Die Wallmersiedlung in Stuttgart-Untertürkheim
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Eine Radtour führte mich Anfang des Monats für den Monatsspaziergang im Juli nach Stuttgart-Untertürkheim in die Wallmersiedlung.
Ich bin vom Wohnort aus über verschiedenen Stationen gefahren (dort habe ich schon wieder etwas kennengelernt, das städtebaulich auch super ist und sich wunderbar für einen Monatsspaziergang eignet) und bin durch das Tapachtal gefahren, schon ein sehr schönes Tal.
Hier oben drüber fährt auch die Schusterbahn, das ist eine Verbindungsstrecke zwischen Untertürkheim und Kornwestheim.
Die
Grünanlage Tapachtal gehört zum Stadtteil Stuttgart-Rot und liegt auf
einer nach Süden ansteigenden Anhöhe und reicht bis zu einer Höhenlage
von 325 m. Vom oberen Teil der Grünanlage hat man einen herrlichen
Rundumblick über das Neckartal mit dem Max-Eyth-See über Ludwigsburg bis
hin zu den Löwensteiner Bergen im Norden.
In frühern Zeiten war
dort ein Steinbruch und diente dann im Königreich Württemberg schon vor
dem Zweiten Weltkrieg als Schießplatz.
Nach Ende des Krieges wurde
das Gelände in den 50er Jahren mit über zweieinhalb Millionen Kubikmeter
Bauschutt aufgefüllt. Die heutige Topografie entstand.
Im Jahr 1962
wurde ein Kleingartenverein unter dem Namen "Ortsverein Tapach"
gegründet. Die Kleingartenanlage wurde 1966 als Dauerkleingartenanlage
baurechtlich gesichert und 1971 fertiggestellt.
Quelle: Website Stadt Stuttgart
Die Wallmersiedlung ist eine Arbeitersiedlung, die in der Zwischenkriegszeit gebaut wurde und die heute in ihrer Sachgesamtheit unter Denkmalschutz steht.
Wer einmal mit dem Denkmalschutz zu tun hatte, beruflich oder privat, weiß, dass das alles nicht ganz einfach ist. Manche Leute legen auf so alte Siedlungen und die Geschichte keinen Wert, aber ich finde so etwas schon mehr als erhaltenswert.
Für manche sind es nur Steine, für mich ist es ein Stück Stadt- und Architekturgeschichte.
Stuttgarts Stadtteil Untertürkheim liegt idyllische zwischen Weinbergen und dem Neckartal. Wunderschön und ideal zum Radeln. .
Die Siedlung besteht aus zwei Bereichen, wobei der ältere Teil (der "alte" Wallmer) aus den Jahren 1925 und 1926 noch im Heimatstil gebaut wurde und dieser vereint einige Besonderheiten und die Siedlung feierte vor einiger Zeit ihr 90-jähriges Jubiläum.
Der Heimatstil beinhaltet steile Satteldächer auf expressionistischen Fassadendetails. Die Architekten Friedrich Mössner und Alfred Daiber und Heinrich Dolmetsch planten großzügige Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen mit Wohnflächen zwischen 61 und 107 Quadratmetern. Diese Architekten prägten ihren Teil der Gebäude individuell.
Friedrich Mössner orientierte sich streng am Standardgrundriss der Stadt und
Alfred Daiber entschied sich dazu das Treppenhaus auf die nordöstliche Seite zu verlegen, um die nach Südwesten ausgerichteten Wohnung attraktiver zu gestalten.
Wenn man verschiedene Siedlung anschaut, z.B. die Köpenick-Siedlung in Bietigheim - hier habe ich ja schon davon berichtet - kann man schon Parallelen feststellen.
Die Gegend war früher etwas verrufen, wie z.B. der Hallschlag in Stuttgart-Bad Cannstatt, man sagt im Schwäbischen auch "s´ hats a Gschmäckle", das kommt daher, weil auch die sozialen Brennpunkte sehr hoch waren und heute auch noch teilweise sind.
Es ist eine sehr schöne Gegend hier unten am Württemberg, dort oben steht auch die Grabkapelle im Stadtteil Rotenberg, da kommen wir aber gleich dazu.
Woher kommt nun der Name Wallmer?
Es leitet sich von Walm ab, das war 1929 ein Flurname, der sich von Walm, für Walmdach ableitet. Ein Walmdach ist ein Haus, dessen Dach Abschrägungen am Giebel hat.
Diese Häuser, die im Heimatstil erbaut wurden, verfügen noch über ein traditionelles Satteldach, so wie es bei Häusern im Heimatstil üblich ist.
Der neuere Teil der Wallmersiedlung wurde im Jahr 1939 bis 1930 im Stil des Bauens der Neuen Sachlichkeit erbaut.
Architekt war Richard Döcker, er hat schon 1928 für die berühmte Weißenhofsiedlung des Deutschen Werkbundes in Stuttgart zwei Häuser entworfen.
Berichtet habe ich hier schon mal über die Weißenhof-Siedlung.
Wer sich mit Architekten auskennt, findet hier schon ganz bekannte Architekten.
Als ich für mein Studium der Innenarchitektur die Kunstakademie in Stuttgart besuchte, war die Weißenhofsiedlung leider noch in einem desolaten Zustand aber sie war damals schon ein Besprechungspunkt der Klasse von
Herta Maria Witzemann.
Diese Häuser der neuen Wallmersiedlung sind so ganz im Stil des Neuen Bauen entworfen und erinnern sehr stark an die Weißenhofsiedlung.
Die neue Wallmersiedlung besteht aus zwölf einzelnen Gebäuden und werden durch gemeinschaftliche Grundflächen abgetrennt.
Interessant ist das Haus in der Sattelstraße, da konnte ich aber nicht so recht fotografieren, weil zuviele Autos herumgestanden sind. Es dient als Hofdurchfahrt und hat deshalb keinen Erdgeschloß.
Überhaupt frage ich ich mich, warum man hier ein Auto braucht?
Die Verbindungen des ÖPNV sind derart gut, man ist mit den Öffenltichen viel schneller in Stuttgarts Innenstadt, als mit dem Auto, zudem muß man noch einen Parkplatz suchen.
Durch gelungene Bauplanung und Einhaltung besonderer Vorschriften erhalten die Wohnungen einen wunderbaren Zugang für Licht, Luft und Sonne. und das galt in dieser Zeit als modern.
Heute gehören die Wohnungen dieser Siedlung einer bestimmten Wohnungsgesellschaft in Stuttgart.
Ich habe mit einem Herrn gesprochen, der hier in einer 4-Zimmer-Wohnung mit
90 Quadratmetern wohnt und er bezahlt eine Miete von 1200 Euro. Ich habe nicht gefragt, ob kalt oder warm, denke aber dass es die Warmmiete ist.
Da in den Jahren der Weltwirtschaftkrise große Not herrschte bezuschusste die Stadt die Wohnungen dennoch und setzte auf kleine 3-Zimmer-Wohnungen.
Den Bewohnern stand noch eine Badeanstalt, eine zentrale Waschküche und ein Lebensmittelgeschäft zur Verfügung.
Interessant ist auch, dass verschiedene Hochbunker zu Wohnhäusern umgebaut wurden. Dieser Anbau war mal ein Lebensmittelgeschäft.
Diese Siedlung ist sehr hübsch und gefällt mir auch sehr, viel Grün, sehr viel Grün und diese Linde hat einen wunderbaren Duft ausgestrahlt.
Ich kann ja verstehen, dass man Balkone haben möchte und sie wurden ja auch angebaut, aber schön finde ich das nicht und ich finde gerade bei diesen Häusern hätte man es am besten gelassen.
Das habe ich aber damals schon gesagt, als der Anbau beschlossen wurde.
Aber ich kanns auch verstehen, wenn die Bewohner einen Balkon möchten.
Aber so doch nicht, da kann ich nicht mal einen Pups lassen, ohne dass der Nachbar das nicht mitbekommt. Aber das ist ja bei Reihenhäusern und sogar freistehenden Häusern auch der Fall.
Unendliche Bauvorschriften waren für die Balkonanbauten zu überwinden.
Denkmalschutz usw.
Übrigens wurden die Wohnung inzwischen vollkommen saniert und auf den neuesten Stand gebracht und vollkommen saniert.
Jedenfalls ist es eine hervorragende Lage, wenn man hier wohnt, direkt unter dem Württemberg.
Nach dem Besuch dieser Siedlung radeln wir noch auf den Württemberg und schauen, was an der Grabkapelle los ist.
Ich war da schon oft im Inneren, es ist eigentlich eine russische Kirche und die Grabstätte von Königin Katharina und Wilhelm I.
Näheres kann man in diesem Post lesen.
Dort oben habe ich einen Schweizer Eidgenossen aus Zürich kennengelernt, der oft und gerne so zu Besuch nach Stuttgart kommt und gar nicht mehr so gerne in der Schweiz ist, alles ist viel zu teuer.
Keine Ahnung, ich gehe nicht in die Schweiz.
Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf Stuttgart, naja, von oben sieht wohl jede Stadt wie eine Steinwüste aus.
ABER diese Lage in einem Kessel gibt es nur in Stuttgart, das findet man nirgendwo mehr in Deutschland oder sogar in der ganzen Welt.
Wer hier oben auch wohnte, ist die Künsterlin Käte Schaller-Herlin, deren Altarbild in der Gaisburger Kirche schon etwas ganz Besonderes ist.
HIer habe ich mal einen Post geschrieben
und der Dirigent des Württembergischen Staatsorchesters Karl Münchinger.
Ein begnadeter Dirigent und er blieb in Stuttgart nur deshalb am Staatstheater, weil man es ihm ermöglichte ein Haus auf dem Württemberg, hier. Baurechtlich gilt hier Naturschutzgebiet und Bauverbot.
ABER!!!!???
Bitte und wieder, es ist der Württemberg und dort stand die Stammburg der Württemberger, aber dazu muß man dann den Bericht, den ich oben angefügt habe, lesen. Rotenberg ist nur der Stadtteil, der auf dem Württemberg liegt.
Er blieb dann auch bis zu seinem Tod in Stuttgart, naja bei dieser Aussicht.
In einem Garten fand ich Schachbrettfalter und noch Grünadernschmetterlinge.
Den Post habe ich aber auch schon gezeigt.
Hier
Da ich ja mit dem Rad unterwegs war, bin ich wieder den Württemberg hinunter gefahren und am Neckar entlang und siehe da, wieder ein Schiff.
Ja,
hier der Berger Steg, da hängen auch viele Erinnerungen dran. Hier bin
ich immer mit den Eltern und auch mit meiner Familie drüber gegangen, um
auf das Volksfest zu gehen, das auf dem Cannstatter Waser gerade
abgehalten wurde.
Ich habe soviele Erinnerungen an Stuttgart und an diese Stadt in der ich geboren wurde, in der ich aufgewachsen bin, in der ich in verschiedenen Stadtteilen gewohnt habe und es ist eine Stadt mit der ich gearbeitet habe.
Die Bezirke Nord, Zuffenhausen, Zazenhausen, Feuerbach, Weilimdorf, usw., das war mein Arbeitsgebiet. Ich bin zwar schon 13 Jahre aus dem Beruf, aber ich würde mich wieder in das Arbeitsgebiet Bauen einfinden. Es war schon interessant mit Schauspielern, Architekten, Stars und Sternchen zusammenzuarbeiten, denn da wohnen einige in Stuttgart.
Es ist aber auch ein Plus, denn ich kenne vieles in Stuttgart, was andere nicht kennen und davon werde ich noch schreiben. Nein, das alles habe ich vom Kollegen Bärle, der war unschlagbar in seinem Berufsgebiet.
Jetzt ist er auch schon fast 2 Jahre tot. Von seiner Rente hat er gar nichts gehabt.
Fasnet 2012.
Der Post geht heute an den Monatsspaziergang bei Kristina.
Natürlich gibt es heute wieder eine Zusammenfassung der Tour, man muß sie ja nicht lesen, aber ich möchte sie für meine Statistik haben.
Tour am 2. Juli 2023
61 Kilometer
1.714 Höhenmeter
858 Climb
856 Downhill
Fahrzeit: 4,5 Stunden
Gesamtkalorien 2.100
Wetter 17 Grad
Luftfeuchtigkeit 86 %
Ich muß nächste Woche schauen, wie ich alles unter einen Hut bringe.
Vom Zahnarzt bis zur Einreichung der Rechungen bei der Privaten Zahnversicherung und
einem Zahnarztbesuch, Radeln und einem nochmaligen Besuch von Würzburg, weiss ich nicht, wie ich zum bloggen komme. Ich bin noch nicht tot, falls ich mich nicht melde.
Gestern sind wir zu einerm See geradelt, aber lange waren wir nicht dort und wir landeten in einem bewachsenen Wanderweg mit Dornen usw.
Aber wir habe es geschafft wieder auf die Straße zu kommen, das war schon grenzwertig, wir sind samt Rädern den Abhang mehr hinutergerutscht..
Aber das war eben die Tour und wenn mein Freund eine Tour radeln, muß man da durch. Egal wie.
Danach haben wir noch Rast im Wald machen müssen, denn der Freund hatte einen Platten, das kommt schon mal vor, wenn man durchs Gestrüpp und einen Trail radelt.
Aber mit Gottes Hilfe haben wir alles gut gemeistert, allerdings sehen meine Bein recht schlimm aus.
Aber alles wurde fachgerecht und sanitätermäß versorgt.
Und ich glaube ohne so manche Stoßgebet, wäre das nicht so gut gelungen.
Die Woche beinhaltet viel und ich freue mich drauf.
Kommentare:
AntwortenLöschenHallo Eva,
AntwortenLöschenda hast du ja schönes gezeigt und hattest einen abwechslungsreichen Tag. Die Siedlung schaut nett aus, in diesem Zeitraum hat man wohl so gebaut. Die Balkone gefallen mir und diese Art findet man bei uns auch.
Nun, hast du ja einiges geplant.
Noch einen schönen Sonntag
Gruß
Hannelore
Wenn du dich dafür interessierst können wir nächstes Jahr gerne de Weißenhofsiedlung und das Le Corbusier Haus machen.
LöschenEine Besichtigung des hauses lohnt sich und ich könnte hier etwas ausmachen. Sozusagen eine Privatführung.
LGEva, die nur wissen muß, wann.
Ja das wäre auch etwas.
LöschenDas Haus ist UNESCO Weltkurlturerbe und inzwischen war ich so oft dort zu Besuch, dass ich selbst ein Führung machen könnte. Geht aber nicht.
Löschenhttps://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-deutschland/das-architektonische-werk-von-le-corbusier-ein
LG Eva
Schon lange schaue ich bei Ihnen vorbei und bewundere Ihre Vitalität.
AntwortenLöschenGanz besonders freue ich mich immer wieder über Berichte aus Stuttgart.
Bin auf den nächsten Spaziergang gespannt.
Mit freundlichen Grüßen Renate Haug