Russisch Orthodoxer Gottesdienst
Werbung
Am 18.02.2023 habe ich einen Russisch Orthodoxen Gottesdienst besucht, der mich tief beeindruckt hat.
Ich haben den Post heute aus der Versenkung geholt und möchte ihn nochmals zeigen, weil ich vor ein paar Tagen wieder auf dem Pragfriedhof in der Kapelle war und dort wieder einen Gottesdienst besucht habe, der war etwas anders.
---------------------------------------
Auf dem Pragfriedhof steht diese Kapelle, die früher als Aussegnungshalle für Beerdigungen auf dem Pragfriedhof genutzt wurde.
Über
den Pragfriedhof habe ich ja schon öfters geschrieben, man kann Stunden
hier verbringen, weil viele berühmte Menschen hier beerdigt wurden.
Die Kapelle wurde von dem Architekten August Beyer geplant und er baute mit dem Turm des Ulmer Münsters mit dem Aufsetzen der Blume, den höchsten Kirchturm der Welt.
Geweiht wurde diese Kapelle 1876.
In unmittelbarer Nähe befindet sich das Grab meiner Schwiegereltern und als mein Sohn noch klein war, haben wir dort immer meinen Schwiegervater und den Opa am Grab besucht.
Wir lachen heute noch drüber, denn als mein Sohn mal so neugierig war und die Klinke an der Türe der Kapelle drückte, da schlug oben im Turm die Glocke die volle Stunde.
Darufhin
dachte er, wenn er die Klinke drücken würde, würde die Glocke schlagen.
Er probierte es immer wieder und leider immer vergeblich.
Weiter hatten wir uns über diese Kirche keine Gedanken gemacht.
Heute wird die Kirche von der Alexander-Nevskij Gemeinde als Kirche genutzt.
Alexander Newski war ein Heiliger und Fürst
https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Jaroslawitsch_Newski
Es gibt wie immer unterschiedliche Schreibweisen.
Ich hatte mit dem Priester Herrn Johannes Kaßberger telefonisch und auch schriftlichen Kontakt und hatte gefragt, ob ich an einem Gottesdienst teilnehmen darf.
Leider konnte ich wegen verschiedener Verspätungen der Bahn nicht zeitig um
10.00
Uhr vor Ort sein, aber Herr Kaßberger sagte mir auch, dass immer ein
Kommen und Gehen herrscht und ich auch später kommen könnte.
Gefahren
bin ich mit der S-Bahn bis Stuttgart Hauptbahnhof und dann mit der U
Bahn Linie 6 zur Haltestelle Pragfriedhof. Man kann das alles
tatsächlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln machen. Parkplätze sind
rar und durch den Friedhof gehen muß man ohnehin.
Wie ich schon
geschrieben habe, trainiere ich zur Zeit meine Ziele ohne Auto zu
erreichen. Das klappt auch und ist auch umweltschonend. Das für die
Leute, die meinen, alles im SUV erledigen zu müssen.
Es regnete schon recht gut an diesem Tag und es war auch nicht gerade warm und so war ich froh, die Kirche rasch zu erreichen.
Als ich die Türe öffnete, empfing mich ein warmes, wohliges Gefühl und viele, viele Kerzen brannten.
Ich
kam mir schon etwas störend vor, als ich eingetreten bin, aber nein,
eine Dame bot mir freundlich einen Stuhl zum Ablegen meines Mantels und
meines Gepäcks an.
In einer Russisch-Orthodoxen Kirche steht man
während des Gottesdienstes und auch die älteren Damen standen wirklich
fast 4 volle Stunden.
Alle Achtung!
Herr Kaßberger sagte mir
auch, dass während des Gottesdienstes auch ein Kommen und Gehen
herrscht, das ist mir aber auch beim Besuch der Nikolauskirche in
Stuttgart-Mitte aufgefallen.
https://schwabenfrau.blogspot.com/2021/01/russische-kirche-st-nikolaus-in.html
Aufgefallen ist mir aber auch wieder tiefe Gläubigkeit der Menschen.
Das
so oft durchgeführte Bekreuzigen und das Verneigen und die Handbewegung
mit der rechten Hand, die fast bis auf den Boden geht, erstaunten mich
auch hier wieder.
Womit ich allerdings auch vor Corona ein Problem hätte, ist das Küssen der Ikonen.
Aber ich denke, dass die tiefe Gläubigkeit der Menschen es nicht zulässt, sich darüber Gedanken zu machen, krank zu werden.
Es waren ca 15 Gläubige vor Ort, aber das sagte mir Herr Kaßberger auch, denn die Gemeinde ist klein und sie lebt von Spenden.
Es
waren ca. 4 Stunden Gottesdienst und es wurde mir niemals langweilig,
obwohl ich kein Wort verstanden habe, im Gegenteil. Es war ein Erlebnis.
Miterleben durfte ich auch wie ein Baby,, das am Vortag getauft
wurde, zusammen mit seinen Geschwistern die Heilige Kommunion empfangen
durfte. Das Baby bekam die Heilige Kommunion mit einem Löffel.
Die Sprache in der russisch-Orthodoxen Kirche ist Kirchenslawisch und Deutsch.
Herr Kaßberger, der Priester, sprach die Gebete und im hinterteil sang ein Sänger die Gebete mit.
Die Frau von Herrn Kaßberger kam dazu und zusammen begleiteten sie mit dem Gesang die Messe.
Ein russisch-orthodoxer Priester ist verheiratet. Nur die Mönche in diesem Glauben sind es nicht.
Ich
meine, dass es nicht soviele Mißbrauchsfälle geben würde, wenn die
katholischen Priester verheiratet wären. Vielleicht kommt es doch noch
dazu, im Moment scheint ja ein Umbruch stattzufinden und es würde am
Nachwuchs im Priesteramt nicht mangeln.
Sagt doch schon die Bibel, dass es nicht gut sein, dass der Mensch alleine ist.
Der Kirchenraum ist mit schönen Teppichen ausgelegt und es hängen sehr viele Ikonen an der Wand.
Die
Beleuchtung ist leider nicht so toll und so wild wollte ich auch nach
dem Ende des Gottesdienstes nicht herumfotografieren. Es stört
wirklilch, obwohl ich das durfte und man sich gefreut, dass ich mich für
diese Kirche und den Glauben interessiere.
Der Altarraum ist ein bis drei Stufen höher als der Raum in dem die Gläubigen stehen. Die Ikonastase ist die Wand hinter der der Altar steht.
Sie ist fast raumhoch und berührt die Decke nur selten, damit die Gemeinde den Gesang des Priesters gut hören kann.
Es gibt drei Tore und die Bildauswahl der Ikonen ist streng vorgegeben.
Hier kann man das auch bei Wiki lesen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ikonostase
Wie
in den anderen Kirchen sind auch jeweils z.B. jetzt in der Fastenzeit
die Farben vorgegeben. Auch Blumen spielen eine große Rolle.
Wenn das Tor geschlossen ist und der Vorhang vorgezogen ist, dann kann man frei im Raum herumgehen und sich unterhalten.
Ein Blick auf den Altar ist möglich, aber man darf über die Stufen und zum Altar nicht gehen. Das ist verboten.
Einen Blick durfte ich aber erhaschen.
Kerzen
spielen eine große Rolle, der ganze Raum ist erleuchtet und die
Gläubigen schauen immer wieder, dass die Kerzen nicht zu weit herunter
brennen und gehen zu einem Korb und holen dort neue Kerzen, so dass
während der Messe immer Kerzen brennen.
Es sind diese dünnen, langen Kerzen in der Farbe honiggelb.
Während es Gottesdienstes geht der Priester immer wieder in der Gemeinde im Kreis herum und verteilt den Weihrauch mit dem Turibulum, das ist ein zweiteiliges Gefäß, das an einer Kettenkonstruktion hängt und zum Verschwelen des Weihrauchs auf glühender Kohle verwendet wird.
Ich denke, dass die Abhaltung so eines Gottesdienstes für den Priester sehr anstrengend ist. Vor allem das Schwenken mit dem Turibulum ganz schön in die Arme geht. Unten im Anschluß habe ich einen Link gesetzt, hier kommt man zu verschiedenen Gottesdiensten.
Was ich auch miterleben durfte, war eine Wasserweihe. Ich hatte mich schon gewundert, was das für Gefäße waren, die hier in der Mitte standen.
Die Wasserweihe fand am Schluß des Gottesdienstes statt.
Die
Gläubigen (auch ich) stellten sich im Kreis um diese Gefäße und bekamen
jeweils eine dieser schönen Kerzen mit einem Tropfschutz, den wir über
die Kerze stülpten.
Die Kerzen wurden dann gegenseitig angezündet, schon sehr feierlich.
Herr Kaßberger tauchte nun ein großes Kreuz drei mal in das Gefäß, das mit Wasser gefüllt war, sprach dabei Gebete, teilweise in Deutsch und Kirchenslawisch. Verstanden habe ich nur meistens Jordan und Täufer.
Jedesmal, wenn er das Kreuz in das Wasser getaucht hatte, ließ er das Wasser am Kreuz in eine bereitgestellte Schale tropfen und tauchte das Kreuz wieder ein.
Dann
weihte Herr Kaßberger mit einem - in der katholische Kirche heisst das
Aspergil - hier war es aber eher ein großer "Pinsel" die
Räumlichkeiten und die Gläubigen.
Dabei sang und betete er, schon sehr beeindruckend.
Nach der Wasserweihe war der Gottesdienst beendet und Herr Kaßberger mit Gesprächen der Gemeindemtglieder beschäftigt. Ein sehr sehr gütiger und zuvorkommender Priester, den alle sehr achten und mögen.
Ich habe Herrn Kaßberger gefragt, wie er dazu gekommen ist, als Schwabe ein russisch-orthodoxer Priester zu werden. Er meinte, das sei eine lange Gechichte, aber ich habe etwas gefunden.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/I3IPWO423IG5QVYHTWQHRLWPRPLRIGMO
Inzwischen
hatten wir auch schon ein paar Mal Mailkontakt und ich bin immer noch
beeindruckt vom Gottesdienst und dem Wissen von Hernn Kaßberger allem
von dieser Bescheidenheit, die mir aber auch bei den Gäubigen
aufgefallen ist.
Ich bin mir sicher, dass ich nochmals einen Gottesdienst besuchen werde.
Einen syrisch-orthodoxen Gottesdienst habe ich auch schon mal besucht und demnächst werde ich noch einen anderen orthodoxen Gottesdienst besuchen.
https://schwabenfrau.blogspot.com/2020/06/ein-gottesdienst-in-der-spache-von-jesu.html
Die Außenaufnahmen der Kapelle habe ich dann auf einer Radtour fotografiert, denn am 5.2. hat es dann nur noch geregnet.
Die Tour findet man hier:
https://schwabenfrau.blogspot.com/2023/02/mit-dem-rad-nach-stuttgart-und-wieder.html
Bei Youtube kann man verschiedene Gottesdienste in dieser Kapelle ansehen, die wirklich sehr interessant sind.
Ein Link zur Gemeinde
https://www.orthodoxe-kirche-stuttgart.de/
und hier zu Youtube
Liturgie und Wasserweihe
Link zur Gemeinde
https://www.orthodoxe-kirche-stuttgart.de/
-------------------------------------
Schade, gestern war das Wetter so schön, aber ich wollte mich um meine Schwester kümmern.
Dafür gehts heute eben auf das Rad, wenn das Wetter auch nicht so schön ist, kann ich bestimmt etwas Herbstfärbung einfangen.
Dabei komme ich auch am Pragfriedhof vorbei, mal sehen, was die Hörnchen machen. Dabei muß ich mich heute tatsächlich überwinden, mich auf das Rad zu setzen. Aber die Lust kommt schon noch.
Kommentare:
AntwortenLöschen