzten astern nicht •
Den purpur um die ranken wilder reben •
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.
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Ein sehr gute Seite, die ich auch sehr gerne lese und ja doch
es hätte für den Herrn Bundespräsidenten auch ein weniger
teueres Gebäude getan.
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