Werbung
Konrad
konnte es einfach nicht fassen. Jeden Morgen, wenn Erika sich anzog,
entfuhr ihm ein unterdrücktes Kichern. Der Grund? Ihre unerschütterliche
Vorliebe für baumwollene, bunte Unterhosen. Nicht irgendeine schicke
Baumwolle, nein, sondern die Art von Unterwäsche, die eher an das letzte
Jahrhundert erinnerte – weiß, bunt, praktisch und ohne jeden Hauch von
Sinnlichkeit.
"Erika,
Schatz", platzte es eines Sonntagmorgens aus ihm heraus, während er
sich am Frühstückstisch vor Lachen krümmte, "schaust du dir das an?
Baumwolle! Du siehst aus, als würdest du gleich den Abwasch für eine
ganze Kaserne erledigen!"
Erika,
die gerade seelenruhig ihren Kaffee trank, blickte ihn mit einer
Mischung aus Belustigung und leichter Irritation an. "Konrad, du bist ja
völlig von Sinnen. Was ist so schlimm an Baumwolle? Sie ist bequem, sie
ist atmungsaktiv, sie hält, was sie verspricht!"
"Atmungsaktiv?",
schnaufte Konrad, dem die Tränen vor Lachen in den Augen standen. "Das
sind doch keine Unterhosen, das sind Fallschirme in Miniatur! Jedes Mal,
wenn ich dich darin sehe, muss ich an meine Großtante Herta denken, die
ihre Wäscheschnur mit ebensolchen Ungetümen bestückt hat."
Erika
zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. "Tante Herta wusste, was gut
ist. Und im Gegensatz zu deinen sündhaft teuren, hauchdünnen
Seidenteilen, die nach der dritten Wäsche zerfallen, hält meine
Baumwolle ein Leben lang."
Konrad
schnappte nach Luft, das Lachen schüttelte seinen ganzen Körper. "Ein
Leben lang! Erika, du sprichst von Unterwäsche, nicht von einer
Hypothek! Und 'sündhaft teuer'? Meine Seidenteile sind elegant, sie
haben Stil, sie versprechen ... Abenteuer!"
"Abenteuer?",
lachte Erika nun ihrerseits, "mit deinen Seidenfetzen erlebst du
höchstens das Abenteuer, dass sie reißen, wenn du mal zu schnell
aufstehst. Und Stil? Konrad, du trägst doch selbst am liebsten deine
alten Boxershorts mit den Comicfiguren drauf, sobald du zu Hause bist!"
Diese
Konter brachte Konrad fast um den Verstand vor Lachen. Er schlug auf
den Tisch und prustete: "Das ist etwas anderes! Die sind für den
Privatgebrauch! Aber du, Erika, du präsentierst deine Baumwollpracht mit
einer Selbstverständlichkeit, als wäre es das Normalste auf der Welt,
wie ein wandelndes Plädoyer für 'Funktion vor Form'!"
Erika
erhob sich vom Tisch, schmunzelte und tätschelte Konrads Schulter. "Nun
ja, Liebling, jemand muss ja die Fahne für die Vernunft hochhalten. Und
ehrlich gesagt, deine Lachanfälle sind es mir wert. Sie sind fast so
gut wie ein gutes Bauchmuskeltraining."
Konrad
beruhigte sich langsam, wischte sich die Augen und sah Erika liebevoll
an. "Du hast ja Recht, du alte Baumwoll-Fanatikerin. Und irgendwie ...
finde ich es ja auch charmant. Es ist halt typisch Erika."
Erleichtert,
dass das Thema ohne größeren Streit endete, lachte er noch einmal kurz
auf, dieses Mal mit einem warmen Unterton. Denn trotz aller Spötteleien
wusste er, dass er Erikas pragmatische und authentische Art liebte –
Baumwollunterhosen hin oder her.
Kommentare:
AntwortenLöschen