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Die Stuttgarter Kunsterzgießerfamilie Pelargus

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Am Sonntag war ich nicht nur auf dem Turm der Stiftskirche, sondern hatte mir die Kunstakadamie Stuttgart, über die werde ich noch berichten und das Areal der Kunsterzgießerfamilie Pelargus herausgesucht.  

Das Areal befindet sich in der Weißenburgstraße 35 in Stuttgart und ich verstehe nicht, warum ich das nicht früher gewußt habe. 
Wir haben keine paar Meter davon entfernt gewohnt, immerhin von 1956 bis 1962.
Mein Schulweg führte mich daran vorbei und wenn ich in die Marienkirche "mußte", ging der Weg auch an diesem Eingang vorbei. 

Ein unscheinbarer Eingang, der durch ein Eisentor verschlossen ist, und im Sommer mit Trauben bewachsen ist, führt auf das Hinterhofgelände. Man kann sich das so nicht vorstellen, wie groß das Gelände ist, wenn man nur diesen kleinen Eingang sieht.

 

Zudem war oberhalb der Bäcker Förstner, bei dem wir immer unser Brot oder manchmal auch Brötchen, oder auch eine Brezel, (die kostete damals 10 Pfennig) eingekauft haben und am unteren Eck zur Christophstraße war ein Metzger, der Cantz. Beide Geschäfte gibt es heute nicht mehr.

Dafür ist hier unten heute ein anderer Bäcker nämlich der Hafendörfer.

Wenn man aus der City kommt und in Richtung Weißenburgstraße läuft, geht man auch durch die Heusteigstraße. Hier gibt es ein geschichtsträchtiges Haus. Es ist ein Stück Stuttgarter Geschichte und es wurde vor einiger Zeit neu renoviert. Das Haus wurde als Eduard-Pfeffer-Haus bekannt und war in den Jahren 1949 bis 1961 bis zur Fertigstellung des neuen Landtages, Sitz der Landesregierung von Baden-Württemberg und gleichzeitig Polizeipräsidium. 

Hier wurden richtungsweisende Entscheidungen beschlossen. Z.B. die Annahme des Grundgesetzes 1949, den Vollzug der Vereinigung der Südwestländer und die Verabschiedung der Landesverfassung 1953.

Weiss man sicherlich auch, ein Blick ins Handy genügt ja.
Das ist ja heute auch kein Problem mehr, was würden viele nur machen, wenn man ihnen ihr Handy wegnehmen würde,

Der ehemalige Plenarsaal dient heute der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart als Unterrichtsraum für das Lehrfach Bühnenbild. Die Arbeitszimmer wurden zu kleinen Wohnungen umgebaut, um so in zeitgemäßer Form die Ideen von Eduard-Pfeffer aufzunehmen. 

Beim Monatsspaziergang habe ich schon vor einiger Zeit ja auch schon von der Eduard-Pfeiffer-Siedlung berichtet. 










 

Es kommt alles immer wieder auf den Punkt.

https://schwabenfrau.blogspot.com/2023/05/monatsspaziergang-i-m-mai-2023-die.html

Ich weiß es noch wie heute, als meine Schwester und ich im Jahr 1958 hier am Straßenrand standen, als der Mörder von Joachim Göhner damals hier dem Haftrichter vorgeführt wurde. Eine riesige, aufgebrachte Menschenmenge empfing damals den Gefangenentransport. Heute wäre das nicht mehr möglich. Die Enführung von Joachim Göhner war damals der erste Fall von Kindesentführung  in der Bundesrepublik.  

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Seit 1955 steht auf der Uhlandshöhe in Stuttgart die Büste des Dichters Ludwig Uhland. Sie wurde 1865 von Fritz Rau gestaltet und von Wilhelm Pelargus gegossen.




So verschieden die Denkmäler für Herzog Christoph auf dem Schloßplatz in Stuttgart , für Schiller in Marbach, Uhland in Tübingen, dem auf der Uhandshöhe, Lauffen am Neckar und für den Fürsten Karl Anton von Sigmaringen auch sind, eines haben sie alle gemeinsam. 

Gegossen wurden sie in der gleichen Werkstatt, in der Stuttgarter Kunsterzgießerei Pelargus, die von 1845 bis 1928 bestand. 

Vorher waren bereits mehr als hundert Jahre lang Zinngießer mit dem Namen Pelargus in Stuttgart tätig gewesen.
Zinngießer mit dem Namen Pelargus gab es zu dieser Zeit auch in Dresden. Sie führten in ihren Zinnmarken den Storch. 

Ursprünglich hatten die Familien Biedermann geheißen, bis im Mittelalter ein Familienmitglied wegen seiner Statur und wegen der Störche, die auf dem Dach seines Hauses nisteten, "Langer Storch" genannt wurde. 

In der latinisierten Form Pelargus ist dieser Name auf die ganze Familie übergegangen. 

Die Zinngießerfamilie Pelargus wurde so bekannt, dass Herzog Karl Eugen
Ludwig Pelargus das Amt des Hofzinngießers übertrug. 

Es wurde von zinnernen Bettschüsseln, bis hin zu kirchlichen Geräten vielerei hergestellt. Das Württembergische Landesmuseum besitzt auch profane Dinge wie Deckelschüsseln, eine Weinkanne, einen Becher und ein Salzgefäß.

Wilhelm Ludwig Pelargus war beim Tod seines Vaters erst sieben Jahre alt. Der Bruder hatte ihn später zu sich in die Lehre genommen. Um 1813 wird er Meister. 1846 sogar Vorstand der Stuttgarter Zinngießer. Sein Geschäft in der Marktstr. 1 hatte es schwer gegen die Konkurrenz des älteren Bruders. 

Am 8. Mai 1839 war das Stuttgarter Schillerdenkmal feierlich enthüllt worden. Gegossen von der Königlichen Erzgießerei in München nach einem Modell von Bertel Thorvaldsen. Es steht immer noch auf dem Schillerplatz bei der Alten Kanzlei.

Wilhelm Pelargus war so begeistert von diesem Modell, dass er den Wunsch hatte, solche Denkmäler selbst herzustellen. Er wollte den Schritt vom Zinn zum Erz wagen.

 Am 3. September 1846 wurde die Jubiläumssäule König Wilhelm I. übergeben. Perlargus erntete großes Lob für seine Arbeit. Er wurde als Gießer anerkannt, aber die großen Aufträge blieben aus. 

Für die Wilhelma goß Wilheim Pelargus 1852 eine Hirschgruppe, Wölfe reißen einen Hirsch, ein Jahr später eine Sauhatz mit drei Hunden und kurz darauf eine Bärenhatz als Pendant. Die im Krieg beschädigten Figuren stehen noch heute am Aufgang zur Terrasse hinter der Wilhema. Ebenfalls von Wilhelm Pelargus gegossen wurden die beiden großen Löwen am Schloß Rosenstein und noch einige andere Figuren. 

Gegossen wurde auch nach einem Entwurf von Ludwig Hofer der Götterbote Merkur auf der ehemaligen Wassersäule 1863 bei der Alten Kanzlei in Stuttgart.

Der Götterbote geriet übrigens auch nicht ins Wanken, als er 1945 für Schießübungen herhalten mußte.
Nach Modellen von Ernst Rau goß Pelargus auch eine Gruppe für den Züricher Hauptbahnhof. Die Helvetia, als Schützerin des Verkehrswesens und den personifizierten Figuren der Schiffahrt und des Landverkehrs. Vor wenigen Jahren renoviert, ist diese Gruppe ein Juwel dieses Bahnhofs. 

Die Werkstatt von Wilhelm Pelargus bestand 1845 nur aus drei Räumen. Im ersten wurden Gußformen für den Sandformguß hergestellt, später auch die Formen für das Wachsausschmelzverfahren. Im zweiten Raum fand der eigentliche Guß statt, zuerst nur mit einem Tiegelofen, in dem das Metall in Tiegeln erhitzt wurde, bald aber auch mit einem Flammofen, von dem aus das flüssige Metall über Rinnen direkt zur Gußform geleitet wurde. 

1851 war die Existenz der Gießerei gesichert und Pelagus begann mit der Planung eines Wohngeschosses über seiner Werkstatt. 





Das Haus wurde 1845 von einem unbekanntem Werkmeister für den Erz- und Kunstgießer Wilhelm Pelargus junior (1820-1901) im noch unbebauten südlichen Vorfeld der Stadt Stuttgart errichtet. Hier eröffnete noch im Erbauungsjahr die Erz- und Kunstgießerei Pelargus. 1851 wurde das Gebäude von Architekt Wilhelm Linck um ein Geschoß erhöht. Bis ins 20. Jahrhundert war das Gebäude als Kunstgießerei in den Händen der Familie Pelargus. 1925 betrieb Hugo Pelargus junior die Werkstatt, welcher 1889 in dem Hause geboren wurde.

1885 übernimmt Hugo Pelargus die Werkstatt. Er studierte nach der Lehrzeit im väterlichen Betrieb, an der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule in Stuttgart und hatte sich von Erzgießereien in Dresden, Lauchammer und Wien weitere praktische Kenntnisse erworben. 

Hugo Pelargus war vermutlich in Lauchammer beim Guß von Teilen des Niederwald-Denkmals dabei. 

Seine erste größere Arbeit war die Büste für das Hauff-Denkmal am Hasenberg nach einem Entwurf von Wilhelm Rösch.
Zum 1. Juni 1885 zog sich Wilhelm Pelargus ganz aus der Gießerei zurück und starb hochgeehrt am 12. Oktober 1901. 

Hier im Haus Weißenburgstraße 35 entstanden große Denkmäler wie z.B. die von Karl Kopp geschaffene Büste des Staatsrechtlers Johann Jakob Moser und ein Relief von Wilhelm Rösch für das Denkmal von Julius Haidlen, dem Gründer des Stuttgarter Verschönerungsvereins. 

Von Rösch stammt übrigens auch das 1890 gegossene Mückenbüble, ein Knabe der nach dem Bade nach einer Mücke patscht.
Gegossen von Hugo Pelargus

Es steht in Remseck am Neckar. 

Hier habe ich davon berichtet.

https://schwabenfrau.blogspot.com/2021/11/vom-schlogarten-in-winnenden-uber-korb.html

Ganz einfach verlief bei Hugo Pelagus der Start nicht. Im Frühjahr 1886 bat er um Verminderung seines Gewerbesteuersatzes, da er fast keine Aufträge hatte.

Er mußte sich das Vertrauen der Künstler und Kunden erst erwerben.
Konkurrenz hatte er in dem früheren Wasseralfinger Gießereiobermeister Albert Stotz und seinem Sohn Paul.
Bei ihm wurden das Stuttgarter Kaiser-Wilhelm-Denkmal und der Galatheabrunnen, der am Eugensplatz in Stuttgart steht,  gegossen. 








Nach einigen kleineren Arbeiten kam dann 1888 ein Auftrag von Königin Olga. Sie hatte in Wien von Professor Otto König ein Brunnenmodell erworben. Eine junge Frau im Morgengewand hält ihren kleinen Sohn über ein Becken, um ihn mit einem Schwamm, aus dem Wasser quilt, zu waschen.
Der Brunnen sollte im Königlichen Privatgarten aufgestellt werden, kam dann aber an den Olgabau, wo er im Krieg zerstört wurde. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Pelargus 


Ebenfalls für die Königin wurde 1889 nach dem Modell von Hofbildhauer Ernst Curfess für den Schloßpark in Friedrichshafen ein Brunnen fertiggestellt. 

Der Brunnen mit dem Mädchen, das sich erschreckt, befindet sich heute im Schloß Altshausen.  

Viele Arbeiten entstanden in dem Jahren in diesem Haus, in der im unteren Stock die Werkstatt war.
Die Gießerei Pelargus war voll beschäftigt.














 

Die Auftragsbücher waren für Jahre gefüllt, als ein Kran umstürzte und Hugo Pelargus einen Beinbruch erlitt. Man war gerade mit dem Guß des Frankfurter Schützenbrunnens von Rudolf Eckardt beschäftigt.

Viele bekannte Gußarbeiten im In- und Ausland entstanden hier in der Weißenburgstraße 35.
Hugo Pelargus war auf vielen Ausstellungen verteten und wurde dort einige Male ausgezeichnet. 

Bei der Weltausstellung 1900 in Paris erhielt Hugo Pelarus eine Silbermedaille für ein Standbild des Herzogs Konrad von Zähringen von Professor Fridolin Dietsche für das Freiburger Rathaus. 


Für die Freiburger Kaiserbrücke wurden bei Pelargus auch zwei Standbilder von deutschen Kaisern gegossen. Diese Arbeiten wurden im Krieg zerstört.

Die Werkstatt war mit diesen Aufträgen gewachsen. Hugo Pelargus hatte schon bei der Übernahme des Betriebs einen neuen Flammofen einbauen lassen. Fünf Schmelzöfen waren damit vorhanden. 1890 wurde ein Lagerraum zur Aufbewahrung von Modellen angebaut. Fünf Jahre später kamen ein kleines Atelier und ein neuer 25 m hoher Kamin dazu. Weitere Jahre danach wurde das Werkstattgebäude auf elf Meter Arbeitshöhe aufgestockt. Die Temperhütte mußte enem neuen Wärmeofen und einer Gußputzmaschine weichen. Die Gießerei mit ihren 35 Arbeitern war jetzt beinahe völlig von neu gebauten Häusern umgeben.

Als das Haus und die Werkstatt gebaut wurden, war das heutige Heusteigviertel von Weinbergen umgeben und man kann heute noch im Keller sehen, dass hier ein Weg zur Olgastraße durchgegangen ist. 

Klagen über Lärm- und Geruchsbelästigung wurden laut. Die Gießerei Pelargus bekam deshalb 1903 strenge Auflagen erteilt, so durfte statt mit Seinkohle nur noch mit dem abgasärmeren Koks gefeuert werden und die Entlüftung der Werkstatt mußte verbessert werden. 

Weitere Arbeiten entstanden wie das Denkmal des Wormser Oberbürgermeister Kächler (1904, Johannes Hirth), für Karlsruhe den Stephansbrunnen (1908, Friedrich Ratzel) sowie das Heidelberger Denkmal für den großen Physiker Bunsen (Hermann Volz, 1908). Dazu kommen von Erich Kiemlen ein Standbild von König Karl für die gleichnamige Brücke; es ist im Krieg eingeschmolzen worden und das Berthold-Auerbach-Denkmal, beide für Cannstatt und das Ludwigsburger David-Friedrich-Strauss-Denkmal (Ludwig Habich, 1910).

1912 konnte Hugo Pelargus eine stolze Bilanz seiner Arbeiten in Form eines Firmenkataloges vorstellen.

Der ganze Stolz der Firma waren  aber die Denkmäler. Hugo Pelargus war ein bescheidener, nicht nach innen gekehrter Mensch, der fest auf dem Boden der Realität stand. 

Der Ausbruch des Ersten Welkrieges bedeutete das Ende für große Bronzedenkmale. Der Kunstguß, die Lebensaufgabe von Hugo Pelargus mußte zugunsten kriegswichtiger Aufträge eingestellt werden. 
Ein noch härterer Schlag traf die Gießerei im Dezember 1914. Hugo Pelargus junior, der einzige Sohn von Hugo Pelargus fiel im Krieg.
1889 geboren, hatte er schon als Fünfjähriger kleine Plaketten geformt und mit der Hilfe des Vaters gegossen. Nach dem Besuch des Realgymnasium in Stuttgart war er ein Jahr beim Vater in die Lehre gegangen und hatte dann Hüttenkunde studiert. Sein Interesse am Kunstguß bewies er immer wieder praktisch.

Bis nach Kriegsende der Kunstguß wieder gefragt wurde, verging einige Zeit. Dann kamen die Inflationsjahre,  Pelagus stellte in seiner Werkstatt andere Dinge her. Treibräder für Haaga, Türgriffrosetten für Daimler, Schaufeln für Werner & Pfleiderer, diverse Kleinteile für Feuerbacher Firmen, Metallringe für Terrot, dazu Aufträge von Magirus und Bosch. Alles Firmen, die in Stuttgart ansässig waren. Zweiweilig half Pelagus auch bei der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart aus. Mt dem Inhaber verband Pelargus eine enge Freundschaft. Ende November 1928 schließlich, nachdem alle Aufträge abgewickelt waren, löschte Hugo Pelargus die Glut in den Schmelzöfen.

Die Werkstatt wurde aufgelöst. Wenige Monate nach Vollendung des 70. Lebensjahres starb Hugo Pelargus am 18. Dezember 1931.
Bei seiner Beerdigung auf dem Waldfriedhof hatte sich der Himmel über Stuttgart verdunkelt, das Alte Schloß brannte.

Ein düsteres Vorzeichen für die Feuerstürme, die wenige Jahre später viele Arbeiten der Kunsterzgießerei Pelargus vernichten sollten.

Zum Andenken an die Kunsterzgießerei wurde sieben Jahtre später die alte Stuttgarter Beethovenstraße in Pelargusstraße umbenannt. 

Leider ist die Kunsterzgießerfamiie Pelargus in Vergessenheit geraten. Die Denkmäler aus der Stuttgarter Werkstatt überall in Deutschland werden bestaunt und die Gießerei Pelargus vergessen. Ohne Erzguß würde es aber viele Denkmäler gar nicht geben.

In den folgenden Jahren wurde in dem Haus gewohnt und es befand sich auch dort eine Schreinerei. 

 Mir war der Name Pelargus schon ein Begriff, aber was es mit dem Haus hier in der Weißenburgstraße 35 und der Gießerei auf sich hatte, das wußte ich nicht.

Gerade beim "Tag des offenen Denkmals" habe ich deshalb die Möglichkeit genutzt, mir das Haus und die inzwischen natürlich nicht mehr vorhandene Gießerei anzuschauen. 

Das ganze Areal wird nun durch einen Investor (ein Stuttgarter Unternehmer), der uns durch die Räumlichkeiten führte und erzählte. zu Wohnungen umgebaut. Alles vom feinsten und sehr gut durchdacht. Das Haus steht auch unter Denkmalschutz und die Anlage unterliegt der Erhaltungssatzung der Stadt Stuttgart.

Das Haus von Wilhelm und Hugo Pelargus wird soweit erhalten und auch der Kran bleibt so erhalten. Ich meine, dass das ein ganz feines Projekt gibt und ja, ich würde hier gerne wohnen.  ABER, das kann ich mir nicht leisten. Denn das, was die Wohnungen kosten werden, zahlt man nicht aus der Portokasse.


 

Der Kran hatte es nicht nur mir angetan, man kann noch nicht so recht von unten heran, weil ich noch einige Zeit die Bauarbeiten laufen.
Mit solchen Kränen wurden die Figuren aus dem Erz gezogen.
Dass es hier auch einige Male gebrannt hatte, kann man heute auch noch sehen.



Auf meine Frage, was so eine Wohnung denn dann mal kostet, wenn alles fertig ist. Das ergab großes Schulterzucken, es ist nicht bekannt.

Ich meine, die Lage, die Ausstattung der Wohnungen usw. das wird sicherlich einen 6-stelige Betrag kosten. Es ist ruhig, kein Autoverkehr, schon ein sehr gute Lage.

Ich hoffe, dass vielleicht mal, wenn das alles fertiggestellt ist, man nochmals eine Besichtigung veranstaltet.  

Als ich mir diesen Lichtraum mit dem Kran angsehen habe, dachte ich, dass ich mir das gut mit echten Bauhausmöbeln gut vorstellen kann. Mir gefällt der Industriecharakter, der nicht nachgemacht, sondern echt ist. Ist halt eine Frage des Geldes. Aber vorstellen und anschauen ist auch schön. 

Vielleicht kennt man das Sobeck-Haus des Stuttgarter Architekten Sobek,  in der Römerstraße, so könnte ich mir das auch vorstellen.

Übrigens hier im Heusteigviertel und in der Olgastraße würde ich schon gerne wieder wohnen, alles wunderschön mit alten Bäumen bepflanzt und alles im grünen Bereich. Diese Hinterhofromantik hat schon was. 

Ich hatte ja schon mal erzählt und das Haus, gleich nebenan in der Olgastraße, in dem wir von 1959 bis 1962 gewohnt haben, auch von außen gezeigt.  Steht übrigens mit diesen Atlanten auch unter Denkmalschutz.


 

Ich traf an diesem Tag tatsächlich einen Bewohner und der hat mich in das Haus gelassen und ich durfte fotografieren. 

Meine Güte, da kamen Erinnerungen auf. Schon alleine der Eingangsbereich mit den Marmortreppen und die Bemalungen an den Wänden, die heute natürlich erneuert wurden. Aber auch das Geländer und die Jugendstilfenster, alles noch so wie damals, als ich mit meiner Familie dort gewohnt habe.

Ganz besonders fand ich immer die Engel, die oben an den Wohnungseingangstüren angebracht waren. Das Haus ist in meiner Erinnerung und alles drumherum hat sich so fest in meinem Kopf eingebrannt. Ich war hier auch viel unterwegs. 
Was ich in den sechs Jahren alles gemacht habe, als wir hier wohnten, das waren schon Einschnitte. 

Ich habe auch mit der Hand über das Holz gestrichen, mein Gott, was habe ich hier alles erlebt. 

 








Es gibt die Ecke immer noch, an der ich meinen Beichtzettel versteckt habe.

Als Harris seine Bomben über Stuttgart abgeworfen hat, ist dieses Haus verschont geblieben, das Nebenhaus ein ebeno schönes 1904 gebautes Haus, wurde bis auf die Grundmauern zerstört.

Die Bauakten kann man im Landesmuseum einsehen.

Wir haben dort oft gespielt und der "Vetter", die Weinstube, die sich heute in der Bopserstraße 18 befindert, hatte hier unten seine Weinstube.
Man isst hier auch sehr gut und das Ambiente ist sehr schön.

Heute befindet sich dort ein großes Pflege- und Altersheim. Ich muß noch ein paar Male nach Stuttgart mit dem Rad fahren, denn was mir so alles entgangen ist, das erfahre ich jetzt erst. 

Kristina Monatsspaziergang
Gartenwonne

Quelle: Wolfgang Kress, Vom Zinn zum Erz,
Stuttgart zu Fuß.
Harald Schuhkraft



Kommentare

  1. Liebe Eva,
    wieder sehr, sehr interessant. Ich kannte diese Kunstgießerfamilie auch nicht. Wieder was gelernt auf Deinem Blog.
    Was sie meisten Menschen wohl ohne Handy täten, frage ich mich auch oft. Ich glaube, das würde mittlerweile in einer Katastrophe enden, so sehr ist dieser kleine Kasten Bestandteil des Lebens vieler Menschen geworden.
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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    1. Ja, gestern im Zug haben alle in ihr Handy gestarrt, ich frage mich, was die immer alles anschauen.
      Ich habe bei der 1 1/2 stündigen Zugfahrt eine Zeitschrift gelesen.
      Mache haben ihr Handy sogar mit einem Band wie eine Tasche um sich herumhängen, sooo wichtig sind sie.
      LG Eva

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  2. Wahnsinnig schöne Gebäude. Eine eindrückliche Firmengeschichte. Was die Industrialisierung alles hervorgebracht hat, ist irgendwie vergessen, seit wir uns mit Computern herumschlagen. Liebe Grüsse von Regula

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    1. Hallo Regula,
      ich habe heute schon von einer wahnsinnig schönen Stadt gelesen, ich habe danach auch schon überlegt, was ist denn wahnsinnig und warum benützten die Menschen denn alles, was so wahnsinnig schön ist.
      Ich verwende das Wort gar nicht, ich habe mich mal kundig gemacht was das soll und es kommt wohl aus dem 13. Jahrhundert und bedeutet "fehlend leer".
      Tja??
      LG Eva

      Woher kommt das Wort wahnsinnig?
      Herkunft: Entsteht im 15. Jahrhundert nach dem Vorbild des Adjektivs wahnwitzig, welches wiederum von althochdeutsch wan „fehlend, leer“ kommt. Ursprung der Rückbildung Wahnsinn.
      Wikipedia

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  3. Liebe Eva, heute, zum Oktoberbeginn, starte ich meinen großen Blogspaziergang bei dir. Wie schön, dass Du wieder dabei bist mit so einer detaillieren Dokumentation. LG Kristina

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