Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen sage: Was ist Kunst? Wenn ich es wüsste, würde ich es für mich behalten. *Pablo Picasso*
Eigenliebe ist der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft. *Oscar Wilde*
Nicht wer zuerst nach den Waffen greift, verursacht einen Aufruhr, sondern wer die Ursache dafür geschaffen hat. *Niccoló Machiavelli*

Zu dumm: Denkerköpfe sehen Dummköpfen zum Verwechseln ähnlich. *Ernst Ferstl*

Man kann einen Krieg beginnen, aber niemals beenden, wenn man will.* Niccoló Machiavelli*

Mark Chagall, Die Welt in Aufruhr

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Letztes Jahr war ich bei einer Ausstellung über Paula-Moderssohn-Becker in der Schirn und im Dezember 2019 besuchte ich die Ausstellung im Städel über Vincent van Gogh.
Dabei habe ich auch hier zum ersten Mal ein wenig Frankfurter Luft geschnuppert.

https://schwabenfrau.blogspot.com/2019/12/das-stadel-van-gogh-und-franfurt.html

Als ich letztes Jahr die Ausstellung in der Schirn über Paula Modersson-Becker besuchte, war hier auch eine Führung durch die Altstadt mit dabei. Was ich damals sehr schön gefunden habe. 

 https://schwabenfrau.blogspot.com/2022/01/die-schirn-und-die-altstadt-von.html 

https://schwabenfrau.blogspot.com/2021/11/ja-so-sind-die-meisten-menschen-die.html

Melitta und ich besuchten am Donnerstag die Ausstellung über Marc Chagall "Welt in Aufruhr".

Mein Freund hatte in Frankfurt zu tun und so sind wir mit ihm über die Autobahn nach Frankfurt gefahren. Die Hinfahrt war in Ordnung, man braucht hier höchstens ca. 2 Stunden und das ging weitgehend ohne Stau. Leider, war die Rückfahrt ein Chaos. Wir haben 4 1/2 Stunden gebraucht, um wieder in Stuttgart zu sein.

Der Autoverkehr in Frankfurt ist ebenso ein Horror. Da ist Stuttgart ja noch prima.
Mein Freund hat uns in der Nähe der Altstadt herausgelassen und ist dann zu seinem Termin gefahren. Dort hat er uns auch wieder dann am Abend abgeholt.
Aber dieses Mal hat mir Frankfurt gar nicht gefallen. Mag sein, dass es am Wetter lag, oder aber daran, dass der Weihnachtsmarkt aufgebaut wurde. Verkehr und Dreck ohne Ende. Nein Frankfurt, das war nicht schön. 

Dafür hat uns die Ausstellung Chagall - Welt in Aufruhr, aber entschädigt und der anschließende Termin in einem Gebäude ebenso.





 

Die Ausstellung "Welt in Aufruhr" widmet sich den Werken von Chagall in der Zeit der 1930er und 1940er Jahre.
Sie widmet sich dieser Periode im Schaffen des Künstlers und rückt nicht nur Chagalls Reaktion auf die politischen Ereignisse in Europa und in seiner Heimat, sondern ebenso Fragen nach Identität und der Rolle von Erinnerungen in einem Blick. Seine Bilder, die er in dieser Zeit gemalt hat, sind düster.

Die Dorfmadonna
1938 - 1942

In der Dunkelheit liegt Witebsk. Die Dorfmadonna wird von einer brennenden Kerze beleuchtet, es gelingt ihr aber nicht, die Finsternis zu erhellen.


 


Die massive Gefährdung der jüdischen Kultur durch den erstarkenden und schließlich eskalierenden Nationalsozialismus liefert den Anlass für eindrückliche Darstellungen zu den Themen Heimat, Krieg, Flucht und Verfolgung. 

Wir hatte eine wunderbar Führung durch einen Kunsthistoriker, der uns sehr viel vermittelte, was ich so gar nicht wußte. 

 Witebsk, die Geburtsstadt von Chagall im heutigen Belarus, bestimmt seine Bildwelt. Sie erscheint auf seinen Bildern über alle Schaffensperioden hinweg. 

1887 wird Marc Chagall in eine jüdische Familie geboren und verbringt hier seine Kindheit und Jugend. Die Traditionen seines Elternhauses haben prägenden Einfluß auf den Künstler und man findet sie immer wieder in seinen Bildern.
Die Tiere, die er zeigt sind Erinnerungen an seine Kindheit und den Bauernhof.
Der wandernde Jude, der immer wieder mit der Kappe erscheint, Das schwebende Liebespaar und Marc Chagall selbst.
Er malte sich immer wieder schwebend, weil er wußte nie so recht wußte, wo er hingehört und sehnte sich immer wieder nach seiner Heimatstadt Witebsk zurück. 

"Jeden Tag trage ich ein Kreuz (...)
Hast du mich verlassen mein Gott?
Warum?"

Marc Chagall

Die Kreuzigung in Gelb

Auf dem Gemälde tragt Jesus als Lendenschurz einen jüdischen Gebetsschal Tallit genannt. Seine jüdische Identität wird durch die gewickelten Tefillin (Gebetsriemen) und eine offene Thorarolle vor seinem rechten Arm betont. Chagall verzichtet hier nicht auf die Darstellung des Nimbus, eines christlilchen Attributs der Heiligkeit.  



Marc und Bella Chagall verbindet eine außergewöhnliche Lebens- und Geistesgemeinschaft. In Bella hatte der Künstler ein Partnerin gefunden, die seine Kunst versteht und seine Muse war. 

Als Bella am 2. September 1944 an einer Virusinfektion stirbt, stürzt er in eine schwere Lebens- und Schaffenskrise.
Die Bilder, die Chagall 1945 malt, gehören zu den ersten Bildern, mit denen der Künstler im Frühjahr seine Arbeit wieder aufnimmt .

Hier gibt es zwei Bilder, die ich sehr beeindruckend fand. 

Um sie herum, 1945

Auf dem Gemälde schwebt ein Akrobat von oben herab, hier zeigt er sich auch wieder schwebend. In der durchsichtigen Kugel sieht man Witebsk mit den verschachtelten Häusern und der orthodoxen Kirche im Hintergrund.
Der Künstler selbst aber schwebt nicht nur, sondern zeigt sich an der Staffelei am unteren Bildrand mit nach unten gerichteten Kopf, rechts von ihm Bella.Traurig wendet sie sich der Darstellung ihrer verlorenen Heimat zu und legt dabei in melancholischer Geste eine Hand an die Wange. 




Auf dem Gemälde, Die Lichter der Hochzeit steht ein Brautpaar umringt von Musikern unter dem für jüdische Hochzeitsfeiern traditionellen Traubaldachin. Diese Szene ist beeindruckend, denn sie wird, wie ein Traum, von sattem Blau, der der ursprünglichen, heiteren Komposition die Schwere eines nostalgischen Rückblicks verleiht. Ganz rechts erhebt sich ein geflügeltes Wesen mit dem Kopf eines Schafbocks - auch eine Erinnerung an Chagalls Kindheit -, der ein Glas in Richtung des Brautpaares hält. 

Dieses Glas wird - bei jüdischen Hochzeiten üblich - später dann auf die Erde geworfen. Ganz unten im Bildrand sieht man ein Paar, das wohl Chagall und Bella darstellt, beim Liebesspiel.



 

Das Gemälde,

Die Seele der Stadt,

 
das nach Kriegsende noch in den USA entsteht, nimmt Bezug auf die schwierigen Lebensumstände von Marc Chagall.
Der Geist der verstorbenen Bella Chagall schwebt über dem Künstler. Inzwischen zeigt er sich mit seiner neuen Partnerin Virginia Haggard im Selbstporträt. Er hatte sie erst kürzlich kennengelernt. Die Welt, die beide umgibt, dominieren Grautöne. 



 Die Kuh mit dem Sonnenschirm entsteht 1946.
Diese Phase ist eine ambivalente Zeit in der Weltpolitik, wie auch für Marc Chagall.
Das Bild ist ein hoffnungsvolles Bild, der Sonnenschirm ein Stilelement und der verlängerte Kuhschwanz zeigt wieder ein Paar. 

 

Noch ein sehr interessantes Gemälde ist der Engelsturz.


Diese dritte und letzte Überarbeitung geschieht 1946. Hier zeigt der stürzende Engel nun eindeutig weiblliche Merkmale. Er scheint jetzt nicht die Ursache zu sein, vor der die anderen Figuren fliehen, sondern er selbst erschickt vor dem Geschehen auf der Erde. Chagall vollendet das Werk in den USA im Jahr 1947, Hier entschließt er sich auch nach Frankreich zurückzukehren, Er lässt sich in der Nähe von Paris nieder. 

"Die Erde, die die Wurzeln meiner Kunst genährt hat, war Witebsk; aber meine Kunst brauchte Paris so nötig, wie ein Baum das Wasser."

Mark Chagall

 Marc Chagell ringt mit sich, die USA zu verlassen, der Aufenthalt dort war nie als Dauer gedacht. Die Übersiedlung nach Europa würde zwangsläufig auch eine große räumliche Trennung vom Grab seiner verstorbenen Frau Bella bedeuten. Sie wurde in den USA beerdigt. Chagall lernt niemals Englisch, er braucht das auch nicht, denn die jüdischen Gemeinden in und um New York kommunizieren auf Jiddisch. Das ist eine Sprache, die der Künstler bereits als Kind erlernt hat. 

Marc Chagall verlässt 1948 die USA und kehrt nach Frankreich zurück. Eine stetige Bleibe findet der Künstler nach 1968 in Sain-Paul-de-Vence.

 Noch ein drastisches Bild ist das des gehäuteten Ochsen aus dem Jahr 1947.
Das Blut des aufgeschlitzten Ochsen tropft in einen Eimer, er ist aufgehängt wie Jesus. Blutüberströmt blickt er dem sicheren Tod ins Auge.
Hier helfen auch keine Engel mehr.


 

Mit zahlreichen Gemälden, Papierarbeiten und weiteren Medien zeigt die Ausstellung Chagall - Welt in Aufruhr die Perspektive des Künstlers auf die Verbrechen des Nationalsozialismus in Europa und den Verlust großer Teile der jüdischen Kultur.
Die Arbeiten von Chagall der 1930er und 1940er Jahre sind von hoher Relevanz.

Im Frühjahr 1945 mietet sich Chagall ein Haus auf Long Island.
Dort entstehen für die Inszenierung des Ballets "Der Feuervogel" von Igor Strawinsky Szenenbilder, Kostüme und ein Bühnenvorhang. Seine Tochter übernimmt die Leitung der Kostümanfertigung.


 

Lust bekam ich auf diese Ausstellung auch dur eine Sendung bei ARTE,
es lohnt sich. 

https://www.youtube.com/watch?v=wsb6R-NTiPo


Die Kirchenfenster von Chagall in St. Stephan in Mainz, habe ich auch schon gesehen und ich war begeistert. 

Hinweisen möchte ich auch noch auf die Ausstellung in der Staatsgalerie in Stuttgart über George Grosz. 

https://www.staatsgalerie.de/ 

Hier werde ich mich demnächst einfinden und auch in die Modigliani Ausstellung. Beide Künstler gehören zu meinen Favoriten noch in diesem und im nächsten Jahr.

https://www.staatsgalerie.de/ausstellungen/modigliani-vorschau.html

Interessant ist auch das Haus von Adolf Hölzel in Stuttgart-Degerloch in der Ahornstraße. .
Vor vielen Jahren hat meine Schwester und mein Schwager gleich neben dem Hölzelhaus gewohnt und sie haben auch Bilder von ihm.

Das Haus von Adolf Hölzel wurde inzwischen renoviert und steht zur Besichtigung offen, auch hier werde ich mich demnächst einfinden. 

Stuttgart hat eben etwas, so ist das nicht 

https://www.adolf-hoelzel.de/hoelzel-haus

Ich war nun das dritte Mal in Frankfurt und dieses Mal war ich etwas enttäuscht
Das kann aber daran liegen, dass der Weihnachtsmarkt aufgebaut wurde und es gruselig geregnet hat. Aber der Verkehr ist furchtbar.
Eine eindrucksvolle Besichtigung stand auch noch an, darüber schreibe ich aber einen extra Bericht. 

 

Es lohnt sich auf jeden Fall, die Ausstellung in der Schirn anzuschauen. Man bekommt einen ganz anderen Eindruck von Chagall. Mir hat es sehr viel gebracht, einen so ganz anderen Chagall kennenzulernen. Unsere Führung begann um
12.00 Uhr und dauerte eine Stunde. Die Ausstellung war sehr gut besucht und man hatte teilweise Schwierigkeiten ein Bild genauer anzusehen oder zu fotografieren. Es gibt natürlich noch viele andere Bilder, habe ich auch fotografiert. Aber ich meine, dieser Post es soll ja auch nur ein Querschnitt durch die Ausstellung und meine Eindrücke zeigen. Nach der Führung sind wir nochmals durch die Ausstellung gegangen, aber, wir waren froh, als wir die Räumlichkeiten verlassen konnten. Schön war das nimmer.

Es bestand auch keine Maskenpflicht, jeder konnte das tun, was er wollte und ich war erstaunt, dass fast keine Menschen mit Masken zu sehen waren. 

Kleine nette Begebenheit. In einem Restaurant saß eine Frau mit Maske und bestellte ihr Essen. Interessant war, dass sie während sie gegessen hat, die Maske trug und jedesmal, wenn sie den Löffel in den Mund schob, die Maske herunterzog.
Mir fällt nix mehr ein. 

Dass wir natürlich zu Mittag gessen haben und uns noch in einem Cafe niedergelassen haben, ist keine Frage. Aber ich muß nicht immer das Essen und den Kuchen fotografieren.
:-))))))))

Gartenwonne

Quelle: Führung in der Schirn mit einem Kunsthistoriker
Ausstellungskatalog
Stuttgarter Zeitung und Sendung bei ARTE

Yentl


 



 

Kommentare

  1. das war jetzt sehr interessant, ich bin ja nicht so der Kunst Fan, entweder ein Bild gefällt mir oder nicht. Aber die mit den Erklärungen dazu, sieht man die Bilder doch wieder ganz anders
    Dankeschön

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    1. Das kommt immer drauf an. Die meisten Künstler malen ihren Bilder unter einem bestimmten Einfluß.
      Z.B. George Grosz oder Max Beckmann, die Bilder sieht man mit ganz anderen Augen, wenn man iihre Gechichte kennt.
      Das habe ich auch an der Akademie in Stuttgart gelernt. Malen und malen können, das sind zwei ganz große Unterschiede.

      Liebe Grüße Eva

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  2. Ein ganz toller Bericht liebe Eva, das war nochmals eine schöne Erinnerung an die Ausstellung.
    Wenngleich ich mit meinem Rollator die Leute etwas genervt habe. Aber auch der Gang durch das Gebäude (das du hoffentlich noch zeigst) und der Gang durch die Stadt waren so schön. Es war eben auch der Regen und die vielen anderen Dinge, die uns nicht so gefallen haben,
    Aber ich freue mich auf eine weiter Ausstellung, die ich mit dir besuchen darf.
    Liebe Grüße Melitta

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  3. Liebe Eva,
    ich fahre einmal in der Woche nach Essen, jede Woche, und der Verkehr ist in den letzten Monaten immer schlimmer geworden, viele Staus, endloses Warten. Ich frage mich, was da passiert ist. Der Sprit ist sehr teuer, aber immer mehr Menschen sitzen in Autos und fahren irgendwo hin.
    Vielen Dank für das Zeigen der Bilder uns das Niederschreiben der Geschichte, die mir so noch nicht bekannt war. In die Bilder muss ich mich immer erst "reindenken" und in Natura sind sie sicher noch beeindruckender.
    Ich wünsche Dir einen wundervollen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

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  4. Hallo Eva,
    auf jeden Fall hast du dir wieder sehr viel Mühe gemacht und schöne Fotoaufnahmen hier eingestellt. Muß aber gestehen der Top Kunst bzw. Malerkenner bin ich aber keineswegs. Früher in den 70er Jahren war ja Frankfurt noch einigermaßen erträglich, aber schon lange für mich eine gruslige Stadt (hoher Ausländeranteil, Verbrechenhochburg etc). Auch die Frankfurter Uni war noch nie mein Fall. Autoverkehr in und um der Stadt auch nicht erbaulich. Wenn ich nach Norden wollte /mußte bin ich immer lieber die Würzburger - Fulda AB gefahren.
    VG
    Oskar

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