„Je mehr Leute es sind, die eine Sache glauben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Ansicht falsch ist. Menschen, die recht haben, stehen meistens allein.“
*Søren Kierkegaard*
Wenn Leute lachen, sind sie fähig zu denken. – Dalai Lama
Letzte Woche habe ich ja Aida vorgestellt und geschrieben.
Im Vergleich zu dem vorausgegangenen Don Carlos
stuft man heute Aida etwas niedriger ein - wegen der martialistischen
Aufmärsche und kriegerischen Emotionen oder auch wegen stillschweigender
Duldung der geschlossenen Gesellschaft.
Dagegen übt der jugendliche Idealismus, der sich gegen die Tyrannei der Alten auflehnt, eine viel größere Faszination aus.
Im
Grunde ist Aida trotz der Aufmärsche, wie sie ein Inszenierungsstil in
der Tradition der Arena von Verona kultivierte (1912 wurde Aida in
Gizeh, 1987 vor dem Tempel von Luxor gespielt), ein intimes
Kammermusikalisches Werk, in dem die gebrochenen Farben und elegischen
Töne des Don Carlos dominieren.
Mit dieser für die Weltausstellung 1867 komponierten Oper wollte Verdi in Paris endlich jenen Triumpf erzielen, den man ihm bei den Vépres siciliennes ( Die sizilianische Vesper) verwehrt hatte.
Don Carlos ist Verdis ehrgeizigstes und umfangreichstes Werk. Zum letzten Mal zollte er der Gattung der Grand opera Tribut und schuf damit die später international erfolgreichste Große Oper überhaupt.
Anregungen zum 1. Akt dem sogenannten Fontainebleau-Akt zu der Erscheinung Karls V. sowie zu dem vom Großinquisitor niedergemetzelten Volksaufstand fanden die Librettisten in Stücken wie Andrea Chenier
Verdi unterzeichnete im Dezember 1865 seinen Vertrag und komponierte sein Werk im folgenden Jahr in Paris, Busseto und dem Pyrenäen-Badeort Cauterets. Im Sommer 1866 begannen die acht Monate dauernden 270 Proben, die aber bei der Premiere Verdis Ehrgeiz nicht belohnten,
Die verblüfften Zuhörer und Kritiker warfen Verdi, vielleicht ausgehend von der
"leitmotivisch"' ausziselierten Konversationston , der in den Szenen vorherrscht, Einfluß von Wagner vor, obwohl er sich bis dahin mit der Musik seines deutschen Konkurrenten noch gar nicht auseinandergesetzt hatte.
Verdi selbst war von der Aufführung, die er "blutlos" und "kalt" nannte, unzufrieden.
Erst im Laufe von 20 Jahren fand die Oper dann zu ihrer endgültigen Form.
Die Forschungen von U. Günther und L. Petazzoni haben nicht weniger als sieben Fassungen gesichert. Eine verbindliche Anweisung, wie die Oper auszuführen sei, kann es nicht geben, deshalb erschien sie auf den Bühnen
"in der Fassung von 1867, mit den vor der Premiere gestrichenen Stücken. oder ohne sie, in der 4aktigen Version von 1884, in der Kraut- und Rübenfassung von 1886, oder gar in einer neuen Kombination aller drei Möglichkeiten. " Julian Budden. Doch haben sich die nun die Fassungen von 1883 und 1886 durchgesetzt.
Obwohl Elisabeth und Eboli, je zwei, Philipp und Posa je eine eindrucksvolle Arie haben, ist Don Carlos eine Oper der Duette und Ensembles, einschließlich des Autodafés, eines von Verdi grandiosen Concertti.
Dafür haben Elisabeth und der mit seiner Romanze zu Beginn mit seiner Romanze zu Beginn der Oper relativ stiefmütterlich behandelte Carlos, gleich drei Duette von ganz unterschiedlicher Farbe, die von der Leidenschaft junger Liebe, bis zum resignativ verhangenen Abschied reicht.
Feurig ist das Duett Carlos, Posa,
"Freundschaftsduett"
Ich mag es so sehr.
Beklemmende Konversation ist das Duett Philipps mit Posa,
und - eine der eindrucksvollsten musikdramatischen Konfrontationen der Opernbühne -
Die Szene mit dem Großinquisitor,
das Terzett Eboli, Carlos, Posa im 3. Akt.
sowie das Quartett im 4. Akt
Hier entschlüsselt sich Verdis Kunst der charaktervollen Situationsbeschreibung.
Obwohl Don Carlos - selbst in seiner gekürzten Version - eine sehr lange Oper ist, gelang es Verdi durch seine subtile Orchestersprache, die leitmotivische Verwendung bestimmter Instrumente und Klangfarben eine spannungsvolle Klangdramaturgie zu entwerfen, die jede Szene plastisch ausleuchtet und ihr eine unverwehselbar dichte Atmosphäre verleiht.
Im Autodafé werden z.B. die Gegensätze zwischen dem Festchor und dem Trauermarsch durch ein dunkel intoniertes "Dis irae" unterstrichen, später nehmen Klarinetten das Freundschaftsmotiv auf, nachdem Carlos von den Wachen abgeführt wird. (siehe oben die Videos).
Weitere Kennzeichen dieser meisterhaft strukturierten Partitur sind u.a. das Hörnervorspiel für die erste Szene im 4. Akt,
das gellende, dem König zugeordnete Bläser-Fortissimo in seiner Auseinandersetzung mit dem Großinquisitor
oder die von den Holzbläsern aufgenommenen Erinnerungen der Königin im Vorspiel ihrer Arie im letzten Akt.
Julian Budden meint:
"Die besten Szenen im Don Carlos hat weder Verdi noch einst jemand je übertroffen, viele halten diese Oper für die schönste im Verdi-Kanon. Sie greift am weitesten aus, was die Auslotung der Gefühle und der Reichtum einprägsam gezeichneter Charaktere anlangt, die vollkommenste ist sie freichlich nicht."
Eine sehr dunkle und sehr emotionale Arie:
Philipp sitzt in seinem dunklen Schloß.
Sie hat mich nie geliebt.
Ella giammai m'amò
Quellen: Knauers Opernführer Julian Budden
Ich mag diese Oper sehr, wenn man auch hier sehr viel Sitzfleisch braucht. Don Carlos habe ich an der Oper Stuttgart vor Jahren einmal gesehen.
Damals war die Aufführung auch recht skandalös, weil hier im Autodafé Nackige auf die Bühne gekommen sind.
Ich kann allerdings einem "Operneinsteigern" (es gibt unter den Bloggern sicherlich nicht viele, :-)) nur empfielt es sich, nicht gleich diese doch recht schwere Oper anzuschauen. Wie wäre es hier mit La Traviata?
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Weil morgen der 1. Advent ist, zeige ich noch ein paar Bilder vom Geschäft meiner Floristin Birgit Aurenz am Bahnhof in Bietigheim.
Ein wundervolles Geschäft. Floristik vom Feinsten und die Adventskränze sind allererste Sahne. Die Bilder habe ich micht dem Smartphone gemacht. Ich sage jetzt liebe nicht, was die Kränze kosten. Aber sie sind meistens haltbar und können weiterverwendet werden.
Die Blumen sind ein bissele teuerer, als anderswoh z.B. im Supermarkt, aber sie sind frisch und allererste Ware.
Gestern habe ich angefangen zu backen, heute sind die Bärentatzen dran. Morgen feiere ich Advent mit der Familie meiner Schwester und dann ist das Wochenende auch schon wieder rum.
Die nächste Woche wird anstrengend, Friseur, Fahrrad putzen, Fußpflege, das Ballett Schwanensee, die Fuggerei in Augsburg mit Weihnachtsmarkt eine Kunstführung, dann ist die Woche auch schon wieder rum.
Weihnachtsfeiern in der ehemaligen Firma stehen an, wobei ich hier nicht weiß, ob ich hingehe. Nach 11 Jahren Ruhestand haben sich die Gesichter auch verändert, da trifft man sich dann doch lieber mit den Ehemaligen in einem Cafe oder so.
Wünsche allerseits einen schönen 1. Advent.
„Es gibt ein erfülltes Leben trotz vieler unerfüllter Wünsche“
Dietrich Bonhoeffer (evangelischer Pfarrer, von den Nazis ermordet)
Hach…Oper…da war ich schon lange nicht mehr. Warum eigentlich nicht, frage ich mich gerade. Wahrscheinlich weil so viele andere Dinge gerade in meinem Leben dran sind. Schon spannend, nicht nur die Oper zu hören, sondern Entstehungsgeschichten zu recherchieren. Dir eine friedvolle Adventszeit. Vielleicht mit der Zauberflöte? Liebe Grüße.
Hi Frau Doktor :-))), neee nix Zauberflöte, am Neujahrstag Konzert in der Stuttgarter Oper, aber am Dienstag Schwanensee, da bin ich gespannt. Ich mag halt Klassik und je älter ich werde, umso mehr nimmt sie Besitz von meinem Leben. Schöne adventliche Grüße Eva, die hoffentlich bald wieder etwas besser seiht. es nervt.
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Kommentare
AntwortenLöschenHach…Oper…da war ich schon lange nicht mehr. Warum eigentlich nicht, frage ich mich gerade. Wahrscheinlich weil so viele andere Dinge gerade in meinem Leben dran sind.
AntwortenLöschenSchon spannend, nicht nur die Oper zu hören, sondern Entstehungsgeschichten zu recherchieren.
Dir eine friedvolle Adventszeit. Vielleicht mit der Zauberflöte? Liebe Grüße.
Hi Frau Doktor :-))),
Löschenneee nix Zauberflöte, am Neujahrstag Konzert in der Stuttgarter Oper, aber am Dienstag Schwanensee, da bin ich gespannt.
Ich mag halt Klassik und je älter ich werde, umso mehr nimmt sie Besitz von meinem Leben.
Schöne adventliche Grüße Eva, die hoffentlich bald wieder etwas besser seiht. es nervt.