Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen sage: Was ist Kunst? Wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten. *Pablo Picasso*
Eigenliebe ist der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft. *Oscar Wilde*
Nicht wer zuerst nach den Waffen greift, verursacht einen Aufruhr, sondern wer die Ursache dafür geschaffen hat. *Niccoló Machiavelli*

Zu dumm: Denkerköpfe sehen Dummköpfen zum Verwechseln ähnlich. *Ernst Ferstl*

Man kann einen Krieg beginnen, aber niemals beenden, wenn man will.* Niccoló Machiavelli*

Pauline zu Wied Prinzessin von Württemberg (1877-1965)

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Marie von Waldeck, die erste Frau von Württembergs letztem König Wilhem II. starb mit 24 Jahren und war nicht mal fünf Jahre Königin von Württemberg. 

Hierzu schreibe ich aber noch einen extra Post. 

Begraben ist sie neben König Wilhelm II. in Ludwigsburg auf dem Alten Friedhof. Wie es dazu kam, dass König Wilhelm II. und seine beiden Frauen, sowie sein Sohn Ulrich dort begraben sind, davon habe ich schon geschrieben.

Von all dem werde ich aber in anderen Posts berichten und auf diese beiden schon geschriebenen Posts Bezug nehmen. 

Wenn ich es schaffe, werde ich am Dienstag einen weiteren Post dazu veröffentlichen.

Das einzige, was dem späteren König aus dieser kurzen, glücklichen Ehe blieb, war die Tochter Pauline. Sie schloß er besonders ins Herz. Er ermöglichte ihr auf dem Schloß Marienwahl in Ludwigsburg eine heitere und unbeschwerte Kindheit.

 

Das Schloß Marienwahl war eher ein nobles Landhaus, als ein Schloß und wurde vom alten König Wilhelm nach seinem Geschmack eingerichtet worden. 
Bescheiden, wie er war, hatte Wilhelm II. dort noch gerne gewohnt, bevor er zum König von Württemberg gekrönt wurde. 

Auf den weiten Wiesen und Weiden von Marienwahl ist Pauline immer gerne geritten. Sie hatte schon als Kind eine Leidenschaft für Pferde und wuchs mit ihnen auf. Sie hat dann auch später Marienwahl zu einem Gestüt gemacht. Aber davon auch im Laufe dieses Posts. 








 

Wilhelm II. hat den Tod seiner ersten Frau nie überwunden und war der Ansicht, dass er dieses Kind nie lange werde im Leben begleiten können. 
König Wilhelm II. hat in seinem Staatstestament einen Zusatz verfasst, der sich mit dem Schicksal von Pauline befasste. 

Sie könnte jeden heiraten, ob bürgerlich, einen armen Kerl oder Graf und König. 
Wenn sie ihn lieben würde, so sollte das geschehen.

Er hat aber verboten, dass eine Verbindung mit dem russischen Zarenhaus eingegangen wird.
Wenn man die württembergische Geschichte verfolgt, kann man immer wieder Verbindungen zum russischen Zarenhaus sehen.

Man fragt sich, wen der König gemeint haben könnte?

 
Es ist ein Mann, den die Königin Olga und Herzogin Wera sehr protegiert haben.
Vom Alter her sollte Pauline wohl den letzten Zaren Nikolaus II. heiraten.

Nikolaus II. war lebensfremd, ängstlich, unsicher und bekam dann später noch eine Frau. Alice von Hessen, die ihn noch mehr in die Lebensangst und Unsicherheit trieb.
Außerdem die schwerkranke Alice, die Konduktorin der Bluterkrankheit. Ihr Bruder starb nach einem Fenstersturz an der Bluterkrankheit.

Der letzte Zarewitsch ist doch dadurch zu einer Belastung des ganzen russischen Reiches geworden, da man um seine Krankheit wußte. 

Man muß sich vorstellen, hier die schwäbische, fröhliche, gesunde, kraftige und auch robuste Pauline. "s Kenigs Päule" als Zarin von Rußland? 
Wie wäre die Geschichte wohl verlaufen, wenn der Zar diese fröhliche und volkstümliche Frau bekommen hätte?

Der König wollte Pauline vor einer Heirat bewahren, dass er das regelrecht verbietet, ist merkwürdig und man meint, er hätte gewußt, was geschehen wird. Seine Vorstellung von seinen russischen Verwandten muß schon sehr genau gewesen sein. 

Pauline hat den Mann ihres Herzens gefunden. Einen Fürsten zu Wied, aus einer nicht mehr souveränen Familie. Das war durchaus im Sinne des Testamentes des Königs. 

Fürst zu Wied war beim württembergischen Volk sehr beliebt und hatte ebenfalls eine spontane und volkstümliche Art. 
Die Hochzeit fand 1898 statt und es gab ein Hochzeitslied. 

Älles ond älles goht Schtuagert zua,
S Keenigs Päule hot Hauchzich.

S Keenigs Päule, das ist ein Begriff. 
Die Älteren, die den Spruch noch kennen, leben bestimmt nicht mehr. 

Bis ins hohe Alter hat Pauline in Marienwahl Pferde gezüchtet. 
Ihre Liebe zu Pferden hat sie ihrer Verwandschaft auch sehr nahe gebracht. 

Die Söhne aus der Ehe mit dem Fürst zu Wied haben gegen später dann im Schloß Marienwahl gewohnt. Pauline machte es sich im naheliegenden Kavaliershäuschen bequem. 

1902 verlegten Pauline und ihr Mann ihren Wohnsitz nach Berlin und 1907 übersiedelten sie nach Neuwied, da Friedrich nach dem Tode seines Vaters zum sechsten Fürst zu Wied geworden war. 

Die Ehe soll sehr glücklich gewesen sein. 

Nach dem Tode von Friedrich zog Pauline 1945 nach Ludwigsburg.

1933 trat sie der NSDAP ein und übernahm dort nie ein Amt. Sie engagierte sich schon seit früher Zeit beim Roten Kreuz und war dort Vorsitzende der Rheinprovinz.
Zu dieser Zeit hatte sie auch eine Freundschaft zur Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink. Ihr und deren Mann August Heißmeyer war Pauline nach dem Kriegsende behilflich. 

Kompromisslos handelte Pauline stets nach ihrer ureigenen Vorstellung von "anständiger Gesinnung". 

Die Klageschrift von 1947 sah sie als Belastete und räumte allerdings ein, dass sie immer nur die Not beheben wollte. Sie wurde 1948 als Mitläuferin eingestuft und mit einem einmaligen Sühnebeitrag von 2000 Reichsmark belegt.

Die Spruchkammerakten kann man im Archiv in Ludwigsburg einsehen.
Man erfährt doch einiges. So wie im Falle des Hauses Langenburg.
Och, da gibt es noch viel mehr. Ich finde das sehr interessant.

Bedenklich war für die Spruchkammermitglieder aber, Paulines Titel
"Generalhauptführerin" und eine monatliche Spende von 10 Reichsmark an die Waffen-SS.

Im März 1948 wurde sie kurzzeitig interniert und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.

"dass sie durch Unterlassung einer Anzeige Personen geholfen habe, die von den alliierten Streitkräften gesucht wurden."

Der Fall Scholtz-Klink war durch Denunziation ans Licht gekommen.

Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte Pauline in Marienwahl in Ludwigsburg und züchtete Pferde, die Weltruf erlangten. 

Bekannt war der Name Pauline Fürstin zu Wied, Prinzessin von Württemberg auch auf Galopprennbahnen. Ihre markante Erscheinung - wohlbeleibt im Herrenjackett - war ein Begriff. Ihren Rennstall nannte Sie "Runkel" nach dem Stammvater des Hauses Wied.

Trotz vieler Molesten rund um die Pferdehaltung hatte Pauline bis zuletzt immer Freude daran und kutschierte noch im hohen Alter ihren Einspänner auch durch den Autoverkehr.

1955 machte sie von sich reden. Im Ratskellersaal in Ludwigsburg fand eine Versteigerung von Wertsachen statt. Darunter auch Hochzeitsgeschenke vom 1898. Dieses auch, um ihre Pferdzucht zu retten.

Pauline starb 1965 und sie liegt auf keinem Friedhof begraben. 
Sie liegt, Dank der Großzügigkeit der Ludwigsburger Stadtverwaltung oberhalb der Pferdestallungen die heute ein Lost Places sind.  

1965, da war ich 16 Jahre alt und wohnte in Leonberg im Haus meiner Eltern.
Ich finde es so schade, dass ich damals das alles gar nicht wußte. Ich hätte diese Frau gerne einmal gesehen. 

Pauline, ich nenne sie so, sie hätte nichts dagegen, sie war wie ihr Vater Wilhelm II. sehr volkstümmlich und sehr sparsam.

Mein Vater geboren 1901 hat den König Wilhelm II. noch mit seinen beiden Wolfsspitzen "Ali und Rubi"  über die Königstraße in Stuttgart gehen sehen. Ohne Leibwächter und dergleichen. "Grias Gott Herr Keenig", so sagten die Stuttgarter damals, wenn sie ihm begegneten und so sage ich es auch, wenn ich ihn auf seinem Grab besuche. 

Paulines Grabstein ist sehr schlicht und man findet ihn auch nicht so recht, wenn man es nicht weiß.


 
Interessant ist auch, dass an Marienwahl heute die B27 vorbeiführt und ich bin mir sicher, dass viele dort schon gen Ludwigsburg oder auch Stuttgart und weiter gefahren sind und gar nicht wissen, was sich hier befindet. 

Das Schloß Marienwahl ist heute nicht zugänglich und ist an eine IT-Firma vermietet. Befindet sich aber noch im Besitz des Hauses Württemberg.
Auf Anfrage durfte ich aber auf das Grundstück und ein paar Aufnahmen machen.
Danke dafür der sehr sehr netten Dame.

Zugänglich ist aber der Park mit den Stallungen, die als Lost Places eingestuft sind. Das Gelände gehört bis zu einem bestimmt Punkt der Stadt Ludwigsburg und ist von oben her frei zugänglich.

Parkplätze sind von den Anwohnern belegt.
Wer allerdings in Ludwigsburg parken möchte, kann das tun und von dort zur
Marienwahl laufen. 

Bei Googel Maps findet man die Stallungen unter Ruine Pferdestall Marienwahl.

Wie man noch dorthin kommt, am Besten mit dem Fahrrad oder von der S-Bahn-Haltestelle Favoritepark aus in Richtung B 27, dann beim Cafe Mohrenköpfle, das heißt immer noch so und darf auch so heißen, an der Ampel über die B 27 und dann gegenüber das kleine Wegle rein, vorgehen bis zur Stresemannstraße, dort hinein, vorlaufen und dann geht es nach ein paar Metern, links einen schmalen Weg hinunter direkt zu den Stallungen. Auf halben Wege, wenn man runtergeht, kann man an einem kleinen Wälde das Grabkreuz von Pauline mit der Aufschrift sehen und das Grab besuchen.

Von hier oben hat Pauline immer einen Blick auf ihre Pferdestallungen. 



Die Stallungen sind heute frei zu besichtigen und ich war schon beeindruckt und dieses Lost Places, ist schon eine Besichtigung wert. 

Der Boden, ist nicht Stein, nein, das ist allerbestes Holz, das ewig hält.  Es ist schon ein wenig unheimlich, wenn man so durchgeht und für mich ist das Geschichte, die mich immer wieder so beeindruckt.





































Ich bin hier vor ein paar Tagen mit dem Rad gewesen und habe mich lange aufgehalten und meine Gedanken flogen hin und her. Was sich hier wohl alles abgespielt hat. Leider werden hier auch wüste Partys gefeiert, leere Flaschen und noch so merkwürdige Dinge sind zu finden. 

Es ist Geschichte und zwar württembergische, die ich sehr interessant finde und im nächsten Post gehts weiter.  

Quelle:

Hans-Martin Decker-Hauff
Renate Liessem-Breinlinger (Autor)


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