Das Mausoleum des Reichsgrafen von Zeppelin auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg
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Ich bin sehr viel auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg und habe auch schon davon in Posts geschrieben.
Dort besuche ich immer wieder den letzten Württembergischen König Wilhelm II. und seine Familie.
Darüber berichte ich sicherlich auch noch einmal. Vorerst müssen diese beiden oben angezeigten Posts genügen. Denn zu damals hat sich inzwischen auch etwas geändert.
Was mich bei den Besuchen immer wieder in den Bann gezogen hat, ist das Mausoleum des Reichsgrafen Karl von Zeppelin.
Geboren wurde er am 15 .Oktober 1766 in Güstrow und starb am 14.Juni 1801 in Ludwigsburg.
Er war ein deutscher Adliger, Adjudant, Diplomat und 1797 bis 1801 der leitende Staatsminister im Dienste des Herzogs Friedrich von Württemberg.
Gennant der Dicke Friedrich.
Das Königreich Württemberg entstand am 1. Januar 1806 auf Betreiben des französischen Kaisers Napoleon I. und ging aus dem erst 1803 zum Kürfürstentum erhobenen Herzogtum Württemberg hervor.
Herzog Friedrich II. von Württemberg konnte sich im Zweiten Koalitionskrieg nicht gegen Napoleon Bonaparte behaupten. Nach seiner Niederlage verbündete er sich mit dem französischen Kaiser und trat dem Rheinbund bei. Friedrich konnte nicht nur sein Herrschaftsgebiet vergrößern, sondern erlangte auch die Königswürde und wurde unter dem Namen Friedrich I. von Württemberg König.
Ein Bündnis, das vielen Württembergern das Leben kostete.
Die militärische Allianz mit Frankreich kostete alleine beim Russlandfeldzug 1812 15.000 Württemberger das Leben und am Ende verlor Napoleon doch.
Später hat es nochmals ein Mann versucht und scheiterte auch.
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Karl von Zeppelin (er war ein älterer Bruder des späteren Außenministers Ferdinand Ludwig von Zeppelin, dieser war der Großvater des bedeutenden Luftpioniers) lernte im Jahr 1783 als fünfzehnjähriger Page den damaligen Prinz Friedrich von Württemberg kennen.
Es begann ein Dienstverhältnis, das in eine unverbrüchlilche Freundschaft überging.
Als Zeppelin schwer erkrankte, war es Friedrich, der ihn wieder gesund pflegte. .
Friedrich und Karl von Zeppelin unternahmen von 1787 bis 1789 Reisen durch Deutschland.
Dabei pflegten und erzogen sie die vier Kinder aus der Ehe von Friedrich mit Auguste von Braunschweig-Wolfenbüttel, die unter sehr merkwürdigen Umständen ums Leben gekommen war und zur Unperson erklärt worden war.
Es ist eine sehr traurige Geschichte, die mich sehr berührt hat und sie verdient es auch, dass ich noch etwas über sie schreibe.
1790 hatten Prinz Friedrich und Zeppelin ihren ständigen Wohnsitz in Ludwigsburg.
Zeppelin wurde 1795 zum Oberhofmeister des Erbprinzen Friedrich ernannt und nach London geschickt. Sein Auftrag, eine Ehe mit der englischen Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde anzubahnen.
Da ihm das gelang, wurde er von Herzog Friedrich Eugen zum Geheimen Rat ernannt.
Charlotte Mathilde war die Tochter des englischen Königs Georg III.und der deutschen Prinzessin Charlotte von Mecklenburg-Strelitz.
Charlotte Mathilde war die leibliche Cousine von Friedrichs erster Frau, denn die Mutter von Friedrichs erster Frau war die Schwester des englischen Königs.
Je mehr ich mich in diese Geschichten einarbeite, umso erstaunter bin ich.
Von England aus gesehen, war der Prinz eine glänzende Partie.
Charlotte Mathilde war allerdings schon um die dreißig, hat also nicht so recht mehr damit rechnen können, einen Mann zu bekommen und sich damit abgefunden eine alte Jungfer zu werden.
Sie war auch "wohlbeleibt" wie der "dicke" Friedrich auch. Es gab immer wieder sehr nette Karikaturen, die die Englälnder damals frech malen durften.
So hat man den Gang ins Brautbette mit dem ganzen Hof im Gefolge karikiert:
Ein äußerst voluminöser württembergischer Prinz, eine nicht weniger voluminöse englische Königstochter, eine sehr hagere Brautmutter, welche die beiden vollends ins Brautgemach hineinschiebt, und darüber an der Wand ein Stich mit zwei großen, dicken Elefanten auf denen Amor reitet.
Englische Karikatur "The Bridal Night" von James Gillray, schon recht böse.
Quelle:
Sie erzieht die vier Kinder unter anderem auch den späteren König Wilhelm I. der nur gut von Charlotte Mathilde sprach.
Wer eine Führung im Schloß Ludwigsburg mitgemacht oder mitmachen möchte, kann vieles über diese Frau erfahren. Sie hat schon einiges über sich ergehen lassen müssen.
Sicherlich werde ich über sie auch noch einen Post schreiben, denn die Württembergischen Frauen bei Hofe, verdienen das.
Auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg befindet sich auch das Grab der Kammerfrau der Königin Charlotte Mathilde. Ich bin so oft schon dran vorbeigelaufen und habe das nicht gewußt. Erst bei der Führung durch den Friedhof habe ich das erfahren.
König Friedrich I. war jähzornig und aufbrausend, es gibt eine nette Anekdote.
Er liebte sein Pferd Helene, das eine Ausnahmeerscheinung war, denn es war außerordentlich schwer, ein Pferd zu finden, das mit der Leibesfülle von Friedrich zurecht kam.
Er drohte Jedem, der ihm mit den Tod des immer älter werdenden Tieres miteilte.
Als Helene am 20.Mai 1912 starb, war es ein Diener der dem König die Nachricht mit folgenden Worten überbrachte:
"Die Helene frisst nicht mehr.
Die Helene säuft nicht mehr.
Die Helene steht nicht mehr auf. "
Friedrich antwortete darauf entsetzt:
"Dann ist Helene wohl gestorben."
Darauf der Diener:
"Das habt aber Ihr gesagt."
Was heute als Anekdote gilt und man darüber lächelt, war vor 200 Jahren sicherlich auch eine Notsituation. Denn der König war für seine Wutausbrüche ja bekannt.
Helene wurde mit militärischen Ehren begraben und Ihr Grab befindet sich in Freudental.
Berichtet habe ich davon HIER und HIER.
Charlotte Mathilde hat es aber auch verstanden, das war weitaus schwieriger, mit den Günstlingen ihres Mannes auszukommen ohne sich ihrer Würde irgendwie zu begeben.
Bei dem ersten Günstling dem Grafen Zeppelin war das leicht. Zeppelin war ein Mann von Charakter, der nur - ein Glück für das Land - im allerbesten Sinne Einfluß auf den König nahm.
Sein früher Tod ist nicht nur der Königin und dem Hof, auch dem König mehr als schwer. Das Land hat darunter sehr gelitten, denn jetzt kam die Zeit der wechselnden Günstlinge.
Aber auch mit ihnen und dem doch recht unwürdigen Graf Dillen,
(er ist im Schloßpark von Schloß Dätzingen begraben, hier war ich schon mal, habe aber damals den Schloßpark nicht besucht, werde dieses aber gelegentlich bei einer Radtour machen)
hat die Königin, soweit es ging, und wie es im Choral heißt:
"Laß mich mit jedermann, in Fried und Freundschaft leben, soweit es christlich ist"
soweit das christlich war, Frieden gehalten.
Sie hat ihn, als er schon längst in Ungnade gefallen war, dennoch protegiert.
König Friedrich war Graf Zeppelin so in Freundschaft verbunden, dass er ihm auf dem Alten Friedhof in Ludwigsburg ein Mausoleum erbaut hat.
Friedrich hoffte, dass er neben seinem Freund im Tode vereint liegen könnte, jedoch Friedrich liegt mit seiner 2. Frau in der Gruft des Schlosses Ludwigsburg.
Die Inschriften am Mausoleum deuten auf eine große Freundschaft und auch Liebe hin.
Ich gehe immer an diesem Mausoleum vorbei und hoffte, irgendwann mal das Mausoleum besuchen zu können. Das war dann gegen Abend am 17. März 2024 soweit und ich durfte mit 30 Personen diese beeindruckende Grabstelle besuchen.
Ich war ein wenig früher dort und konnte mit dem Dozenten, der diese Führung gemacht hat, sprechen.
. Er war sehr beeindruckt, was ich doch über die Württembergische Geschichte weiß. Ja, ich hatte da einen prima Kollegen "das Bärle", leider ist er nach Eintritt in den Ruhestand gestorben.
Er meinte, dass ich doch auch Führungen machen könnte, sie suchten immer Leute.
Ich glaube nicht, dass ich das machen würde, aber man soll ja nie "Nein" sagen.
Interessiert hat mich vor allem die Statue "Trauernde Freundschaft" von Johann Friedrich Dannecker, denn sie bekommt man nicht oft zu sehen. Dannecker für Leser meines Blogs kein Unbekannter und
Dieser Tonbozzetto stellt den Kopf der "Trauernden Freundschaft" dar,
einer weiblichen Gewandfigur für das Grabmal Karls von Zeppelin. Die mit
einem Diadem bekrönte, idealisierte Frau schaut sinnend und elegisch
nach oben. Der zeitlose Blick aus den großen Augen drückt Schwermut und
Schmerz um den erlittenen Verlust des Freundes sowie die Hoffnung auf
ein Wiedersehen aus. Das Profil ist - wie im Klassizismus üblich - an
die klare Linie griechischer Skulpturen angelehnt.
Höhe: 24,50 cm.
Zu sehen ist auch das Relief von Philipp Jakob Scheffauer von
Graf Zeppelin im Mausoleum.
"Der Vollendete"
Es zeigt den Grafen von Zeppelin, der zu sehende Sarg ist nur ein Schmucksarg.
Der Dozent hat das alles am Abend sehr feierlich gestaltet. Mit Kerzen und Beleuchtung, alles sehr feierlilch gemacht und uns einen Eindruck vermittelt, wie es bei der Überführung des Grafen nach Fertigstellung des Mausoleums wohl gewesen sein könnte.
Der Sarg des Grafen wurde unter großem Anteil der Bevölkerung in einem Fackelzug vom Ludwigsburger Schloß bis zum Alten Friedhof geleitet.
Um das alles noch feierlicher zu machen, wurde Amacing Grace gespielt und wir sagen dann noch von Friedrich Silcher, "So nimm denn meine Hände". Ich denke mal, der Graf hätte sich ob dieser würdevollen Besichtigung schon gefreut.
Diese Bilder sind mit dem Handy gemacht. Ebenso die Bilder in der Gruft.
Anschließend ging es noch in die Gruft hinein, die sich hinten befindet.
Durch die kleine Türe geht man sehr sehr steile Stufen hinunter, da muß schon aufpassen und es war ja auch dunkel und wir hatten Taschenlampen dabei und dann steht man am Starg, ist schon ein komisches Gefühl.
Neben dem Sark kann man die Stelen sehen, die hier König Friedrich angebracht hatte, um neben seinem Freund zur Ruhe zu kommen.
Als ich diesen Sarg gesehen habe, dachte ich mir immer wieder, wie die Sargträger es geschafft haben müssen, um hier diesen Sarg hinunterzubringen und ob Friedrich mit der Leibesfülle denn überhaupt durch die Kleine Öffnung gepasst hätte.
Das Mausoleum wurde nach den Plänen von Nicolaus Friedrich von Thouret in den Jahren 1801/1802 erbaut. Es wurde erst nach dem Tode von Zeppelin fertiggestellt und bis dahin ruhte er in der Schloßgruft in Ludwigsburg. Nach Fertigstellung wurde er mit allen feierlichen Ehren in diesem Mausoleum bestattet.
Das Mausoleum ist in die Jahre gekommen, das Kreuz oben am Dach fehlt, der Bodenbelag ist nicht mehr der, der er mal war und auch die Wände haben gelitten.
Man kämpft auch mit der Feuchtigkeit und es werden auch auf dem Friedhof Feste gefeiert mit dem entsprechenden Abfall auch.
Man hat wohl auch Angst, dass der Sarg mal geöffnet werden könnte.
Es kostet alles Geld, das man für andere Dinge ausgibt, die keinen Erfolg versprechen, ich meine, es wäre an solchen Dingen nützlicher angebracht.
Aber ich war am Sonntag in einer Ausstellung und habe mit einem 22jährigen gesprochen, der Aufsicht hatte.
Der hatte absolut keine Ahnung von einer Geschichte und wirklich ich kann es nicht anders sagen, der wußte gar nichts und machte das - das gab er zu, nur um Geld zu verdienen. Hatte auch zu der Ausstellung keinen Bezug.
Aber, ich denke mal, als alter Mensch muß man sich damit abfinden, dass alles irgendwann den Bach hinabgeht.
Das Interesse bei jungen Leuten liegt eben woanders. Schade!
Quelle:
Hansmartin Decker-Hauff,
Stadt Ludwigsburg,
Landesmuseum Baden-Württemberg
Wir sind morgen unterwegs und machen eine Tour nach Weil der Stadt, die wir schon mal gemacht haben und hoffen, vielleicht die Gelbbauchunken am Silbersee zu sehen. Vielleicht reicht es auch noch einen Abstecher nach Dätzingen zum Grab von Dillen. Das muß ja ein furchtbarer Mensch gewesen sein.
Ich hoffe, dass ich dann morgen 100 Kilometer zusammenbringen werde.
Zum Alten Friedhof und seinen "Bewohnern" und noch vielen, vielen schönen Besichtigungen,. werde ich demnächst noch etwas schreiben.
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