Niedere Geister sind abhängig vom öffentlichen Wohlwollen. * Esther Klepgen*

Das Dumme ist, dass Dumme nicht wissen, was Dummheit ist. *unbekannt*

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Gerbera in Orange und Weiß, lilafarbenes Schleierkraut, ein Drache, ein Wappen und Richelieu-Stickerei

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Die Überschrift ist ein wenig verwirrend, aber hier in diesem Post kommt tatsächlich das alles vor.  

Zuerst aber die Blumen am Donnerstag. 





 

Ich fand diese Gerberas frisch im Blumentopf.
Ich mag zwar Gerbera nicht so sehr, aber ich habe dann zu den orangenen und weißen Gerberas lilafarbenes Schleierkraut genommen. 

Was ich an den Gerberas nicht mag, ist, dass sie am Stiel immer schlonzig werden. 
Das übersetze ich jetzt nicht, ein Schwabe weiß, was das ist.

Dazu noch etwas Eukalyptus und vom Balkon Fette Henne (Sedum).. 

Ungewöhnlich, nun man muß auch mal Mut zu etwas Ungewöhnlichem haben. 

Ich finde es passt und es passt auch zu zwei ungewöhnlichen Sachen. 

1. dem Drachen 

2. dem Wappen

und

3. der Richelieu-Stickerei

 

Der Drache.

Da habe ich so viele Erinnerungen dran. Meine Schwester hat sie ja auch und zwar noch viel mehr als ich. Denn, als sie in Langenburg geboren wurde, hat mein Vater diesen Drachen schon lange besessen. 

Er stand auch in Pfedelbach und Langenburg in den 1920er Jahren auf dem Rauchtisch im Herrenzimmer. Ein Herrenzimmer gab es bei Laubs immer, sowohl in den Stuttgarter Wohnungen, als auch im Haus in Leonberg und da stand neben dem Schreibtisch und dem Bücherschrank meines Vaters auch der Rauchtisch und ein kleines Sofa. 

Mein Vater legte großen Wert auf sein Herrenzimmer und da gab es nichts, ein Herrenzimmer brauchte er. Gottseidank hatten wir immer große Wohnungen, die sehr teuer waren, aber das wurde dann schon auf die Reihe gebracht.
Da hat auch die Oma immer etwas zugeschossen.


Mein Vater war Raucher, zuerst in den 20er Jahren Zigarette, dann Zigarre und Pfeife. 

Er mochte Meerschaumpfeifen und die lagen immer in der Mulde des Drachens.
Ich war nie so glücklich, wenn mein Vater seine Zigarren rauchte. Da wurde kein Fenster aufgemacht und der blaue Dunst stand im Zimmer.

Eigentlich hatte er ja sein Herrenzimmer zum Rauchen, aber da stand nun mal kein Fernseher, zumindest, als wir dann in Leoberg wohnten. Später war mein Vater so krank - auch die NS-Haft in Torgau machte hier etwas aus - dass er nicht mehr rauchen durfte und mit 74 Jahren dann starb. 

Als ich mich wegen des Drachens im Internet umgesehen habe, war ich erstaunt, was ich hier habe. 


 

http://www.museen-sh.de/Object/DE-MUS-075910/lido/52-1982 

Es ist von einem ganz bekannten Künstler.
Fritz Theilmann, ich kannte den Künster bis dato gar nicht.
Interessant auch, dass er in Karlsruhe geboren wurde und in Kieselbronn, das ist ca. sieben Kilometer von Pforzheim entfernt, 1991 gestorben ist. Wenn man manches nur früher gewußt hätte.
Für mich aber auch ein Anreiz hier mal zu forschen und dorthin zu radeln. Pforzheim ist ja pupseinfach zu erradeln.


Hier gibt es noch einen großen Bericht über Fritz Theilmann

HIER 

Das Herz, das neben dem Strauß liegt, ist ein Überbleibsel einer Baustelle, an einem Friedhof. Ich habe es mitgenommen und denke immer wieder an die Menschen, die hier begraben sind.

Bei Gelegenheit werde ich das Herz hier am Friedhof wieder ablegen, es macht mich traurig, dass ich damals, als ich es gefunden habe, mitgenommen habe, weil ich zu faul war, zum Friedhof zurückzuradeln.

HIER 



Im Herrenzimmer hing auch ein Bild mit einem Wappen, derer zu Laub von 1560.

 


 

Hinten auf dem Bild steht als Quellenangabe

Großes Siebmacher´sches Wappenbuch, einiges ist leider nicht lesbar. 

Wappenbeschreibung: 
In Silber drei mit den Stielen verschlungene schwarze Blätter aus schwarzem  Dreiberg wachsend.
Kopf: Des gleichen, Decken: schwarz-silber

Generalogischer Hinweis: Laub, in Regensburg,
Wußte gar nicht, dass die Laubs aus Regensburg stammen. 

Siebmacher war ein deutscher Wappenmaler. 

Da Bild mit Wappen war im Besitz meines Bruders, der verstorben ist und meine Schwester ist über 1000 Ecken wieder zu dem Bild gekommen. 

Da sie im Moment ihre Wohnung etwas verschlankt, hat sie mir verschiedene Dinge gegeben. 

Auch verschiedene Richelieu-Deckchen und ein Kopfkissen meiner Mutter.
Das ist feinstes Leinen, sowas bekommt man heute nicht mehr. Wenn man bedenkt wie alt dieses Leinen ist, meine Eltern haben 1928 geheiratet.

Meine Mutter hat ihre gesamte Aussteuer, bevor sie geheiratet hat, selbst gestickt und genäht. Teils von Hand, teils auch auf der Nähmaschine ihrer Mutter meiner Oma, die natürlich nicht elektrisch war.

Da kann man sehen, was die Frauen damals gearbeitet haben.
Heute sind die Frauen ja so im Stress, die würden heute bei der Arbeit zusammenbrechen.

Meine Mutter hat auch ihr Monogramm "Else Laub" in ihre Bettwasche gestickt. 

Das Kopfkissen, es war auch lange bei der Oma auf dem Sofa gelegen. Oma hatte den Bezug über einem roten Samtkissen und so kam die Stickerei erst so richtig heraus. 

Was Richelieu-Stickerei ist, das kann man HIER lesen und auch, was das alles mit dem berühmten Kardinal Richelieu zu tun hat. 

Nun liegt das Kissen auf meinem Bett und darf hier weitere Erinnerungen wecken. 

Was mit den Sachen mal passiert, weiß ich nicht, meine Kinder haben kein Interesse dran, auch nicht an meinem Porzellan. Aber das ist eben so. 

Richelieu Stickerei ist etwas ganz Besonderes und wie gut das Leinen war, das kann man heute sehen. Das, was hier gestickt wurde, hält heute noch. 


 

Ein Deckchen habe ich auch noch bekommen, das kommt aber ein anderes mal zum Zuge. 

Es gibt noch sovieles zu berichten und ich hatte tatsächlich eine ganz interessante Familie.

 

So, da meine Schwester ja noch im August 89 Jahre alt wird, hier ein paar Bilder aus den Jahren 1954 bis 1958. 

Wie alt meine Schwester hier war, kann man leicht selbst ausrechnen. 

Sie war immer sehr gut gekleidet, hatte nicht viel  zum anziehen, aber konnte gut kombinieren und kaufte in entsprechenden Läden ein.
Die Kleider auf den Fotos könnte man heute auch noch tragen, da meine Schwester immer zeitlose Mode trug.

Zum Beispiel bei Bleyle in Stuttgart, da kaufte meine Mutter auch ein. 
Beate Mössinger, war so ein Geschäft und natürlich immer wieder Breuninger.
Beate Mössinger war eine geborene Schöpp und das war wieder ein ganz besonderes Schuhgeschäft am Wilhelmsbau in Stuttgart. Leider ist das schon sehr früh in Konkurs gegangen.
Aber ich habe heute noch Schuhe im Keller, die ich dort gekauft habe.


Auch Helga Feddersen hatte ein Geschäft in Stuttgart und sie ist ja auch auf dem Steigfriedhof om Bad Cannstatt beerdigt. 

Berichtet habe ich HIER davon. 

Es ist halt der Zahn der Zeit, dass man wehmütig an frühere Zeiten in Stuttgart zurückdenkt. 

Es war einmal, als klein Eva, noch im wunderschönen Kaufhaus Schocken in Stuttgart einkaufen konnte, das einem hässlichen Eiermannbau weichen mußte.
Würde man heute auch nicht mehr machen. 

Das Kaufhaus Schocken war feinstes Bauhaus.
Bauhaus ist übrigens kein Baummarkt, wie manche so denken. In meinen Augen eine Bildungslücke.
Doch, es gibt ja auch einen Baumarkt, der sich Bauhaus nennt. Es wäre nicht schlecht, wenn manche mal nach Stuttgart gehen würden und sich die Bauhausiedlung ansehen würden.
Auch das ist Stuttgarter Geschichte und keine Nachkriegsbauten.

HIER


HIER kommt ein interessanter Bericht in der Stuttgarter Zeitung.

Genauso sah es innen aus und ich war oft mit einer Freundin dort.
Ich hatte es ja von der Olgastraße nicht weit in die Eberhardstraße, nicht wissend, dass ich dort in der Nähe bei der Stadt mal arbeiten würde.
Wenn ich über manches so nachdenke, dann macht sich schon eine gewisse Wehmut breit. 

Aber ich kann auch sehr viel erzählen, wie war das damals und????

Nun hat es auch das Haus Breuninger erwischt, es wird so weiter gehen, wenn nicht etwas passiert.



Auf dem Killesberg ca. 1954
Es liegt Schnee und meine Schwester trägt solche Schuhe.
Aber nur für das Foto.


Meine Schwester 1959, frisch verheiratet.



1956 die Kleine, das bin ich. Ich war und bin ein leidenschaftlicher Rollschuhfahrer und da fegte ich durch die Gegend und meine Mutter war ständig am Stopfen von Strümpen und Strumpfhosen.

Ich habe heute noch Rollerskates im Keller, ich sollte es mal wieder probieren.
Ich war und bin ein wildes Kind, habe mich nie unterkriegen lassen und meistens das gemacht, was ich für mich für gut befunden habe.
Da ist auch heute noch so.
Ich beisse lieber in eine Zitrone, als das zu machen, was mir andere Leute vorschreiben wollen.

Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft – vielmehr aus unbeugsamen Willen.“ *Mahatma Gandhi*


 

Je mehr ich mich mit manchen Dingen beschäftige, umso erstaunter bin ich, dass mir das alles erst jetzt auffällt, so auch am Dienstag auf meiner Radtour. 

Wir alle können auf ein ereignisreiches Leben zurückschauen, wenn ich nur an meinen Vater denke, was er so alles erlebt und gemacht hat. 

HIER 


Ich wünsche einen schönen Tag, heute bin ich in Stuttgart und gehe mit meiner Schwester einkaufen.

Nicht vergessen, heute gibts es wieder Kontrafunk aktuell.

 

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