Christian Friedrich Daniel Schubart in Geislingen, ein Opfer willkürlicher Gewalt, Geislingen 2. TEil
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Heute geht es nun weiter mit Geislingen und zwar mit Christian Friedrich Daniel Schubart.
Es kommt aber noch ein letzter 3. TEil.
Alle Teile von Geislingen findet man
HIER
Meine Rad-Touren für den Januar 2025 habe ich nun am 6. Januar und vorgestern und gestern beendet, die werde ich noch zeigen. Leider war das Wetter zu schlecht um mehr zu machen, aber ich bin zufrieden.
Die einen sagen der Januar ist zu warm und die anderen zu kalt, ich kann da immer nur müde lächeln. Ist doch gut, wenn es warm ist, wenns kalt ist, schreit man doch auch. Also was soll das.
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Der berühmte Oelenhainz schuf das Bildnis des berühmten Dichters Schubart
(1739 - 1791). Es ist ein sehr markantes Gesicht, feist und mit einer geröteten Nase und glänzenden Wangen.
Ohne jeglichen Prozess wurde er wegen seiner scharfen Kritik an der Politik von Carl Eugen 10 Jahre auf der Festung Hohenasperg eingekerkert. Wer weiß, wie damals der Strafvollzug war, kann sich vorstellen, dass er danach ein gebrochener Mann war, politisch aber ungebrochen starb er mit 52 Jahren.
Aber auch seine Verbitterung bestimmte seine weitere Dichtung. So nahm Schiller, der sich ja auch mit Carl Eugen anlegte, die Dichtungen von Schubart für seine Räuber zum Vorbild.
Ich habe meinen Post ja an der Stadtkirche und dem Pfarrhaus beendet.
Nun wird es interessant.
Hier auf dem Kirchplatz steht das
Schubart Schulhaus
Das Schubarthaus steht neben der Stadtkirche.
Hier wirkte Schubart von 1763 bis 1769.
Die Fassade des Schulhauses wurde im 18.Jahrhundert im Zuge einer Fassadengestaltung an Fachwerkhäusern verputzt.
Schubart, ein Rebell, der es bis zuletzt mit der Kritik an Herzog Carl Eugen zum Äußersten trieb. Dieser sperrte ihn dann in der Festung auf dem Hohenasperg hierauf dem "sogenannten höchten Berg" Deutschlands ein.
Ich habe schon mal eine Schubartführung dort gemacht und auch auf meinem alten Blog berichtet. Aber auch ohne Schubartführung ist es dort oben
recht interessant.
Die erste Nummer von Schubarts Teutscher Chronik erschien am 31. März 1774 in Augsburg.
Das 8seitige Blatt erschien zweimal wöchentlich und es wurde von Schubart alleine verfasst. Schubart diktierte jeweils die nächste Ausgabe in einem Wirtshaus.
Er berichtete darin vor allem aus deutschen Ländern und über europäische Ereignisse. Im Zuge des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ab 1775 weitete er sein Themenfeld auf England und Nordamerika aus.
Er verhelte seine Kritik gegenüber der Herrschaft des Herzogs Carl Eugen nicht und deshalb mache er sich den Herzog zum Feind.
Die Gedichte "Die Fürstengruft" und die Kaplieder in denen er die Willkür der Herrschenden und die Ausbeutung durch die Obrigkeit anprangerte, erregten allgemein Aufsehen.
Schubart strebte in Geislingen das Pfarramt an und durfte regelmäßig in Geislingen und den umliegenden Gemeinden predigen.
Allerdings nutzte er die Kanzel - und dies zum Unmut der Geistlichkeit - um seine obrigkeitskritische Meinung zu verbreiten.
Für den Ortspfarrer fand Schubart den Spruch, den er auch in der Schule einsetzte:
„Du Hauptmann von Kapernaum, Schlag diesen Pfaffen lahm und
krumm, Und schlägst du ihm die Rippen ein, So sollst du Oberstleutnant
sein.“
Schubart verbrachte seine Abende und Nächte rauchend und trinkend in den Geislinger Wirtshäusern.
Schubart war ein Exot und viele Geislinger betrachteten das Treiben von ihm mit Belustigung. Bei einigen löste sein Hinwegsetzen über Konventionen sehr viel Empörung aus.
Schwiegervater Oberzöller Bühler beschwerte sich öfters über seinen Schwiegersohn bei den kirchlichen und schulischen Aufsichtsbehörden in Ulm.
Schubarts provokanter Lebensstil und auch seine Konflikte mit der geistlichen Obrigkeit setzten sich aber auch in Ludwigsburg weiter fort. 1773 führten dies zu seiner Entlassung und Verbannung aus Württemberg.
Mittellos suchte er in verschiedenen Städten außerhalb Württembergs u.a. in Mannheim und München. 1774 ließ er sich dann vorläufig in Augsburg nieder, von wo er eine journalistische Tätigkeit aufgenommen hat.
Schubart bewarb sich 1763 von Aalen aus auf die Stelle eines Hilfslehrers in Geislingen, um von seinen Eltern finanziell unabhängig zu sein. Er lebt dort fast acht Jahre und gründete eine Familie. Er fühlte sich aber in Geislingen, einer Stadt, die auf dem Territorium der Reichsstadt Ulm stand, geistig eigeengt.
1767 schrieb er an seinen Schwager:
"Hier in Geislingen passiert nichts. Eine ewig langweilige Monotonie liegt auf uns und macht dass ein Narr den anderen angähnt".
Im Obervogt Germanus von Baldinger fand Schubart einen Gönner. Er erlaubte ihm, seine Privatbibliothek zu benutzen. Er holte sich auch dort Anregungen für sein literarisches Wissen. So kann Geislingen auch als seine fruchtbarste Zeit betrachtet werden. Hier entstanden auch seine Gedichtesammlungen "Die Baadcur, Zaubereien Todesgesänge"
Seinen Abschied aus Geislingen gestaltete sich für Schubart aber doch verklärend. Rückblickend schrieb er in seiner Autobiografie:
„[u]nter tausend Thränen,
durch den langen Reihen meiner lieben Schüler hindurch, von vielen
beschenkt, und allen gesegnet, und mit schwerem Herzen fuhr ich von
Geißlingen ab (…).“
Bekannt sich die Schubart-Diktate.
Bei diesen handelt es sich um beißende und provokant forumlierte Musterbriefe, die die Kinder in der Kunst des Briefeschreibens unterrichten sollten.
Sie dienten aber Schubart auch als Ventil seinen Frust über die geistige Enge in Geislingen auszudrücken. Rund 230 Diktate sind heute erhalten, rund ein Fünftel davon bisher noch ungedruckt.
Ich kenne Schubart und sehr vieles von ihm, aber dass er soviel geschrieben hat, das wußte ich nicht.
Schubart Diktate
HIER
Sicherlich kennt man doch das Kunstlied,
"Die Forelle"
Schubart war nicht nur ein begnadeter Klavier- und Orgelspieler, sondern er komponierte auch seit seiner Jugend selbst.
Er schrieb schon im Alter von 14 Jahren auf dem Nördlinger Lyzeum Klaviersonaten, Choräle und Lieder im Volkston und arrangierte sie. Er spielte an der Orgel in der Stadtkirche in Geislingen seine selbstgeschriebenen Kompositionen.
Während der Gefangenschaft auf dem Hohenasperg verfasste und vertonte er 1782 sein berühmtestes Gedicht.
Die Forelle.
Es wurde allerdings erst mit Franz Schuberts (1785/86) Vertonung weltberühmt. Schubart legte in seiner Haft auf dem Hohenasperg der Nachwelt mit seinen mehrfach aufgelegten und übersetzten Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst wichtige musiktheoretische Überlegungen vor.
1982 schuf der deutsche Bildhauer Gernot Rumpf ein Gedenken an Schubart in Form des Forellenbrunnens.
Der sogenannte Forellenbrunnen zeigt zum einen zwei Elefanten. Wie ich berichtet habe ist auch ein Elefant im Wappen der Helfensteiner auf der Burg zu sehen, es ist das Wappentier der Stadtgründer der Grafen von Helfenstein.
Die Forellen am Brunnen sind wieder eine Anspielung auf das Schubartgedicht.
"Die Forelle".
Die Geislinger Bürgerschaft wird durch Fischplastiken mit Charakterzügen der Geislingen Bürgerschaft dargestellt, wie Schubart es zu seinen Lebzeiten mit viel Ironie getan hat. Als zusätzliche Anspielung sieht man auf dem Beckenrand einen Schuh mit Bart.
Ich konnte den Forellenbrunnen leider nicht gut fotografieren, da er wegen des Winters abgedeckt ist. Schade, aber ich möchte den Brunnen nochmals sehen.
Hier das Schubarthaus, in dem er seinen Hausstand gründete.
„Nur zu frühe für meine Ruhe, und zu störend für Wissenschaft und Tugend“.
So meinte Schubart in seinem Verhältnis zu Frauen, die er später in seinen Lebenserinnerungen festgehalten hat.
Seine ersten Erfahrungen machte er mit 17 Jahren mit dem weiblichen Geschlecht.
Er führte stets ein ungezwungenes Liebesleben und ließ dann bei seinem Umzug nach Geislingen in Aalen 1763 eine gewisse Katharina Darm (1743-1780) zurück. Die heiratete aber dann seinen Bruder Johann.
Im November 1763 teilte Schubart seinen Eltern mit, dass er heiraten werde.
Der Legende nach hatte er bestimmten Honorationen der Stadt nach seiner Ankunft seine Aufwartung gemacht, um sich der Gesellschaft bekannt zu machen.
Sein Weg führte ihn auch zum Alten Zoll. Hier führte Oberzoller Johann Georg Bühler das Amt. Diese bat er um die Hand seiner Tochter, die ihn gar nicht kannte.
Der Legende nach soll er dem Vater erklärt haben, dass er das Haus erst verlassen werde, wenn dieser ihm die Einwilligung für die Hand seiner Tochter gegeben hat.
Der Alte Zoll
Ein schönes Gebäude aber drumherum ist es nicht sooo schön, vielleicht im Sommer, wenn der Platz bepflanzt ist. Der Alte Zoll liegt in der Fußgängerzone und ist die Urzelle der Stadt Geislingen.
1495 von den Ulmern erbaut, es ist nicht das ursprüngliche Zollhaus. Wahrscheinlich wurde es von den Helfensteiner Grafen an der früheren Stelle des alten Zollhauses errichtet. Ein Zeugnis mittelalterlicher Holzbaukunst.
Es ist ein siebenstöckiges Gebäude das sich durch eine sehr schöne Giebelfassade auszeichnet. Eine aufwändige Verblattung von Eichenlaub unterstreichen den Charakter des Gebäudes.
Im Erdgeschoß befand sich die Zollstation. Die oberen Stockwerke waren Warenlager und Fruchtkasten für den Zehnten und Gülten.
Die Verlobung mit der 19jährigen Helene Bühler fand am 5. November statt und die Heirat am 10. Januar 1764.
Schubart war ein sehr aufbrausender, auch gewaltätiger und sehr untreuer Ehemann. Aber nach einigen Jahren stabilisierte sich das Verhältnis.
Über seine Ehe mit der schüchternen Helene schrieb Querdenker und Lebemann Schubart rückblickend:
„Ich konnte mein Weib durch ihre Verheiratung nicht glücklich machen. Es war die Verbindung des Sturmes mit der Stille, der feurigen Torheit mit der abgekühlten Vernunft, der Anarchie mit der Ordnung. Ich war viel zu wild, um die Seligkeit des häußlichen Lebens ganz empfinden zu können (…).“
Begraben ist Schubart auf dem Hoppenlaufriedhof in Stuttgart.
Ich war ja schon oft auf diesem Friedhof und werde demnächst wieder eine Tour dorthin machen
Ich wußte zwar einiges über Schubert, auch vom rebellischen her.
Aber soviel nicht.
Man muß tatsächlich öfters mal unterwegs sein und dann soviel auch kennenlernen.
Aber das ist auch eine Frage des Interesses.
Mit Geislingen geht es demnächst weiter.
Quelle: Schubart Gesellschaft
Stadt Geislingen
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